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17.06.2025 10:00

Wie chemische Bindungen entstehen: Physiker der TU Graz beobachten Energiefluss in Echtzeit

Philipp Jarke Kommunikation und Marketing
Technische Universität Graz

    Eine neue Methode ermöglicht mittels Heliumtröpfchen und Laserpulsen den gezielten Start chemischer Prozesse. So werden Einblicke in den Energie- und Ladungstransfer bei der Entstehung von Bindungen möglich.

    Ein Forschungsteam um Markus Koch vom Institut für Experimentalphysik der TU Graz hat erstmals in Echtzeit verfolgt, wie sich mehrere Atome zu einem Cluster verbinden und welche Prozesse dabei ablaufen. Dafür haben die Forschenden zunächst Magnesiumatome mithilfe von suprafluidem Helium isoliert und sie anschließend durch einen Laserpuls dazu angeregt, sich aneinander zu binden. Diese Clusterbildung und den dabei stattfindenden Energietransfer zwischen einzelnen Atomen konnten die Forschenden mit einer zeitlichen Auflösung im Femtosekundenbereich beobachten (1 Femtosekunde = 1 Billiardstel Sekunde). Ihre Ergebnisse haben sie kürzlich in der Fachzeitschrift Communications Chemistry veröffentlicht.

    „Nanokühlschrank“ bringt Atome in die Startposition

    „Normalerweise gehen Magnesiumatome augenblicklich Bindungen miteinander ein, wodurch ein stabiler Ausgangspunkt für die genaue Bobachtung der Prozesse fehlt“, erklärt Markus Koch. Dieses häufig bei der Echtzeitbeobachtung chemischer Prozesse bestehende Problem haben die Forschenden durch Experimente mit suprafluiden Heliumtröpfchen gelöst. Diese Tröpfchen wirken wie ultrakalte „Nanokühlschränke“, die die einzelnen Magnesiumatome bei extrem tiefen Temperaturen von 0,4 Kelvin (= -272,75 Grad Celsius bzw. 0,4 Grad Celsius über dem absoluten Nullpunkt) in einem Abstand von einem Millionstel Millimeter voneinander isolieren. „Dieser Zustand erlaubte es uns, die Clusterbildung durch einen Laserpuls gezielt zu starten und in Echtzeit genau zu verfolgen“, erklärt Michael Stadlhofer, der die Experimente im Rahmen seiner Doktorarbeit durchführte.

    Femtosekunden-Spektroskopie macht chemische Prozesse sichtbar

    Die durch den Laserpuls ausgelösten Vorgänge beobachteten die Forschenden mithilfe der Photoelektronen- und Photoionenspektroskopie: Während sich die Magnesiumatome zu einem Cluster verbanden, wurden sie mit einem zweiten Laserpuls ionisiert: Anhand der dabei gebildeten Ionen und herausgelösten Elektronen konnten Markus Koch und seine Kollegen die involvierten Prozesse detailliert rekonstruieren.

    Atome bündeln ihre Energie

    Eine zentrale Entdeckung dabei ist das sogenannte „Energy Pooling“: Während sie sich aneinander binden, geben mehrere Magnesiumatome die vom ersten Laserpuls erhaltene Anregungsenergie an ein einzelnes Atom im Cluster weiter, so dass dieses einen wesentlich höheren Energiezustand erreicht. Dieses „Energie-Bündeln“ konnte erstmals zeitaufgelöst nachgewiesen werden.

    Grundlagenforschung mit Anwendungspotential

    „Wir hoffen, dass diese atomare Separierung in den Heliumtröpfchen auch für eine größere Klasse von Elementen funktioniert und so zu einer allgemein anwendbaren Methode in der Grundlagenforschung wird“, sagt Markus Koch. „Zudem könnten die Erkenntnisse über das Energy Pooling für hochenergetische Prozesse in verschiedenen Anwendungsbereichen relevant sein, etwa in der Photomedizin oder bei der Nutzbarmachung von Sonnenenergie.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Markus KOCH
    Assoc.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn.
    TU Graz | Institut für Experimentalphysik
    Tel.: +43 316 873 8161
    markus.koch@tugraz.at


    Originalpublikation:

    Real-time tracking of energy flow in cluster formation
    Autoren: Michael Stadlhofer, Bernhard Thaler, Pascal Heim, Josef Tiggesbäumker, Markus Koch
    In: Communications Chemistry, 8, 165 (2025)
    DOI: https://doi.org/10.1038/s42004-025-01563-6


    Bilder

    Markus Koch im Femtosekunden-Laser-Labor am Institut für Experimentalphysik der TU Graz.
    Markus Koch im Femtosekunden-Laser-Labor am Institut für Experimentalphysik der TU Graz.
    Quelle: Helmut Lunghammer
    Copyright: Lunghammer - TU Graz


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Chemie, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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