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16.09.1997 00:00

Externe therapeutische Systeme

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    FSU-Mediendienst

    Konzept fuer externe therapeutische Systeme praesentiert Individuelle Therapien ermoeglicht

    Jena (16.09.97) Das im menschlichen Organismus zirkulierende Blut erreicht innerhalb kuerzester Zeit nahezu alle Zellen und Organe. Da das Blut ein universelles Transport- und Signalverteilungssystem ist, werden von den Zellen und Organsystemen staendig Botenstoffe abgegeben, die dem Organismus die normale, aber viel haeufiger die gestoerte Zellfunktion signalisieren. Daraufhin koennen von speziellen Zellsystemen entsprechende ,Antworten" in Form von sog. Biofeedback-Signalen abgegeben werden, die eine Regulierung bzw. Therapie der gestoerten Zellfunktion einleiten.

    Bisher war es selbst mit Hilfe modernster Nachweis-Verfahren nur moeglich, diese Botenstoffe im Blut quantitativ zu erfassen und damit eine Diagnosehilfe fuer entsprechende Erkrankungen zu erhalten. Eine gezielte therapeutische Intervention war noch nicht durchfuehrbar. Dies koennte sich durch ein externes therapeutisches System aendern, das die Max-Planck-Arbeitsgruppe ,Pharmakologische Haemostaseologie" an der Friedrich-Schiller-Universitaet Jena heute auf der Leipziger Innovationsmesse praesentiert hat.

    Besonders gefaehrlich sind die gestoerten Reaktionen in der Blutgerinnung. Hier ist das zirkulierende Blut auch Reaktionsort fuer entsprechende Krankheiten. Die dabei haeufig entstehenden Thrombosen sind das Ergebnis einer Stoerung der direkten Wechselbeziehung zwischen der Gefaesswand (,Botenstoffe") und dem Blutinhalt. Um in diese Mechanismen gezielt eingreifen zu koennen, werden in der Grundlagenforschung eine ganze Reihe von Therapieansaetzen erprobt. Wichtig ist vor allem die Entwicklung von ,Gegenspielern", sog. Antagonisten, gegen derartige Botenstoffe, aber auch von Substanzen, die zellulaere Rezeptoren besetzen oder krankheitsunterhaltende Mechanismen unterdruecken.

    Die Anwendung solcher Substanzen ist indes nahezu unmoeglich, da sie keine Arzneimittelqualitaet aufweisen. Dementsprechend werden sie nach dem Einfuehren in den menschlichen Organismus sehr schnell durch entsprechende gezielte koerpereigene Abwehrmechanismen aus dem Wirkungsfeld gezogen. Die Entwicklung von hochspezifischen Wirkstofftraegersystemen, die gezielt mit dem menschlichen Blutstrom in Kontakt gebracht werden, stellt einen vollkommen neuartigen Weg zur Therapie schwerster Erkrankungen dar.

    Die wissenschaftliche Entdeckung der Jenaer Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Goetz Nowak entstand aus grundlegenden Untersuchungen zur spezifischen Beschichtung von in der Medizin bereits verwendeten Polymeroberflaechen. Die hergestellten biologisch aktiven Substanzen binden - bis hin zu sehr hohen Konzentrationen - sehr fest mit den Wirkstoffen. Dieses System aus Traeger- und Wirkstoff kann sofort ins Blut eingeleitet werden und erlaubt so direkte therapeutische Massnahmen. Auf der anderen Seite kann man auch solche Wirkstofftraegersysteme fuer nur eine bestimmte Zeit im Organismus wirken lassen und sie dann nach erfolgter therapeutischer Intervention wieder gezielt aus dem Blutkreislauf entfernen. Von hoher Bedeutung sind solche Systeme bei der Nierenersatztherapie mit gerinnungshemmenden Substanzen. Das Herausfischen von gefaehrlichen zellschaedigenden Botenstoffen, wie Tumornekrosefaktor oder Interleukinen, aus der Zirkulation ergibt weitere interessante Therapiemoeglichkeiten. Aber auch nicht mehr benoetigte hohe Spiegel von Medikamenten (wie Heparin) lassen sich sehr gezielt aus der Zirkulation entfernen. Weitere Einsatzgebiete fuer ihr System sehen die Jenaer Forscher in der Therapie und Beeinflussung von Autoimmunerkrankungen, z. B. bestimmten Formen der erworbenen Bluterkrankheiten oder von Patienten mit extrem hohen Cholesterinblutspiegeln.

    Die einfache praktische Anwendung derartiger externer therapeutischer Systeme erlaubt es sogar erstmals, dass fuer Patientengruppen u. U. eine Spezialtherapie eingesetzt werden kann bzw. sogar Individualtherapien des Patienten moeglich werden. Die externen therapeutischen Systeme stellen mithin ein innovatives, vollkommen neuartiges Therapiesystem dar, das fuer eine ganze Reihe von schwersten Erkrankungen, die bisher haeufig letal endeten, zur Verfuegung steht. Die UEberfuehrung von ersten Systemen in die klinische Praxis erwartet die Jenaer Arbeitsgruppe bereits in der naechsten Zeit.

    Kontakt Max-Planck-Arbeitsgruppe ,Pharmakologische Haemostaseologie" an der Friedrich-Schiller-Universitaet Jena Prof. Dr. Goetz Nowak Drackendorfer Str. 1 07747 Jena Tel.: 03641/304411 Fax.: 03641/304412


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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