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01.09.2025 09:30

Neue Berichte zum Projekt GreeN-H2-Namibia: Wegweisende Erkenntnisse für nachhaltige Wasserstofftechnologien

Simone Angster Kommunikation
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

    Das Projekt GreeN-H2-Namibia hat drei neue Berichte veröffentlicht, die zentrale Einsichten zur Entwicklung eines nachhaltigen Wasserstoffsektors in Namibia liefern. Die Themen reichen von Power-to-X-Technologien bis hin zur regionalen Wasserinfrastruktur.

    Das Projekt GreeN-H2-Namibia, eine Kooperation zwischen der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. und dem ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, hat kürzlich drei bedeutende Berichte veröffentlicht. Diese bieten entscheidende Erkenntnisse für Namibias aufstrebende grüne Wirtschaft. Die Fokusbereiche umfassen Power-to-X-(PtX)-Technologien sowie regionale Wasserinfrastrukturen und adressieren sowohl technische als auch sozio-ökonomische Herausforderungen, mit denen Entscheidungsträger beim Aufbau eines nachhaltigen Wasserstoffsektors konfrontiert sind.

    Der PtX-Bericht beschreibt die wichtigsten Produktionspfade und bewertet ihre technische Machbarkeit im namibischen Kontext. Zudem hebt der Bericht mögliche Anwendungsbereiche hervor – darunter Kraftstoffe, industrielle Einsatzstoffe und Energiespeicherung – und schätzt die Nachfrage im inländischen Markt ab. „Neben grünem Ammoniak und grünem Stahl umfasst PtX auch die Herstellung nachhaltiger Alternativen zu petrochemischen Produkten wie E-Methanol oder E-Diesel“, erklärt Co-Autor Dr. Chokri Boumrifak. „Diese Verbindungen benötigen jedoch eine Kohlenstoffquelle, die entweder aus biogenen Quellen oder schwer vermeidbaren Emissionen, etwa aus Zementwerken, stammen könnte.“ Daher untersuchen die Autoren geeignete Kohlenstoffquellen in Namibia. Die Erweiterung der Palette an grünen Wasserstoffderivaten über grünes Ammoniak hinaus könnte künftig zusätzliche Marktchancen eröffnen – sowohl als Exportprodukte als auch für geeignete heimische Industriezweige. „Diesel ist ein weit verbreiteter Energieträger im Transport, Bergbau, in der Landwirtschaft und der Fischerei“, ergänzt Co-Autor Dr. Robin Ruff. „Darüber hinaus ist Ammoniak ein Vorprodukt für Düngemittel und Sprengstoffe, die in der Landwirtschaft und im Bergbau genutzt werden könnten.“ Auch wenn PtX-Produkte kurzfristig und mittelfristig kostenintensiv sein dürften, könnten Kostenreduktionen durch technologische Optimierungen die Machbarkeit für namibische Industrien verbessern.

    Ein weiterer Bericht untersucht das Potenzial der Soleverwertung in Namibia, insbesondere im Zuge der zunehmenden Meerwasserentsalzung zur Unterstützung des wachsenden Wasserstoffsektors. Während die derzeitige Regulierung eine Umweltgenehmigung für die Einleitung von Sole vorschreibt, fehlen bislang spezifische Standards für nachhaltige Entsalzungspraktiken. Mögliche Marktchancen liegen in Natriumchlorid, Soda, Natriumhydrogencarbonat sowie langfristig in der Rückgewinnung von Magnesium und Lithium. Damit bietet sich die Möglichkeit, eine wertschöpfungsstarke, zirkuläre „Sole-Ökonomie“ mit Entsalzung und grünen Energiezentren zu verknüpfen.

    Parallel dazu hat das Projekt einen Bericht zur Wasserinfrastruktur in der ||Kharas-Region veröffentlicht, wo Lüderitz und Aus sich zu zentralen Standorten für Namibias Wasserstoffambitionen entwickeln. Der Bericht bündelt verstreute Daten unterschiedlicher Akteure zu einer kohärenten Analyse und schafft so eine klarere Grundlage für die Planung der Wasserinfrastruktur unter Bedingungen großer Unsicherheit. Diese Synthese ist besonders wertvoll für namibische und internationale Stakeholder, die häufig kein konsolidiertes Bild lokaler Wasserengpässe und Investitionsbedarfe im Kontext der Wasserstoffentwicklung haben. Die Unsicherheiten reichen von der Frage, ob Familien von Wasserstoff-Arbeitskräften umsiedeln werden, über vorhandene lokale Kompetenzen und die Infrastrukturbereitschaft bis hin zur tatsächlichen Entwicklung der Industrie im Zeitverlauf.

    Zur Beantwortung dieser Fragen entwickelt der Bericht Szenarien für den künftigen Wasserbedarf, die auf transparenten Annahmen basieren. Die Ergebnisse unterstreichen die Vorteile eines modularen Ansatzes für die Wasserinfrastruktur: Investitionen können schrittweise mit der Nachfrage wachsen – so werden aktuelle und kurzfristige Bedarfe gedeckt, ohne andere Industrien oder das städtische Wachstum auszubremsen, während zugleich Flexibilität für größere Wasserstoffprojekte erhalten bleibt. Durch transparente Annahmen und szenariobasierte Entwicklungspfade bietet der Bericht auch internationalen Geldgebern, Entwicklungspartnern und privaten Akteuren einen leichteren Einstieg, um zu verstehen, wo ihre Unterstützung den größten Effekt erzielen könnte. Der Bericht ruft zu dringenden Lösungen für Lüderitz und Aus auf und stellt zentrale Fragen, die nicht nur die lokale Planung, sondern die gesamte grüne Wasserstoffwirtschaft Namibias prägen könnten.

    Insgesamt liefern diese Berichte Orientierungshilfe für politische Entscheidungsträger, Investoren und Gemeinschaften in Namibia– insbesondere für Investoren, Entwicklungsagenturen und politische Akteure, die Namibias Rolle in der globalen Wasserstoffwirtschaft verstehen möchten. Sie verdeutlichen sowohl Chancen als auch Unsicherheiten im Transformationsprozess und bieten praxisnahe Einblicke, um sicherzustellen, dass industrielles Wachstum mit nachhaltiger Infrastruktur und gerechter Entwicklung einhergeht.

    Alle Berichte stehen zum Download zur Verfügung unter https://dechema.de/GreeNH2_Namibia.html

    Über die Projektpartner

    Die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. bringt Fachleute aus verschiedenen Disziplinen, Institutionen und Generationen zusammen, um den wissenschaftlichen Austausch in der Chemischen Technik, Verfahrenstechnik und Biotechnologie zu fördern. Die DECHEMA spürt neue technologische Trends auf, bewertet sie und begleitet die Umsetzung von Forschungsergebnissen in technische Anwendungen. Mehr als 5.500 Ingenieure, Wissenschaftler, Studenten, Unternehmen und Institutionen gehören dem gemeinnützigen Verein an.

    Das ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung ist eines der führenden unabhängigen Institute für Nachhaltigkeitsforschung. Es entwickelt wissenschaftliche Grundlagen und zukunftsweisende Konzepte für sozial-ökologische Transformationen. Dazu erforscht das ISOE transdisziplinär globale Probleme wie Wasserknappheit, Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Landdegradation und findet tragfähige Lösungen, die ökologische, soziale und ökonomische Bedingungen berücksichtigen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Chemie, Energie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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