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12.09.2025 08:35

Ein halbes Jahrhundert für die Männergesundheit: 50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA)

Bettina Ihnen Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Andrologie e.V.

    Ein halbes Jahrhundert Forschung, Klinik und Berufspolitik für eine bessere Versorgung von Männern mit andrologischen Erkrankungen wie Hormonmangel, Potenz- oder Fruchtbarkeitsstörungen sowie die männliche Verhütung: Vor genau 50 Jahren, am 13. September 1975, wurde die Deutsche Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA) gegründet. Anlässlich des Jubiläums blickt die interdisziplinäre wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft auf die Meilensteine ihrer Erfolgsgeschichte zurück.

    Zugleich benennt die amtierende DGA-Präsidentin, Prof. Dr. med. Sabine Kliesch, aktuelle gesellschaftspolitische Herausforderungen ihres Faches und fordert erneut eine zeitgemäße Gesetzgebung für die Reproduktionsmedizin in Deutschland.

    Gründung der Fachgesellschaft manifestiert Eigenständigkeit der Andrologie

    Weltweit etablierten sich andrologische Fachgesellschaften in den 1970er Jahren. So auch in Deutschland, wo die Andrologie zunächst unter dem Dach der 1958 gegründeten Deutschen Gesellschaft zum Studium der Fertilität und Sterilität e.V. – der späteren Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin e.V. – angesiedelt war. „Mit der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V. durch unseren ersten Präsidenten Prof. Dr. Carl Schirren im September 1975 in Hamburg manifestierte sich schließlich die wissenschaftliche und klinische Eigenständigkeit der Andrologie in Deutschland“, so Prof. Dr. Sabine Kliesch.

    Heute ist die DGA eine national und international führende Fachgesellschaft. Sie vertritt die Interessen ihrer 525 Mitglieder aus Forschung und Klinik, vor allem aus den Fachgruppen Urologie, Endokrinologie und Dermatologie sowie der Reproduktionsmedizin, ist wissenschaftlicher Konsulent der gesundheitspolitischen Gremien. Oberstes Ziel der Fachgesellschaft ist es, die Andrologie sowohl als Forschungsgebiet als auch als klinisches Fach zu stärken, zu fördern und weiter zu entwickeln. Leitlinienarbeit, wie das aktuelle Update der S2-kLeitlinie "Fertilitätserhalt bei onkologischen Erkrankungen" ist Teil ihres Engagements. Ebenso dazu gehören wissenschaftliche Stellungnahmen, Resolutionen, jährliche wissenschaftliche Tagungen und Fortbildungsveranstaltungen sowie die Ausrichtung internationaler Kongresse und Symposien wie 2024 zur Verhütungsforschung in Deutschland. Das Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie ist das offizielle Organ der Gesellschaft.

    Andrologische Erkrankungen sind Volkskrankheiten, die Millionen Menschen betreffen

    Die medizinisch-wissenschaftlichen Schwerpunkte der DGA – Störungen der Zeugungsfähigkeit des Mannes, Störungen der endokrinen Hodenfunktion und die erektile Dysfunktion – zählen inzwischen zu den Volkskrankheiten, die Millionen Menschen betreffen. Auch die männliche Kontrazeption sowie der alternde Mann stehen im Fokus der Fachgesellschaft. Als gleichwertiger reproduktionsmedizinischer Partner der Gynäkologie bei der Betreuung des kinderlosen Paares sind Androloginnen und Andrologen heute erster Ansprechpartner für Männer mit unerfülltem Kinderwunsch.
    „Bis dahin war es ein langer Weg, der maßgeblich durch ein starkes wissenschaftliches Fundament aufgrund erfolgreicher Grundlagenforschung sowie klinischer Forschung, der hohen Qualifikation klinisch tägiger Androloginnen und Andrologen, und immer wieder auch durch das persönliche Engagement und die Weitsicht der andrologischen Standesvertreter bereitet wurde“, betont Professorin Kliesch, Urologin und Chefärztin der Klinik für Andrologie im Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) am Universitätsklinikum Münster.

    Berufspolitischer Meilenstein: Zusatzweiterbildung „Andrologie“

    Zu den berufspolitischen Meilensteinen auf diesem Weg gehört die zunächst freiwillige Einführung des Qualitätssicherungsprogramms der Deutschen Gesellschaft für Andrologie (QuaDeGA) 2001, das durch externe Qualitätskontrolle einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung im Andrologie-Labor leistet und seit 2014 verpflichtend in die RiliBÄK der BÄK verankert ist. Mit der Etablierung der Andrologie in der ärztlichen Weiterbildung folgte nach langen Diskussionen mit benachbarten Disziplinen der größte Erfolg in der DGA-Historie: 2003 erkannte die Bundesärztekammer die Zusatzbezeichnung „Andrologie“ als Zusatzqualifikation an und nahm die Zusatzweiterbildung in die Musterweiterbildungsordnung auf. Mit dem Beschluss des Deutschen Ärztetages 2024 erfolgte eine Anpassung an die Bedingungen der heutigen Zeit, um die Zusatzweiterbildung auch für die zukünftigen Ärztegenerationen zu sichern.

    Wissenschaftlicher Meilenstein: Molekulargenetische Forschung

    Parallel dazu wurde mit der Intrazytoplasmatischen Spermineinjektion (ICSI), bei der ein einzelnes Spermium mithilfe einer Mikropipette direkt in eine Eizelle injiziert wird, die erfolgreiche Behandlung schwerer männlicher Fertilitätsstörungen möglich. Neue Medikamente, sogenannte PDE-5-Hemmer, haben Erektionsstörungen zu einer behandelbaren Erkrankung gemacht und moderne Testosteronpräparate erlauben inzwischen eine gut verträgliche Substitutionstherapie für Männer mit Hypogonadismus. Zuletzt konnte dank großer Forschungserfolge in der Reproduktionsgenetik die genetische Diagnostik von männlichen Fruchtbarkeitsstörungen in die klinische Praxis implementiert werden. Auch die Realisierung der Spermatogenese in vitro und damit der Fertilitätserhalt für u.a. onkologisch erkrankte Jungen vor der Pubertät schreitet voran.

    „Erektile Dysfunktion als Vorbote kardiovaskulärer Erkrankungen“, „Aufklärung über den Fertilitätserhalt bei Krebserkrankungen“, „Fertilität als Fenster zur Gesundheit des Mannes“: Mit kontinuierlicher Öffentlichkeitsarbeit ist die Andrologie in den letzten Jahren sichtbar geworden. „Über die Fach- und Publikumspresse und zuletzt auch über die sozialen Medien erreichen unsere Botschaften heute die Menschen in Deutschland“, sagt der amtierende DGA-Pressesprecher, Dr. med. Jann-Frederik Cremers, Urologe und Leitender Oberarzt am CeRA, Universitätsklinikum Münster.

    DGA mahnt zeitgemäße Gesetzgebung für die Reproduktionsmedizin in Deutschland an

    Anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens blickt die Deutsche Gesellschaft für Andrologie e.V. aber auch nach vorne, denn die aktuellen gesellschaftspolitischen Herausforderungen in der Andrologie sind groß. Die Politik stehe in der Pflicht, so DGA-Präsidentin Kliesch, die die Fachgesellschaft seit 2020 als erste Frau an der Spitze führt. „Angesichts der enormen medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritte und der wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung der Fortpflanzungsmedizin muss die Regierung endlich eine zeitgemäße Reform der Gesetzgebung zur Reproduktionsmedizin umsetzen.“ Dringend notwendig seien zudem strukturierte Forschungsprogramme im Bereich der Reproduktion seitens des Bundes oder Länder.

    Darüber hinaus fordert die DGA zur flächendenkenden Umsetzung der 2024 in einem Positionspapier neu definierten Standards für die Diagnostik der männlichen Infertilität eine adäquate Vergütung dieser Leistungen.

    Eine zentrale Forschungsaufgabe in der Andrologie bleibt, so Kliesch, die reversible Kontrazeption für den Mann, denn auch hier gibt es in der heutigen Gesellschaft, in der zunehmend beide Geschlechter Verantwortung für die Verhütung übernehmen wollen, einen großen Bedarf.

    „50 Jahre DGA spiegeln die Erfolgsgeschichte unserer noch jungen Disziplin und zeigen zugleich die große und weiter wachsende Bedeutung der Andrologie in Deutschland“, resümiert die Präsidentin der Fachgesellschaft.

    Weitere Informationen:
    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V.

    Bettina-Cathrin Ihnen
    Sabine Martina Glimm
    Wettloop 36c
    21149 Hamburg
    Tel: 040 - 80205195
    Fax: 040 - 79 14 00 27
    Mobil: 0170 – 48 27 28 7
    Mail: presse@dg-andrologie.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Organisatorisches
    Deutsch


     

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