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18.08.2025 12:00

Nach Nepal für den Bachelor. Designstudent dreht Dokumentarfilm über die mutigen Frauen von Khori

Janna Heine Stabstelle Kommunikation und Marketing
Hochschule Konstanz

    Um die halbe Welt ist ein Kommunikationsdesignstudent der HTWG Konstanz für seine Abschlussarbeit gereist: Nicolas Müller hat in Nepal einen Dokumentarfilm über eine Fraueninitiative gedreht. Im dortigen Bergdorf Khori haben die Frauen ihren Männern nicht nur den Alkohol verboten – sie sind es nun, die im Kollektiv entscheiden.

    Sie hatten einfach genug, die Frauen aus Khori, gelegen in einem idyllischen Tal nahe Tibet. Genug davon, dass ihre Männer zu viel trinken, sich weder an der Feldarbeit noch an der Familienarbeit beteiligen, zum Teil gewalttätig werden, und sie hatten auch genug davon, während ihrer Menstruation als Verbannte in jämmerlichen Hütten leben zu müssen. In einer Gesellschaft, in der von jeher das Kollektiv einen großen Stellenwert hat, haben sie sich zusammengetan und die Verhältnisse grundlegend verändert: Unterdessen steht in Khori auf Alkoholkonsum eine Strafe, es gibt kleine Bauprojekte, Frauen und Männer leben friedvoller zusammen und es sind überwiegend die Frauen, die kollektive Entscheidungen treffen und umsetzen.

    Etwas Positives bewegen
    Nicolas Müller, der an der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung Kommunikationsdesign studiert hat, hat durch seinen Bekannten Sten Linnander von der Initiative erfahren. Linnander steht hinter der NGO „Hear Nepal“, ist selbst in Nepal aufgewachsen, lebt in Konstanz – und Linnander war es auch, der dem Studenten das Filmprojekt angeboten hat. Müller war auf der Suche nach einem Thema für seine Bachelorarbeit, wollte „zeigen, was Kommunikationsdesign Positives in der Welt bewegen kann“, die Dynamik hinter gesellschaftlichem Wandel besser verstehen. Nach viel Vorarbeit und Recherche machte er sich im Frühjahr 2025 auf eine beschwerliche Reise über Kathmandu nach Khori, begleitet von Sten Linnander selbst sowie vom örtlichen Koordinator des Hilfsprojekts Madhav Joshi und dem Übersetzer Dhami Singh.

    Land der Kontraste
    Es war nicht Müllers erste Reise. Bereits mit Schulfreunden hatte er 2019 Nepal bereist, auch damals schon mit der Absicht zu filmen und hatte auch damals schon Kontakt zu einer NGO, für die er 2022 dann auch tatsächlich ein kleineres Filmprojekt zur Mädchenbildung umgesetzt hat. Immer wieder haben ihn dabei die Gegensätze im Land fasziniert: das laute Chaos in Kathmandu, die Abgeschiedenheit der ländlichen Regionen; aber auch der Kontrast zwischen einer immer weiter um sich greifenden westlichen, individualisierten Lebensweise und der traditionellen Dorfgemeinschaft. Die Reise ins abgelegene Khori ist so für ihn auch ein Weg in eine anders verfasste Welt, wie man sie hierzulande nicht mehr kennt. Ganz physisch erfolgte sie in mehreren Etappen per Flugzeug und Jeep.

    Interviews vor Ort
    Im Vorfeld hat sich Nicolas Müller Gedanken zu einer möglichen Dramaturgie gemacht und einen genauen Fragenkatalog vorbereitet. Vor Ort blieb er als Kameramann im Hintergrund, hat die Gespräche dem Übersetzer überlassen. Nicht alle seien ergiebig gewesen, berichtet er im Nachgang – und manche auch schlicht aus diplomatischen Gründen notwendig, schließlich gebe es auch dort Lokalpolitiker, die sich gerne selbst vor der Kamera sehen. Überhaupt hat der 26-Jährige auch gelernt, nicht jeder Antwort Glauben zu schenken. Da in vielen Dörfern die Einnahmen auch wesentlich von der
    internationalen Unterstützung der NGOs abhingen, werde gerne erzählt, „was sie denken, das du hören willst.“

    Grausame Tradition durchbrochen
    Doch schließlich hat er sie getroffen, die resoluten Frauen von Khori und die „andere Energie“ des Ortes am Ende des Tals gleich gespürt. Dort sehe man Männer mit anpacken, es herrsche eine ganz andere Atmosphäre als in den Nachbardörfern. Diese Energie spürt man auch im Film, der im Wesentlichen aus Interviews vor Ort besteht. Frauen wie Belu devi berichten, wie es früher war: vom Alkohol, von der Unterdrückung, davon, dass Frauen in den Menstruations-Hütten zum Teil sogar gestorben sind. Sie stehen noch, diese Hütten, und doch ist es gelungen, die jahrhundertealte Tradition zu durchbrechen.

    Strafe für Alkoholkonsum
    Den Impuls dazu haben NGOs und Regierung gegeben: Sie hatten einen Preis ausgelobt für Familien und Dörfer, denen es gelingt die Herstellung und den Konsum von Alkohol zu unterbinden. In Khori kam damals niemand als Kandidat für diesen Preis in Frage, doch der Stein des Anstoßes kam ins Rollen. Ausgehend vom Alkoholverbot haben die Frauen nach und nach ihr Dorf, ja ihr ganzes Leben verändert. „Es hat funktioniert“, resümiert der Student.

    Nun gehe es darum, das Modell in andere Dörfer zu exportieren. Die Frauen von Khori sind zu Botschafterinnen ihrer Selbstermächtigung geworden, überzeugen nun auch andere davon, mit einer toxischen Tradition zu brechen.

    Infobox zum Dokumentarfilm
    Nicolas Müllers Film „Der Khori Impuls“ soll im Rahmen einer ganzen Kampagne künftig für die NGO-Arbeit eingesetzt werden, als Ergänzung zu Vorträgen, als Material für Social-Media-Beiträge, als Marketing-Instrument auf Youtube.


    Weitere Informationen:

    Link zum Dokumentarfilm


    Bilder

    Ernte in Khori
    Ernte in Khori
    Quelle: Nicolas Müller
    Copyright: Nicolas Müller

    Kommunikationsdesignabsolvent Nicolas Müller
    Kommunikationsdesignabsolvent Nicolas Müller
    Quelle: HTWG
    Copyright: HTWG


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Kulturwissenschaften, Kunst / Design
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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