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06.06.2025 11:00

Ein Jahrhundert Leichtigkeit – Universität Stuttgart feiert 100. Geburtstag Frei Ottos

Lena Jauernig Stabsstelle Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

    Mit einer hochkarätig besetzten Veranstaltung würdigte die Universität Stuttgart am 5. und 6. Juni 2025 das Vermächtnis von Frei Otto – Architekt, Pritzker-Preisträger und Meister des Leichtbaus. Unter dem Titel „Frei Otto 100 – The Spirit of Lightweight Construction“ versammelten sich am Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) internationale Gäste aus Wissenschaft, Architektur und Gesellschaft, um an Ottos ehemaligem Wirkungsort das zukunftsweisende Denken eines der bedeutendsten Gestalter des 20. Jahrhunderts zu feiern. Frei Otto gilt als Wegbereiter für ökologisches und experimentelles Bauen.

    „Frei Otto hat das Bauen neu gedacht – leicht, interdisziplinär und verantwortungsbewusst. Sein Erbe ist aktueller denn je, gerade wenn wir nach Lösungen für klimafreundliches und bezahlbares Bauen suchen. Baden-Württemberg steht mit seiner starken Forschungslandschaft und der Stuttgarter Schule in einer besonderen Verantwortung, diesen Weg mutig weiterzugehen“, eröffnete Nicole Razavi MdL, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen des Landes Baden-Württemberg, die Festveranstaltung.

    Frei Ottos Ideen haben nicht nur Dächer gespannt, sondern Denkräume eröffnet – für ein Bauen, das die Regeln der Schwerkraft ausreizt, getragen von einem tiefen Verantwortungsbewusstsein für Mensch, Ressourcen und Umwelt. Kein Ort verkörpert diesen Geist stärker als Stuttgart: die Stadt, die Otto geprägt hat – und die er geprägt hat.

    Die Universität Stuttgart war mehr als zwei Jahrzehnte sein geistiges Zuhause. „Frei Otto hat visionäre Pionierarbeit in Forschung und Lehre geleistet. Dass die Universität Stuttgart sich zu einem international sichtbaren Zentrum für Architektur, Leichtbau und nachhaltige Bauweisen entwickelt hat, haben wir auch seinem Beitrag zu verdanken“, sagt Prof. Peter Middendorf, Rektor der Universität Stuttgart. Besonders an dem von Otto gegründeten Institut für Leichte Flächentragwerke (IL), aus dem das heutige Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) hervorging, formte er Forschung, Lehre und Konstruktionsästhetik. „Frei Ottos Gründungsgedanken sind wir treu geblieben: Wir loten auch heute die Grenzen und Möglichkeiten des ressourceneffizienten Bauens auf immer neue Weise aus“, sagt Prof. Lucio Blandini, seit 2020 Leiter des ILEK.

    Ein globaler Vordenker aus Stuttgart

    Frei Otto (31.5.1925-9.3.2015) verstand Architektur nie als Selbstzweck – für ihn war sie immer auch ein ethischer Auftrag. Er baute nicht nur leicht, sondern mit Verantwortung: für die Umwelt, für die Gesellschaft, für kommende Generationen. Seine Entwürfe zeugen von einem tiefen Respekt vor natürlichen Ressourcen und einem Streben nach maximaler Wirkung mit minimalem Materialeinsatz – lange bevor Nachhaltigkeit zum Leitbegriff wurde. Ebenso wichtig war ihm die soziale Dimension des Bauens und die Frage, wie Architektur Schutz, Würde und Teilhabe ermöglichen kann. Er entwarf Notunterkünfte für Geflüchtete, erforschte alternative Wohnformen und setzte auf partizipative Entwurfsprozesse.
    Frei Ottos Werk ist nicht nur architektonisch wegweisend – es steht für eine Haltung: für interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine Baukultur, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Internationale Bekanntheit erlangte er u. a. mit dem Deutschen Pavillon auf der Expo 1967 in Montreal, dem Zeltdach des Olympiastadions in München oder der Multihalle in Mannheim. „Die Beschäftigung mit Frei Otto lohnt sich nicht nur aus kulturhistorischer Sicht. Sein Werk ist heute aktueller denn je und liefert wegweisende Impulse. Im Spannungsfeld von Architektur, Technik und Gesellschaft zeigt sich, wie interdisziplinär fundierte Forschung zu einer zukunftsfähigen Entwicklung unserer gebauten Umwelt beitragen kann“, sagt Prof. Christiane Weber, Leiterin des Instituts für Architekturgeschichte (ifag).

    Ottos Erbe: Leichtbau als Zukunftsstrategie

    Zur internationalen Konferenz „Frei Otto 100 – The Spirit of Lightweight Construction“ versammelten ILEK und ifag nun führende Persönlichkeiten aus Forschung, Architektur, Ingenieurwesen und Kultur, um den berühmtesten Architekten der Universität Stuttgart zu würdigen. In Vorträgen, Panels und Diskussionen wurde Frei Ottos Wirken in die Zukunft getragen. Im Fokus standen sein Umweltverständnis und die Relevanz seiner Ansätze angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel und Ressourcenknappheit. Namhafte Expert*innen, darunter die Professor*innen Georg Vrachliotis, Daniela Fabricius, Kai-Uwe Bletzinger, Mike Schlaich, Sigrid Adriaenssens, Achim Menges und Jenny Sabin, stellten Forschungsfragen und Projekte vor, die Ottos Prinzipien aufgreifen – vom textilen Bauen bis zu adaptiven Strukturen.

    Frei Ottos Vision vom Bauen mit der Natur prägt nicht nur die Forschung und Lehre am ILEK, sondern auch den strategischen Profilbereich Architecture and Adaptive Buildings der Universität Stuttgart, das Exzellenzcluster Integratives computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur (IntCDC) sowie den Sonderforschungsbereich Adaptive Hüllen und Strukturen für die gebaute Umwelt von morgen. Die Forscher*innen bauen auf Ottos Ansätzen auf, integrieren Erkenntnisse aus Materialwissenschaft, Maschinenbau, Biologie, Robotik und Informatik und schaffen experimentelle Architekturen, die durch den Einsatz neuer Technologien weiterhin funktional, ökologisch und sozial responsiv sind. So lebt Frei Ottos Idee weiter: leicht im Material, tief in der Verantwortung.

    Ein Ort der Begegnung – Ein Impuls für morgen

    Zum 100. Geburtstag Frei Ottos waren auch Bürger*innen eingeladen, sich mit seiner Denkweise auseinanderzusetzen. In Chemnitz lief eine interaktive Ausstellung, in Mannheim und München fanden Führungen in der Multihalle und im Olympiastadion statt, offene Gesprächsformate in Leonberg und Stuttgart machten Leichtbau erlebbar. Ein besonderes Highlight war das Happening „Schirme aufspannen – Ein Abend für Frei Otto“ am 5. Juni im StadtPalais Stuttgart: In einer performativen Geste wurden erstmals drei restaurierte Prototypen der „Manuellen Trichterschirme“ präsentiert – eine poetische Hommage an Frei Ottos Ideen von Offenheit, Leichtigkeit und Gemeinschaft.

    Die Konferenz „Frei Otto 100 – The Spirit of Lightweight Construction“

    Die Veranstaltung wurde vom Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) in Kooperation mit dem Institut für Architekturgeschichte (ifag) der Universität Stuttgart organisiert und von zahlreichen Partnern unterstützt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Lucio Blandini, Universität Stuttgart, Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK), Tel.: +49 711 685-61760, E-Mail: lucio.blandini@ilek.uni-stuttgart.de

    Prof. Christiane Weber, Universität Stuttgart, Institut für Architekturgeschichte (ifag), Tel.: +49 711 685-83290, E-Mail: christiane.weber@ifag.uni-stuttgart.de


    Weitere Informationen:

    https://www.freiotto100.de/


    Bilder

    Festveranstaltung zu Ehren von Frei Ottos 100. Geburtstag an der Universität Stuttgart.
    Festveranstaltung zu Ehren von Frei Ottos 100. Geburtstag an der Universität Stuttgart.

    Universität Stuttgart / Uli Regenscheit

    Prof. Christiane Weber (rechts) moderierte die Konferenz-Session „About Frei Otto“.
    Prof. Christiane Weber (rechts) moderierte die Konferenz-Session „About Frei Otto“.

    Universität Stuttgart / Uli Regenscheit


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Personalia, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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