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21.08.2025 10:51

Täuschungen im Tierreich: Gottesanbeterinnen stellen tödliche Falle bei der Partnersuche

Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung 2
Universität Hamburg

    Manipulation und Täuschungen können im Tierreich bei der Partnersuche eine Rolle spielen. Dies zeigt eine neue Studie der Universität Hamburg am Beispiel einer aus Afrika stammenden Art von Gottesanbeterinnen. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachjournal „Functional Ecology“ publiziert.

    Weibchen der Spezies „Miomantis caffra“ produzieren – wie viele andere weibliche Insekten – Pheromone, um potenzielle Sexualpartner anzulocken. Üblicherweise transportieren diese Duftstoffe Informationen über die körperliche Verfassung der Weibchen, beispielsweise über ihren Gesundheitszustand. Besonders fitte Weibchen, die viele Nachkommen produzieren können, riechen für die Männchen besonders attraktiv.

    „Miomantis caffra“-Weibchen können Männchen mithilfe ihrer Pheromone jedoch auch in die Irre führen und sogar in eine Falle locken: Im Laborversuch im Rahmen einer neuen Studie entschieden sich die Männchen in 68 Prozent der Fälle für einen Paarungsversuch mit einem Weibchen in einer schlechten körperlichen Verfassung – und zahlten nicht selten mit dem Leben für ihre Fehlentscheidung. Die untergewichtigen Weibchen griffen die Männchen drei Mal häufiger an und fraßen sie vier Mal öfter als besser ernährte Weibchen.

    „Weibchen und Männchen haben im Tierreich oft gegensätzliche Interessen und nutzen unterschiedliche Strategien, um diese durchzusetzen“, erklärt die Erstautorin der Studie, Laura Knapwerth. Bei der Spezies „Miomantis caffra“ spitzt sich dieser Gegensatz zu. Zwar wollen sich Weibchen wie Männchen fortpflanzen, doch darüber hinaus stellen die Männchen für die Weibchen auch eine Nahrungsquelle dar. Durch den Verzehr eines männlichen Artgenossen steigern hungrige Weibchen nicht nur ihre eigenen Überlebenschancen, sondern auch die Qualität ihrer Gelege. Diese waren nach einem kannibalistischen Akt um 52 Prozent schwerer als ohne einen solchen.

    Gemeinsam mit ihrem Co-Autor, dem Evolutionsbiologen Dr. Nathan Burke, hat Knapwerth für ihre Studie Gottesanbeterinnen aus 25 verschiedenen Gelegen aufgezogen. Die Weibchen hat sie in zwei Gruppen eingeteilt. Tiere der ersten Gruppe bekamen nach der letzten Häutung zwei Fliegen pro Woche, die in der anderen Gruppe acht. Schließlich wurde je ein besser und ein schlechter ernährtes Weibchen in den Arm eines T-förmigen Tunnelsystems gesetzt und ein Männchen in dessen Mitte platziert. Da das Männchen die Weibchen nicht sehen konnte, musste es sich nur aufgrund der Duftstoffe für die Annäherung an eine der beiden potenziellen Sexualpartnerinnen entscheiden.

    „Mit unserer Arbeit konnten wir zeigen, dass Weibchen in schlechter körperlicher Verfassung die Männchen regelrecht täuschen und unehrliche Signale senden können – Botschaften also, die nicht mit der Realität übereinstimmen“, erklärt Knapwerth.

    Für die vorliegende Studie hat sie sich ganz auf die Strategien der Weibchen konzentriert – die der Männchen könnte Thema einer weiteren Arbeit werden. „Grundsätzlich finde ich es spannend, wie sich durch unterschiedliche Interessen von Interaktionspartnern verschiedene Strategien entwickeln, um diese durchzusetzen, und welche Dynamiken daraus resultieren.“ Weibchen und Männchen, Räuber und Beutetiere oder sogar Pflanze und Tier: Die Dynamiken zwischen ihnen tragen dazu bei, wie sich das Verhalten und letztlich sogar das körperliche Erscheinungsbild von Tieren entwickelt – beides Forschungsfelder von Evolutionsbiologinnen und -biologen.

    Die Arbeit entstand in der Arbeitsgruppe Verhaltensbiologie unter der Leitung von Prof. Dr. Jutta Schneider im Fachbereich Biologie der Universität Hamburg.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Jutta Schneider
    Universität Hamburg
    Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften
    Fachbereich Biologie
    Tel.: +49 40 42838-3878
    E-Mail: jutta.schneider@uni-hamburg.de


    Originalpublikation:

    Knapwerth, L., & Burke, N. W.(2025). Luring cannibal: Dishonest sexual signalling in the springbok mantis. Functional Ecology, 00, 1–11. https://doi.org/10.1111/1365-2435.70115


    Bilder

    Die Spezies „Miomantis caffra“ ist ursprünglich in Südafrika beheimatet, kommt inzwischen jedoch auch in Neuseeland, Australien, den USA und sogar Portugal vor. Sie ist eine von etwa 2400 Arten in der Ordnung der Gottesanbeterinnen.
    Die Spezies „Miomantis caffra“ ist ursprünglich in Südafrika beheimatet, kommt inzwischen jedoch auc ...
    Quelle: UHH/Knapwerth
    Copyright: UHH/Knapwerth


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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