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31.08.2004 10:30

"An der Ruhr steht die Alterspyramide bereits Kopf"

Dr. Olaf Kaltenborn Kommunikation und Marketing
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    "Forschungsoffensive", Teil 9: Institut für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke sieht das Ruhrgebiet als deutsche Modellregion auf dem Weg zu einer altengerechten Gesellschaft

    Das Ruhrgebiet ist Restdeutschland ca. 10 Jahre voraus - aber nur was den hohen Altersdurchschnitt der Bevölkerung angeht. Abgesehen von einigen Gebieten Ostdeutschlands leben nirgendwo so viele Menschen jenseits der 50 auf einem Fleck wie im nördlichen Ruhrgebiet: "Eine gewaltige Hypothek für die Zukunft und Entwicklung dieser Region", meint Ralf Siegel, stellvertretender Leiter des Instituts für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke - und eine Chance:

    "Das Ruhrgebiet könnte Modellregion werden für eine Entwicklung, die irgendwann auch in anderen Teilen Deutschlands einsetzt. Dafür aber brauchen wir die richtigen Konzepte. So müssen wir uns schon jetzt darauf vorbereiten, dass 2020 z.B. in Essen-Katernberg 60-70 Prozent der Bewohner 60 Jahre und älter sind." Hinzu kommt, dass es sich bei diesen vielfach auch noch um Langzeitarbeitslose handelt, deren soziales Umfeld nicht mehr stabil ist: "In zehn, fünfzehn Jahren werden bis zu zwei Millionen alte Menschen im Ruhrgebiet haben, die versorgt bzw. gepflegt werden müssen", prophezeit Siegel. Ein enormes logistisches und vor allem finanzielles Problem.

    Im Institut für Pflegewissenschaft forscht man bereits seit Jahren intensiv an maßgeschneiderten Lösungen für die Probleme einer alternden Gesellschaft. Im Zuge einer strategischen Fokussierung wird sich das Institut in Zukunft noch mehr zu einem Dienstleister für die Region Ruhr entwickeln. "Wir wollen dem Ruhrgebiet helfen, seine Probleme zu lösen, weil wir als Einrichtung hier verwurzelt sind. Es nützt uns mehr die Situation der zu Pflegenden hier vor Ort zu untersuchen, als in anderen bundesdeutschen Regionen. Die zu lösenden Probleme sind hier vor unserer Tür", begründet Ralf Siegel den Fokuswechsel.

    Schon heute erprobt das Institut in Zusammenarbeit mit Akteuren aus der Gesundheitswirtschaft verschiedene Modelle einer besseren Versorgung alter Menschen und ihrer Angehörigen im Nahbereich des eigenen Stadtteils. Am Lehrstuhl für familienorientierte- und gemeindenahe Pflege haben Studierende die Gelegenheit sich im Themenschwerpunkt Family Health Nurse zu vertiefen.

    * Die Familiy Health Nurse, die Familiengesundheitspflegerin, ist Pflegeexpertin und Gesundheitsmanagerin zugleich. Sie steht Familien und Patienten frühzeitig mit Rat und Tat zur Seite und fungiert als Bindeglied zu Ärzten, Ämtern und Krankenkassen.
    * Mit "Autonomia" haben Absolventen des in Deutschland einzigartigen Instituts ein kräftig expandierendes Unternehmen gegründet, das sich als Gegenmodell zum Altenheim versteht. Demenzkranke wohnen, betreut von fachlich besonders geschulten Pflegerinnen und Pflegern, in Wohngemeinschaften mit maximal zehn Mitgliedern. Die Nachfrage ist enorm. Derzeit gibt es bereits acht solcher WGs im Ruhrgebiet, weitere sind in Planung.
    * Zusammen mit ausgewählten Hausärzten und Alteneinrichtungen der Region entwickeln das Institut und der Bereich Allgemein- und Hausarztmedizin der Fakultät Beratungsangebote für ein spezielles Leiden, das viele alte Menschen betrifft: offene Beine: "Da wir davon ausgehen müssen, dass künftig aus Kapazitäts- und Geldgründen viele alte Menschen zuhause versorgt werden müssen, ist der Aufbau solcher nahräumlichen Beratungsstrukturen extrem wichtig", erklärt Dr. Wilfried Schnepp, kommissarischer Lehrstuhlinhaber für die gemeindenahe Pflege.
    * Stärkung des Ehrenamtes: Gerade im Ruhrgebiet sind viele Menschen über 55 dauerhaft ohne Job. "Die Gemeinden sollten Anreize schaffen, diese Menschen als Betreuer in das Versorgungskonzept mit einzubeziehen", so Siegel. Dazu bedarf es auch spezieller Beratungs- und Schulungsangebote.

    Kontakt: Institut für Pflegwissenschaft, Ralf Siegel, Tel.: 02302/669-373, -358 (Sekret.), EMail: Ralf.Siegel@uni-wh.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-wh.de/pflege/index.html


    Bilder

    Ralf Siegel ist stv. Leiter des Instituts für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke
    Ralf Siegel ist stv. Leiter des Instituts für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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