idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
21.03.2025 10:26

Neue Echtzeit-Methode für die Umweltüberwachung

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Forschende aus Bochum, Duisburg, Karlsruhe und Münster haben eine neue Methode für die Umweltüberwachung entwickelt. Sie funktioniert mithilfe von Nahinfrarot (NIR)-Licht und ermöglicht, detaillierte spektrale Informationen aus verschiedenen Materialien und biologischen Proben präzise zu erfassen. Das Team um Jan Stegemann und Prof. Dr. Sebastian Kruss vom Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme IMS und von der Ruhr-Universität Bochum zeigte, dass sich mit der sogenannten HyperNIR-Technik beispielsweise verschiedene Kunststoffsorten berührungsfrei unterscheiden lassen, was nützlich für Recyclingprozesse oder die Detektion von Mikroplastik ist.

    Die Forschenden beschreiben die Entwicklung in der Zeitschrift „Advanced Science“, online veröffentlicht am 4. März 2025.

    Das für Menschen nicht sichtbare Nahinfrarot-Licht enthält wertvolle Informationen über die chemische Zusammensetzung einer Probe. Mit früheren Verfahren ließ es sich entweder als Graustufenbild oder als Spektrum darstellen, also als Intensitätsverteilung für verschiedene Wellenlängen. Das neue Verfahren basiert auf der hyperspektralen Bildgebung, also auf der Kombination aus spektralen und räumlichen Informationen. Mit kostengünstigen und kommerziell verfügbaren Komponenten können die Forschenden jede Standardkamera in eine HyperNIR-Kamera verwandeln und so spektrale Informationen in Bilder überführen. Sie nutzen dafür eine steuerbare Polarisationsoptik. Externe Marker, zum Beispiel Farbstoffe, können auch erfasst werden, sind aber nicht erforderlich.

    Verfahren funktioniert in Echtzeit

    Das System erstellt drei Aufnahmen pro Probe, die detaillierte spektrale Informationen liefern. Während herkömmliche Verfahren eine Probe zeitintensiv abrastern müssen, ist die HyperNIR-Kamera deutlich schneller. „Die Fähigkeit, unterschiedliche Materialien und deren Eigenschaften in Echtzeit zu analysieren, kann die Effizienz von Prozessen in der Umweltüberwachung erheblich steigern“, prognostiziert Sebastian Kruss.

    So zeigten die Forschenden beispielsweise, dass sie mit der Hyper-NIR-Technik in Echtzeit verfolgen konnten, wie eine Paprika-Pflanze Wasser aufnimmt – und zwar kontaktlos und ohne Farbstoffe einzusetzen. „Diese hyperspektrale Bildgebung lässt sich potenziell auch auf andere Moleküle übertragen“, gibt Jan Stegemann einen Ausblick. „So könnte man den Nährstoffgehalt in einer Pflanze überwachen oder einen Befall mit Schädlingen sowie pflanzlichen Stress frühzeitig erkennen.“

    Anwendungen auch in der Biomedizin denkbar

    Das HyperNIR-Verfahren kann auch mit der Fluoreszenzmikroskopie kombiniert werden, um verschiedene fluoreszierende Moleküle zu unterscheiden, die als Marker genutzt werden. Das macht das System potenziell für die biomedizinische Forschung interessant. Diesen Anwendungsbereich möchte das Team um Jan Stegemann und Sebastian Kruss künftig weiter erschließen.

    „Eine Integration des Verfahrens in Drohnen könnte zudem eine neue Dimension der Datenerfassung und -analyse eröffnen und so bei der Lösung drängender Umweltfragen im Bereich Landwirtschaft helfen“, skizziert Sebastian Kruss eine mögliche Weiterentwicklung der Technik.

    Förderung

    Die Arbeiten wurden durch das Fraunhofer Attract Programm (038–610097), die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Exzellenzclusters RESOLV (EXC 2033–390677874) und die VolkswagenStiftung gefördert.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Sebastian Kruß
    Biophotonik und funktionale Materialien
    Fakultät für Chemie und Biochemie
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: +49 234 32 29946
    E-Mail: sebastian.kruss@ruhr-uni-bochum.de


    Originalpublikation:

    Jan Stegemann, Franziska Gröniger, Krisztian Neutsch, Han Li, Benjamin Scott Flavel, Justus Tom Metternich, Luise Erpenbeck, Poul Bering Petersen, Per Niklas Hedde, Sebastian Kruss: High-Speed Hyperspectral Imaging for Near Infrared Fluorescence and Environmental Monitoring, in: Advanced Science, 2025, DOI: 10.1002/advs.202415238, https://advanced.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/advs.202415238


    Bilder

    Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff. Für das Recycling ist es wichtig herauszufinden, mit welchem Material genau man es zu tun hat. Eine neue entwickelte Methode könnte dabei helfen.
    Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff. Für das Recycling ist es wichtig herauszufinden, mit welchem ...

    RUB, Kramer

    Mit der neu entwickelten HyperNIR-Technik verfolgten die Forschenden, wie eine Paprikapflanze Wasser aufnimmt. Mit der mittig über der Pflanze angebrachten Kamera konnten sie im Nahinfrarot-Licht die Vorgänge im Inneren der Pflanze beobachten.
    Mit der neu entwickelten HyperNIR-Technik verfolgten die Forschenden, wie eine Paprikapflanze Wasser ...

    Jan Stegemann


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).