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04.06.2025 13:47

Zu wertvoll für die Deponie

Stefanie Terp Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni
Technische Universität Berlin

    Das EU-Projekt „Reincarnate“ will den Bausektor umkrempeln – weg von der Ressourcenverschwendung, hin zu einer Kreislaufwirtschaft

    Bei dem schwedischen Unternehmen RAGN SELLS bauen Informatiker derzeit eine Datenbank auf, in der alle Rohmaterialien erfasst werden, die bei Abrissarbeiten anfallen. In Deutschland wiederum haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein KI-basiertes Werkzeug entwickelt, mit dessen Hilfe aus den Materialien, die dann in der Datenbank erfasst sind, neue Baustoffe kreiert werden.

    Das KI-basierte Tool ist eines von zehn digitalen Innovationen, die in dem EU-Forschungsprojekt „Reincarnate“ entwickelt wurden und die nun an dreizehn Praxisprojekten in Europa und China demonstriert werden. Die Datenbank des in der Abfallwirtschaft tätigen Unternehmens RAGN SELLS ist eines dieser Praxisprojekte. Ziel von „Reincarnate“ ist es, den Bausektor, der gigantische Ressourcen verbraucht, in eine Kreislaufwirtschaft zu überführen. „Bislang funktioniert die Bauwirtschaft nach der Devise: bauen, nutzen, abreißen“, sagt Timo Hartmann, Professor für Systemtechnik baulicher Anlagen an der TU Berlin und Koordinator des Projekts, in dem Wissenschaft und Wirtschaft eng kooperieren. „Von dem linearen, umweltfeindlichen Bauen müssen wir uns verabschieden – dem Planeten zuliebe, aber auch, weil Europa vor dem Problem knapper werdender Ressourcen steht und aufgrund geopolitischer Veränderungen nicht mehr, wie bisher, ohne Weiteres Zugriff auf Ressourcen haben wird.“

    Derzeit werden in Europa Gebäude nach circa 40 Jahren abgerissen. Alles, was verbaut ist – Fenster, Türen, Leitungen, Gipskartonplatten –, landet meist auf Deponien; im besten Fall wird der Bauschutt zum Verfüllen im Straßenbau wiederverwendet. Der Bauabriss macht 25 bis 30 Prozent des gesamten Abfalls in Europa aus.

    Um im Bausektor eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, fokussiert sich das Projekt auf zwei Dinge: Erstens soll die Lebensdauer bestehender Gebäude, Bauprodukte und Materialien verlängert werden. Zweitens sollen Materialien, wenn sie dann wirklich an ihr „Lebensende“ gekommen sind, so recycelt werden, dass ein neuer hochwertiger Baustoff oder -teil entsteht. Beispiele, an denen die TU Berlin forscht: Die Türen eines umzubauenden Gebäudes werden automatisiert und zerstörungsfrei aus- und in einem anderen Gebäude wieder eingebaut. Oder einfachverglaste Fenster werden roboterbasiert demontiert und zu mehrfachverglasten Fenstern zusammengefügt, um sie erneut zu verwenden und daraus ganze Fassaden neu zu gestalten.

    Die zehn entwickelten Innovationen zielen unter anderem auf drei Bereiche: digitale Werkzeuge für die Materialverfolgung und das Management von Bau- und Abrissabfällen, automatisierte Lösungen für Rückbau und Abfalltrennung sowie branchenübergreifende Lösungen aus dem Bauprodukt- und Baustoffbereich. Getestet werden sie nicht nur bei RAGN SELLS, sondern unter anderem bei der Sanierung von Gebäuden der Berliner Immobilienverwaltungsgesellschaft, bei veralteten Gebäuden im niederländischen Amersfoort, bei der automatischen Gebäudeinspektion eines Hotels in Hongkong sowie beim Abriss dreier Klärwerke und dem Bau eines neuen in Spanien.

    Weiterführende Informationen:

    Fotomaterial zum Download https://www.tu.berlin/go239617/n71201/

    Kontakt:

    Prof. Dr. Timo Hartmann
    TU Berlin
    Fakultät VI – Planen Bauen Umwelt
    Fachgebiet Systemtechnik baulicher Anlagen
    Tel.: 030 314-72390
    E-Mail: timo.hartmann@tu-berlin.de


    Bilder

    Timo Hartmann an einem Roboterarm. Mit dem Roboterarm wird erforscht, wie das Prinzip des Recyclings in der Bauwirtschaft verankert werden kann. Der Roboterarm steht in der Peter-Behrens-Halle der TU Berlin, einer weltweit einmaligen Versuchshalle.
    Timo Hartmann an einem Roboterarm. Mit dem Roboterarm wird erforscht, wie das Prinzip des Recyclings ...

    Kevin Fuchs

    Mit diesem kleinen Roboterarm erforschen Timo Hartmann und sein Team, wie einglasige Fenster demontiert und zu mehrglasigen Fenstern wieder zusammengesetzt werden können. Der Roboterarm steht in der Peter-Behrens-Halle der TU Berlin.
    Mit diesem kleinen Roboterarm erforschen Timo Hartmann und sein Team, wie einglasige Fenster demonti ...

    Kevin Fuchs


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Informationstechnik, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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