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30.06.2025 12:04

HWK-Gastwissenschaftler erforscht in Delmenhorst die Sprachenvielfalt deutscher Mittelstädte

Bijan Kafi Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hanse-Wissenschaftskolleg

    Fellow am Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) Prof. Dr. Yaron Matras erforscht im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts mit der Universität Oldenburg und unter Beteiligung lokaler Bildungseinrichtungen und den städtischen Integrationslotsen in Delmenhorst die große Sprachenvielfalt deutscher Mittelstädte. Das Projekt soll Erkenntnisse für die Verbesserung sprachlicher Vermittlungsleistungen in öffentlichen Einrichtungen und für die Schuldidaktik liefern.

    Prof. Dr. Yaron Matras, Sprachwissenschaftler und bis Juli 2026 assoziierter Gastwissenschaftler am HWK, widmet sich einem selten beachteten Forschungsfeld: der Sprachenvielfalt einer mittelgroßen deutschen Stadt. Delmenhorst ist sein Forschungsobjekt.

    Große Delmenhorster Sprachvielfalt

    "Die Sprachenvielfalt Delmenhorsts ist außerordentlich groß", so Prof. Matras. "Im Alltag wird dies jedoch meist nur im Umfeld der jeweiligen Sprechergruppen sichtbar und ist der breiten Stadtöffentlichkeit selten bewusst." Da sich solche Forschung meist großstädtischen Ballungsräumen widmet, sind die Herkunftssprachen in Mittelstädten bisher kaum erforscht.

    Prof. Matras untersucht neben der Zusammensetzung der Sprechergruppen und ihrer Gesprächspartner auch die räumliche und zeitliche Ausdehnung des Sprachgebrauchs: In welchen Alltagssituationen wird welche Sprachvariation von wem gesprochen? Außerdem interessieren ihn Sprachenherkunft und -geschichte und welche Traditionen sie vermitteln.

    Prof. Matras untersucht vor allem die kommunikativen Schnittstellen zu städtischen Institutionen, an denen Vermittlungsleistungen im Umgang mit Mehrsprachigkeit sichtbar werden: Ämter, Schulen, Krankenhäuser usw. Sein Interesse richtet sich außerdem auf die zwischenmenschliche Dimension in Familie, Nachbarschaft und "Communities", auch über Generationen hinweg.

    Weiträumige regionale Kooperation

    Das Forschungsprojekt des HWK-Fellows wird durch eine großzügige Spende des Vereins der Freunde und Förderer des Hanse-Wissenschaftskollegs e.V. ermöglicht. Der Verein setzt sich für die Verbindung regionaler Anliegen mit internationaler Forschung ein.

    Im Rahmen seines Projekts kooperiert Prof. Matras mit dem Delmenhorster Max-Planck-Gymnasium und der IGS-Delmenhorst. Der Fachdienst Integration und Zuwanderung der Stadt engagiert sich durch sein Integrationslotsenteam. Auch das Delme-Klinikum Delmenhorst hat Interesse bekundet. Wissenschaftlich wird das Vorhaben von einem Forscherteam um den Slavistikprofessor Prof. Jan P. Zeller der Universität Oldenburg begleitet.

    Studenten und Doktoranden des Lehrstuhls von Prof. Zeller befragen mittels eigens entwickelter Interviews Delmenhorster Sprachakteure zu ihrer Sprachpraxis. Zum ihrem Kreis gehören neben städtischen Einrichtungen auch Verbände wie Diakonie oder Arbeiterwohlfahrt (AWO). Das Team hat mit Unterstützung der Stadt und unter Verwendung öffentlicher Daten außerdem das erste Medienarchiv zum Thema Mehrsprachigkeit in Delmenhorst erarbeitet.

    Das Projekt soll vorrangig Erkenntnisse für eine Verbesserung sprachlicher Vermittlungsleistungen in öffentlichen Einrichtungen liefern. Die Zusammenarbeit mit lokalen Bildungseinrichtungen dient der Erforschung neuer schuldidaktischer Ansätze für eine vertiefte Auseinandersetzung von Schülerinnen und Schülern mit Sprache in ihrem Lebensraum. Bis zu 85% der Schülerinnen und Schüler an regionalen Bildungseinrichtungen sprechen im Familienumfeld eine Herkunftssprache.

    Eine Präsentation der Projektergebnisse im Rahmen einer Veranstaltung am HWK ist für die zweite Jahreshälfte 2026 geplant.

    Schulprojekt bildet Auftakt

    Den Auftakt der Schulkooperation bildet ein Projekt in der Projektwoche vom 27.-30. Juni am Max-Planck-Gymnasium. Prof. Matras und Prof. Zeller besuchen mit Studentinnen und Studenten die Klasse 11b und erarbeiten mit den Schülerinnen und Schülern ihre persönlichen Sprachbiografien und führen ethnografische Untersuchungen in der Delmenhorster Innenstadt durch. Ab dem Schuljahr 2025/26 werden die IGS Delmenhorst und das Max-Planck-Gymnasium dann ein gemeinsames Seminarfach zum Thema anbieten, in dessen Rahmen sich Schülerinnen und Schüler auch als "Interviewer" beispielsweise im Familienumfeld engagieren können.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Yaron Matras, Hanse-Wissenschaftskolleg y.matras@aston.ac.uk


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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