idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.09.2025 10:04

6.357 Kartoffelvariationen im Test

Rebecca Vaßen Büro für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie

    Projekt POMORROW entschlüsselt das Erbgut aller Kartoffeln in deutscher Genbank

    Die Kartoffel ist nach Reis, Weizen und Mais die viertwichtigste Kulturpflanze der Welt – und spielt eine entscheidende Rolle für die Ernährung der Weltbevölkerung. Doch über die genetische Vielfalt der in Deutschland aufbewahrten Kartoffeln ist bislang wenig bekannt. Das soll sich nun ändern: Im Rahmen des Projekts POMORROW – Potatoes for Tomorrow wird die gesamte Kartoffelsammlung der deutschen Genbank erstmals vollständig genotypisiert. Möglich macht dies eine Förderung des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt.

    POMORROW – eine kooperative Meisterleistung
    Insgesamt 6.357 Akzessionen* von Kartoffeln werden in der deutschen Genbank aufgebewahrt. Ein Konsortium aus fünf Forschungsinstituten und drei Pflanzenzuchtunternehmen will diese einzigartige genetische Ressource nun umfassend untersuchen. Das Ziel: Akzessionen zu identifizieren, die Schädlingsresistenz, geringen Düngebedarf oder eine hohe Stresstoleranz aufweisen – Eigenschaften, die für einen nachhaltigen und klimaangepassten Anbau immer wichtiger werden.
    Bei allen Kartoffelakzessionen werden ausgewählte DNA-Abschnitte sequenziert und miteinander verglichen. Aus ihnen werden Akzessionen ausgewählt, die die genetische Vielfalt der Gruppe bestmöglich repräsentieren. Sie bilden die Kernsammlung. Für zehn Kartoffellinien wird sogar das komplette Genom entschlüsselt. Die so gewonnenen Daten sollen dazu genutzt werden, ein Vorhersagemodell zu entwickeln, das die Eigenschaften einer Kartoffelpflanze aus den genetischen Informationen ableiten kann – und so die Züchtung robuster Sorten erheblich beschleunigen könnte.

    Forschungsschwerpunkt: Trockentoleranz in Potsdam
    Einen wichtigen Beitrag leistet dabei das Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie (MPI MP) in Potsdam. Hier werden 240 Akzessionen auf ihre Fähigkeit untersucht, Trockenstress zu überstehen – ein entscheidender Faktor angesichts zunehmender Dürren. Im Fokus steht dabei auch die Zusammenarbeit der Kartoffelpflanzen mit Mykorrhizapilzen, die – ähnlich wie das Darmmikrobiom beim Menschen – die Resilienz der Pflanzen fördern können.

    „Feldversuche an Kartoffelsorten zeigen, dass Mykorrhizapilze helfen können, Nährstoffe effizienter aufzunehmen und Stress besser zu bewältigen. Dies wollen wir nun in einer genetisch vielfältigen Gruppe testen, um Eltern für die Kartoffelsorten der Zukunft zu finden“, erklärt MPI MP-Direktorin Prof. Dr. Caroline Gutjahr, die gemeinsam mit Dr. Karin Köhl die Arbeiten am Institut leitet.

    Die Forschenden setzen ausgewählten Kartoffellinien Mykorrhizapilze zu, die auch im Gartenbau zum Einsatz kommen. Anschließend wird geprüft, welche Linien besonders positiv auf die Pilzpartner reagieren. Mittels modernster Laserscanner wird das Wachstum bei unterschiedlicher Bewässerung überwacht. Trockentolerante Kartoffeln sichern stabile Erträge auch bei Wassermangel und helfen Landwirten, den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Das Projekt POMORROW leistet damit einen wichtigen Beitrag, um die Kartoffel auch künftig als verlässliche Nahrungsquelle zu erhalten – nachhaltig, ressourcenschonend und klimaangepasst.

    Glossar:
    Akzession: Als Akzession bezeichnet man die Gesamtheit aller Variationen einer Art. Der Begriff ist nicht synonym mit „Sorten“. Jene sind nämlich ausschließlich als „Sorten“ zu bezeichnen, wenn sie offiziell erfasst und damit auch rechtlich geschützt sind. Daneben gibt es außerdem die sog. Landrassen, bekannte und benannte Variationen ohne offizielle Anerkennung und die wilden Verwandten. Die Unterscheidung der Akzessionen in Sorten, Landrassen und wilde Verwandte ist insbesondere für die Züchtung und den Vertrieb von Nutzpflanzen relevant.

    Beteiligte Projektpartner:
    Wissenschaftliche Partner:
    • Julius-Kühn-Institut (JKI)
    • Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK)
    • Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen, Universität Münster (IBBP)
    • Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie (MPIMP)
    • Institut für Pflanzenschutz, Hochschule Geisenheim University (HGU)
    Wirtschaftspartner:
    • SaKa Pflanzenzucht GmbH & Co. KG
    • Europlant Innovation GmbH & Co. KG
    • Norika GmbH
    • Gemeinschaft zur Förderung von Pflanzeninnovation e. V. (GFPi)


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Karin Köhl
    Leiter*in Pflanzenanbau und Transformation
    Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie
    koehl@mpimp-golm.mpg.de
    +49 331 567 - 8111


    Weitere Informationen:

    https://www.mpimp-golm.mpg.de/2800307/news_publication_25385138_transferred?c=40...


    Bilder

    Eine Vielzahl von Kartoffelplfanzen wuchsen im Sommer 2025 in den Gewächshäusern des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie.
    Eine Vielzahl von Kartoffelplfanzen wuchsen im Sommer 2025 in den Gewächshäusern des Max-Planck-Inst ...
    Quelle: MPI-MP/sevens+maltry
    Copyright: MPI-MP/sevens+maltry


    Anhang
    attachment icon Die erste Kartoffelernte des Porjekts ist am MPI MP bereits eingeholt.

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, jedermann
    Biologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).