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16.09.2025 13:21

Auch Grundschulkinder brauchen Digitalkompetenzen

Martin Brandstätter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Grundschulen sollen Kinder fit im Umgang mit digitalen Medien machen. An der Universität Würzburg entwickelt ein Team ein digitales Diagnoseinstrument, um die Lehrkräfte dabei zu unterstützen.

    Digital Competencies in Elementary School Age oder kurz Digit.El: So lautet der Name eines Forschungsprojekts, das aktuell am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) läuft. Unter der Verantwortung von Lehrstuhlinhaberin Sanna Pohlmann-Rother arbeiten die Projektleiterin Caroline Theurer und die Projektmitarbeiterin Tina Jocham daran, „elementare Digitalkompetenzen im Grundschulalter begrifflich zu schärfen, zu operationalisieren und zu messen“, wie es auf der Projekt-Homepage heißt.

    Im Rahmen des Vorhabens soll auch ein spezielles Tool für Lehrkräfte an bayerischen Grundschulen entwickelt werden, mit dessen Hilfe Lehrerinnen und Lehrer schnell und unkompliziert den Lernstand in einzelnen Digitalkompetenz-Bereichen erfassen können, um darauf aufbauend eine gezielte Förderung anzubieten.

    Digitale Medien gehören zum Alltag vieler Kinder

    Warum das nötig ist? „Die Welt von Kindern im Grundschulalter ist durch digitale Medien geprägt“, sagt Sanna Pohlmann-Rother. Für die Hausaufgaben am PC des großen Bruders im Internet recherchieren, sich anschließend am Smartphone mit einer Freundin verabreden und dann noch schnell auf dem Tablet eine Folge „Checker Tobi“ ansehen: Das gehört alles längst zum Alltag vieler Kinder. Und das hat auch Konsequenzen für Lehrkräfte und den Unterricht, schließlich ist die Grundschule die erste Instanz, in der alle Kinder im Umgang mit digitalen Medien geschult und für deren Gefahren sensibilisiert werden – wie es nicht zuletzt der Kompetenzrahmen zur Medienbildung an bayerischen Schulen fordert.

    Für die Lehrkräfte bedeutet dies eine große Herausforderung: Wenn es um die geforderten „Digitalkompetenzen“ geht, sehen sie sich mit einer großen Vielfalt konfrontiert: Da verfügen bisweilen schon Zweitklässler über ein eigenes Smartphone und nutzen fleißig Whatsapp, Tiktok und Youtube, während andere noch in der vierten Klasse einem strikten Handyverbot ihrer Eltern unterliegen. Mit dieser Vielfalt besser umzugehen: Dabei soll das digitale Tool unterstützen, das derzeit von Pohlmann-Rothers Team entwickelt wird.

    Studien mit mehr als 1200 Grundschulkindern

    Das Problem dabei: „Es gibt bislang keine deutschsprachigen Diagnoseinstrumente für Grundschulkinder, die Digitalkompetenzen in ihrer Breite erfassen“, sagt Tina Jocham. Aus diesem Grund hat das Team zunächst einen Fragen- und Aufgabenkatalog für zwei Kompetenzbereiche entwickelt und damit in einer Reihe von Studien untersucht, wie gut diese Kompetenzen im Jahr 2025 bei Grundschulkindern in Deutschland ausgebildet sind. Gut 1.200 Kinder haben daran teilgenommen.

    Tatsächlich versammeln sich unter dem Begriff „Digitalkompetenzen“ viele verschiedene Fertig- und Tätigkeiten. „Wie informieren sich Kinder, wenn sie zu einem bestimmten Thema recherchieren? Wissen sie, welchen Seiten sie trauen können und welchen eher nicht?“, beschreibt Tina Jocham eine dieser Kompetenzen. Kennen sie den Unterschied zwischen einem öffentlichen und einem privaten Profil in einem Messenger-Dienst? Wissen sie, was Phishing bedeutet, können sie eine Phishing-Mail erkennen? Und wie steht es um ihr Wissen und ihre Fertigkeiten in den Bereichen künstliche Intelligenz, Programmieren und Gestaltung im digitalen Raum?

    Das Wissen über Datenschutz und Sicherheit ist da

    Diese und viele weitere Aspekte untersuchen die Forscherinnen im Rahmen des Projekts. Dabei interessieren sie sich sowohl für die Verhaltens- als auch für die Wissensebene. Im konkreten Fall sieht das dann beispielsweise so aus, dass sie den Kindern den Auftrag erteilen, sich an einem Tablet bei einem vermeintlichen Messengerdienst anzumelden. Die Kinder sollen Benutzernamen und ein Passwort eingeben, es werden optionale personenbezogene Daten abgefragt und sie können auswählen, ob das Profil öffentlich oder privat sein soll. Außerdem dürfen sie entscheiden, ob ihre Anmeldedaten gespeichert werden oder nicht. Im Anschluss daran folgt ein Test, in dem Wissen über Datenschutz und Sicherheit erfragt wird.

    „Die Auswertung dieser Teilstudie zeigt, dass Kinder am Ende der Grundschulzeit durchaus über Wissen in den Bereichen Datenschutz und Sicherheit im Netz verfügen“, fasst Caroline Theurer das zentrale Ergebnis zusammen. Dass die Kinder entsprechend handeln beziehungsweise sich das Wissen auch in ihrem Verhalten niederschlägt, könne anhand der Ergebnisse allerdings angezweifelt werden.

    Täuschungsversuche werden kaum erkannt

    Ob Grundschulkinder dazu in der Lage sind, Inhalte im Internet korrekt zu bewerten, hat das Forschungsteam mit einer weiteren Studie untersucht. Das wichtigste Ergebnis: „Schülerinnen und Schüler waren vor allem in den Bereichen ‚Täuschung‘ und ‚Persönlichkeitseingriff‘ mehrheitlich nicht dazu in der Lage, die Aufgaben erfolgreich zu lösen“, erklärt Tina Jocham. Überrascht sei sie davon nicht gewesen: „Phänomene wie Phishing, Clickbait oder Bots sind auch für Jugendliche und Erwachsene herausfordernd“, so die Wissenschaftlerin.

    „Kinder müssen in ihren Digitalkompetenzen frühzeitig und passgenau gefördert werden“, beschreibt Sanna Pohlmann-Rother als eine wichtige Aufgabe der Grundschule. Damit Lehrkräfte dieser Aufgabe gerecht werden können, benötigen sie Unterstützung. Das Diagnose-Tool, das jetzt entwickelt wird, ist dafür eine wichtige Hilfestellung. „Lehrkräfte können mit seiner Hilfe Risikokinder erkennen und unterrichtliche Angebote entsprechend der Lernvoraussetzungen der Kinder planen, evaluieren und begleiten“, so die Professorin. Das neue Tool versetze damit Grundschulen in die Lage, „Kinder angemessen auf eine sich stetig wandelnde Umwelt vorzubereiten“.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Sanna Pohlmann-Rother, Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik, T: +49 931 31-86856, sanna.pohlmann-rother@uni-wuerzburg.de


    Originalpublikation:

    Digitalkompetenzen von Grundschulkindern Unfassbar und vermessen?! Medienkompetenz messen. Caroline Theurer, Tina Jocham Sanna Pohlmann-Rother. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, https://doi.org/10.21240/mpaed/57/2024.04.30.X


    Weitere Informationen:

    https://www.paedagogik.uni-wuerzburg.de/grundschulpaedagogik/forschung-1/lehrkra... Mehr Informationen zu dem Projekt


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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