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06.08.2025 14:07

Digitale Transformation? Fehlanzeige. Studie des Fraunhofer IGCV untersucht Hürden digitaler Fabrikplanung

Franziska Trede Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV

    Fehlerhaft und ungenau: Viele Unternehmen planen ihre Fabriken auf Basis veralteter, zweidimensionaler CAD-Systeme. Moderne Ansätze wie Building Information Modeling, der Digitale Zwilling oder das Industrial Metaverse sind insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) eine Herausforderung. Warum das so ist und wie es um den aktuellen Stand der digitalen Fabrikplanung steht, fanden Wissenschaftler:innen des Fraunhofer-Instituts für Gießerei-, Composite-, und Verarbeitungstechnik IGCV mit Partnern aus der Industrie heraus. Im Rahmer einer nun veröffentlichten Studie befragten sie innerhalb von zwei Jahren mehr als 70 Teilnehmende aus verschiedenen Branchen.

    Kluft zwischen wissenschaftlicher Theorie und industrieller Praxis

    »Unsere Online-Befragung und qualitativen Tiefeninterviews zeigen, dass zahlreiche Unternehmen bei der digitalen Transformation hinter den Möglichkeiten zurückbleiben, die wissenschaftliche Forschung bietet. Es fehlt oft an einem klaren Verständnis der aktuellen Technologien und an der Bereitschaft zur Veränderung«, erklärt Fabian Bermpohl. Der Wissenschaftler hat die Studie federführend am Fraunhofer IGCV betreut und ist Experte für Kollaborative Fabrikplanung. Viele Unternehmen wissen den Ergebnissen zur Folge nicht, wie sie die Potentiale ganzheitlicher digitaler Fabrikmodelle in Ihre bestehenden Prozesse integrieren können. Darüber hinaus gibt es häufig organisatorische Barrieren, wie Silodenken zwischen Abteilungen, welche die Zusammenarbeit erschweren. Ein weiteres Problem ist laut Bermpohl die unzureichende Datenintegration. Viele Unternehmen kämpfen mit der Fragmentierung ihrer Daten, was die Nutzung von Simulation und anderen modernen Technologien wie Digitalen Zwillingen oder dem Industrial Metaverse behindert. Dies führt dazu, dass die Vorteile digitaler Planungsansätze in der Praxis oft nicht ausgeschöpft werden.

    Digitalisierung hat keinen Endpunkt

    Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Erkenntnis, dass die digitale Fabrikplanung nicht mehr als einmaliges Projekt verstanden werden kann, sondern als kontinuierlicher Prozess, der ständige Anpassungen erfordert. Diese Erkenntnis ist besonders relevant für produzierende KMUs, die flexibler auf Marktveränderungen reagieren müssen. »Die Zeiten, in denen Unternehmen weniger komplexe und weniger variantenreiche Produkte herstellen, sind vorbei. Die Märkte sind umkämpfter. Reagieren und Anpassen gehört zum Alltag. Genau deshalb ist es umso wichtiger Prozesse zu digitalisieren. Wir wollen die Lücke zwischen Forschung und Industrie schließen und Unternehmen dabei unterstützen.«

    Bestandsdigitalisierung statt Metaverse

    »Von einem aktuell stark diskutierten Metaverse, also einer digitalen, virtuellen Welt, die durch die Interaktion von Nutzern in Echtzeit geprägt ist, sind wir in Deutschland weit entfernt. Um die digitale Transformation erfolgreich umzusetzen, benötigen KMUs erst einmal eine umfassende Bestandsdigitalisierung.« Das sei notwendig, um bestehenden Prozesse und Strukturen sichtbar zu machen. Zweitens sollten Bermpohl zur Folge KMUs Zugang zu geeigneten Tools und Methoden erhalten: »Die digitale Transformation erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Planung und Betrieb. Informationen müssen stets aktuell und abrufbar sein.« Bislang werden Planungsmodelle nicht in den Betrieb überführt und dort beispielsweise zum Aufbau eines Digitalen Zwillings genutzt. Gleichzeitig werden bei jeder Umplanung neue Planungsmodelle erstellt und keine Informationen aus vergangenen Planungsphasen oder dem Digitalen Zwilling genutzt. »Forschung sollte nicht der Forschung willen passieren. Es geht darum sie real werden zu lassen. Das sehe ich als zentrale Aufgabe unseres Forschungsinstituts an. Unsere Studie zeigt auf, wo wir ansetzen müssen«, schlussfolgert der Wissenschaftler.

    Langfristige Partnerschaften mit Softwareanbietern und Beratern können KMUs unterstützen, den Übergang zu digitalen Lösungen zu meistern und den Austausch von Informationen zwischen verschiedenen Abteilungen zu fördern. Die Studienpartner Contact Software, Autodesk, Ingenics und Dreso haben bereits erste Schritte unternommen, um die Erkenntnisse in ihre Produktentwicklungen zu integrieren.

    Weitere Informationen unter www.igcv.fraunhofer.de/de/forschung/kompetenzen/fabrikplanung


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Fabian Bermpohl | Wissenschaftlicher Mitarbeiter | Kollaborative Fabrikplanung |
    Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV | fabian.bermpohl@fraunhofer.igcv.de | Am Technologiezentrum 10 | 86159 Augsburg | www.igcv.fraunhofer.de


    Originalpublikation:

    https://link.springer.com/article/10.1007/s11740-025-01344-z


    Bilder

    Moderne Ansätze wie Building Information Modeling, der Digitale Zwilling oder das Industrial Metaverse sind insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) eine Herausforderung.
    Moderne Ansätze wie Building Information Modeling, der Digitale Zwilling oder das Industrial Metaver ...
    Quelle: Christian Strohmayr
    Copyright: ©A3_Christian_Strohmayr


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter
    Informationstechnik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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