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15.04.2025 11:52

Protestjahr 2024: Mehr Demonstrationen, weniger Engagement der Bessergestellten

Katharina Stefes Kommunikation
Weizenbaum-Institut

    Der Weizenbaum Report 2025 liefert repräsentative Zahlen zu politischer Partizipation, bürgerschaftlichem Engagement und finanzieller Teilhabe in Deutschland. Demnach war fast jede:r Fünfte im Vorjahr mindestens einmal demonstrieren – ein neuer Höchststand. Dass viele andere Formen der politischen Beteiligung hingegen rückläufig sind, ist maßgeblich darauf zurückzuführen, dass sich insbesondere die obere Mittelschicht zurückgezogen hat.

    Am deutlichsten ist diese Tendenz bei Aktivitäten, die direkt mit Geld verbunden sind, zum Beispiel bei Spenden. Bei den Bessergestellten fiel der Anteil derjenigen, die Geld an eine politische, soziale oder gemeinnützige Organisation gespendet haben, von 75 Prozent (2022) auf 53 Prozent (2024). In demselben Zeitraum ist der Anteil der Spender:innen unter den weniger gut situierten Bürger:innen von 40 auf 47 Prozent angestiegen.

    Martin Emmer, Principal Investigator am Weizenbaum-Institut, betont: „Die aktuellen gesellschaftlichen Spaltungstendenzen werden auch im Bereich politischer Partizipation sichtbar: Einerseits trieb die Sorge vor autoritären Bedrohungen der Demokratie viele Menschen im Jahr 2024 auf die Straße; andererseits ziehen sich gerade Wohlhabendere unter dem Eindruck der aktuellen Krisen offenbar etwas aus dem Engagement für die Gesellschaft zurück. Hier wäre es die Aufgabe von Politik und Zivilgesellschaft, alle Teile der Gesellschaft wieder stärker miteinander ins Gespräch zu bringen.“

    Entgegen der öffentlichen Debatte um Politikverdrossenheit und Ampelfrust haben sich im Jahr 2024 Demokratiezufriedenheit und Regierungsvertrauen nach Jahren des Rückgangs wieder leicht erholt. Dabei sorgt sich eine große Mehrheit um die demokratische Kultur: 79 Prozent der Deutschen halten Drohungen und Gewalt gegen Politiker:innen für verbreitet, zwei Drittel sehen darin eine Gefahr für die Demokratie.

    Weitere Befunde des Weizenbaum Report 2025:

    Digitale Medien gewinnen weiter an Bedeutung

    Die Nutzung des Internets für politische Informationen stagniert zwar, gewinnt aber durch den Rückgang traditioneller Medien an Gewicht. Besonders soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram haben an Bedeutung gewonnen. Dies könnte die politische Meinungsbildung stärker beeinflusst haben als in früheren Wahljahren.
    Einsatz gegen Hass und Falschnachrichten stabil

    Digitale Zivilcourage und Aktivismus bleiben konstant: 40 Prozent der Deutschen haben 2024 Hasskommentare im Netz gesehen, ein Drittel von ihnen hat aktiv dagegen gehandelt. Der Einsatz gegen Falschnachrichten ist ebenfalls hoch: 27 Prozent haben „Fake News“ eigenständig überprüft, 20 Prozent haben andere davor gewarnt.

    Finanzielle Teilhabe als neue Herausforderung

    Erstmalig erhoben wurden Fragen der finanziellen Teilhabe. Die Nutzung digitaler Bezahldienste zeigt erhebliche einkommensbezogene Unterschiede. Besonders unter jüngeren und einkommensschwächeren Gruppen steigt das Risiko der Überschuldung durch die Nutzung digitaler Bezahldienste wie Klarna.

    Alexandra Keiner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Weizenbaum-Institut, erklärt: „In Deutschland besitzen nahezu alle Bürger:innen ein Bankkonto. Doch bei genauerem Blick auf die einzelnen Bezahlmöglichkeiten zeigen sich deutliche Unterschiede nach Einkommen und Geschlecht. Vor allem Kreditkarten sowie digitale Bezahldienste wie PayPal oder Apple, Google und Samsung Pay werden deutlich häufiger von Besserverdienenden und Männern genutzt. Dadurch ist die finanzielle Teilhabe von Frauen und einkommensschwachen Gruppen eingeschränkt – sie können etwa nicht flexibel online bezahlen oder verfügen über keinen Kreditrahmen, den sie später ausgleichen könnten.“

    Weitere Informationen

    Insgesamt wurden 2.658 Personen telefonisch befragt, von denen etwa 42 Prozent bereits im Vorjahr 2023 teilgenommen hatten. Die neu rekrutierten Befragten wurden nach einem Zufallsverfahren aus der deutschsprachigen Bevölkerung in Deutschland ab 16 Jahren ausgewählt. Weiterführende Informationen und eine ausführliche Erläuterung der Methodik finden sich hier: https://panel.weizenbaum-institut.de/ressourcen/


    Über das Weizenbaum-Institut

    Das Weizenbaum-Institut steht für exzellente, unabhängige, interdisziplinäre und grundlagenorientierte Digitalisierungsforschung. Es stellt Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft fundierte Erkenntnisse und wertebasierte Handlungsempfehlungen zur Verfügung. Es trägt dazu bei, dass die Digitalisierung der Gesellschaft nicht nur besser verstanden wird, sondern auch nachhaltig, selbstbestimmt und verantwortungsvoll gestaltet werden kann.

    Getragen wird das Weizenbaum Institut von sieben Verbundpartnern aus Berlin und Brandenburg. Diese Partner sind die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Technische Universität Berlin, die Universität der Künste Berlin, die Universität Potsdam sowie als außeruniversitäre Forschungseinrichtungen das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Die Koordination des Verbundes und die rechtsgeschäftliche Vertretung des Weizenbaum-Instituts erfolgen über den Weizenbaum-Institut e.V.
    Das Weizenbaum-Institut wurde im Jahr 2017 gegründet und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Land Berlin gefördert. Weitere Informationen unter: https://www.weizenbaum-institut.de/

    PRESSEKONTAKT

    Dr. Mikiya Heise
    Leitung Kommunikation
    E-Mail: mikiya.heise@weizenbaum-institut.de
    Tel.: +49 (0)30 700 141 010

    V.i.S.d.P.

    Dr. Ricarda Opitz
    Administrative Geschäftsführerin des Weizenbaum-Instituts
    E-Mail: ricarda.opitz@weizenbaum-institut.de
    Telefon: +49 (0)30 700 141 100


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Martin Emmer
    Principal Investigator
    E-Mail: martin.emmer@weizenbaum-institut.de

    Christian Strippel
    Forschungsgruppenleiter Weizenbaum Panel und Methodenlab
    E-Mail: christian.strippel@weizenbaum-institut.de


    Originalpublikation:

    Download Weizenbaum Report 2025: https://www.weizenbaum-institut.de/media/Publikationen/Weizenbaum_Report/Weizenb...
    DOI Weizenbaum Report: https://doi.org/10.34669/wi.wr/6


    Weitere Informationen:

    https://www.weizenbaum-institut.de/veranstaltungen/detailseite/weizenbaum-report... Vortrag und Podiumsdiskussion am 15.04.2025 zur Präsentation des Weizenbaum Report 2025. Jetzt anmelden!


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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