idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.06.2025 09:35

Genomgrößenvariation bei neuseeländischen Süßwasserschnecken nachgewiesen

Dr. Christian Flatz Büro für Öffentlichkeitsarbeit
Universität Innsbruck

    Ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Maurine Neiman von der University of Iowa, USA, und Dunja Lamatsch von der Universität Innsbruck hat neue Erkenntnisse zur genetischen Vielfalt der neuseeländischen Süßwasserschnecke Potamopyrgus antipodarum veröffentlicht. Die Studie, erschienen in Royal Society Open Science, liefert die bisher umfassendste Analyse der Kern-Genomgröße bei dieser weit verbreiteten und invasiven Art.

    Die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke (Potamopyrgus antipodarum) ist eine in Süßwasser und Brackwasser verbreitete, kleine Gehäuseschneckenart. Ursprünglich in Neuseeland beheimatet, ist sie heute als Neozoon fast weltweit verschleppt worden und auch in Mitteleuropa eine der häufigsten Wasserschneckenarten. Um das Genom dieser invasiven Art zu untersuchen, setze das Team um Maurine Neimann und Dunja Lamatsch erstmals die Methode der Propidiumiodid-gestützten Durchflusszytometrie ein, um die Größe der gesamten Erbsubstanz im Zellkern zu bestimmen und in einer großen und vielfältigen Stichprobe dieser Schneckenart zu messen.

    Propidiumiodid ist ein membranundurchlässiger Farbstoff, der in lebenden Zellen im Allgemeinen nicht vorkommt. Mit der Methode konnten Genomgrößen in nahezu 100 Exemplaren von P. antipodarum aus verschiedenen Populationen und Laborlinien präzise gemessen werden. Überraschend zeigte sich eine enorme Variation in der Genomgröße sowohl zwischen als auch innerhalb von Ploidie-Leveln (diploid, triploid und tetraploid). Zudem ergaben Vergleiche mit der eng verwandten Art Potamopyrgus estuarinus, dass P. antipodarum eine deutlich größere Genomgröße aufweist – ein weiteres Indiz für eine kürzlich erfolgte Verdopplung des gesamten Genoms (Whole-Genome Duplication, WGD).

    Besseres Verständnis evolutionärer Prozesse

    „Diese Ergebnisse liefern uns nicht nur ein genaueres Bild über die enorme genetische Vielfalt innerhalb von P. antipodarum, sondern auch über die evolutionären Prozesse, die durch eine Genomverdopplung ausgelöst werden“, erklärt Maurine Neiman. „Unser Modellorganismus eröffnet damit faszinierende Möglichkeiten, um den Einfluss von Genomverdopplungen auf Biodiversität und Anpassungsfähigkeit zu erforschen.“
    Besonders bemerkenswert war, dass eine Population von P. antipodarum auf der Coromandel-Halbinsel in Neuseeland eine ungewöhnlich kleine Genomgröße aufwies, ohne sich morphologisch von anderen Populationen zu unterscheiden. Diese Entdeckung wirft neue Fragen zur Entstehung und Bedeutung solcher Genomgrößenunterschiede innerhalb derselben Art auf.

    „Genomgrößenvariation ist eine oft übersehene, aber entscheidende Grundlage für das Verständnis von Anpassungsfähigkeit und evolutionärer Dynamik“, betont Dunja Lamatsch vom Forschungsinstitut für Limnologie, Mondsee, der Universität Innsbruck die Bedeutung ihrer Arbeit für die Evolutions- und Umweltbiologie. „Unsere Ergebnisse zeigen: Genetische Vielfalt ist viel größer, als wir bisher dachten – und sie spielt eine zentrale Rolle in der Evolution“, so Lamatsch. Genomgrößen gelten als Schlüsselfaktor für Anpassung, Fortpflanzung und evolutionäre Entwicklung. „Die nun nachgewiesene Genomverdopplung (Whole-Genome Duplication, WGD) bei P. antipodarum könnte erklären, warum diese Schnecke so erfolgreich ist – auch als invasive Art außerhalb Neuseelands.“

    Die Studie wurde durch Mittel der US-amerikanischen National Science Foundation sowie der Universität Innsbruck im Forschungsschwerpunkt „Alpiner Raum“ unterstützt. Maurine Neiman war bereits 2019 und ist aktuell Gastprofessorin am Forschungsinstitut für Limnologie, Mondsee, in der Forschungsgruppe von Dunja Lamatsch.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Dunja Lamatsch
    Forschungsinstitut für Limnologie, Mondsee, der
    Universität Innsbruck
    Tel. +43 (0)699 19068915
    E-Mail: dunja.lamatsch@uibk.ac.at


    Originalpublikation:

    Neiman M., Pichler M., Haase M., Lamatsch D.K. (2025). Variation in nuclear genome size in a freshwater snail model system featuring a recent whole-genome duplication. R. Soc. Open Sci. 12: 250171. DOI: 10.1098/rsos.250171


    Bilder

    Potamopyrgus antipodarum
    Potamopyrgus antipodarum

    Copyright: Bart Zjilstra


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).