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Wissenschaft
Neue Webseite der TU Berlin zeigt Unternehmen Wege zu suffizientem Wirtschaften
Immer mehr Unternehmen denken über neue Wege des Wirtschaftens nach: langsamer, regionaler, sozial gerechter. Doch bisher gibt es wenig Wissen darüber, wie solche Suffizienzstrategien verbreitet sind, wie tragfähig sie wirtschaftlich funktionieren und welche Hindernisse ihrer Umsetzung im Weg stehen. Das Forschungsprojekt „Maßvoll Wirtschaften“ an der TU Berlin, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), hat genau das untersucht. Die Ergebnisse zeigen: Suffizienz stärkt nicht nur ökologische Verantwortung, sondern auch Reputation und Wettbewerbsfähigkeit. Eine neue Webseite des Projekts macht Unternehmen nun praxisnahe Strategien für ressourcenschonendes Wirtschaften zugänglich.
Was bedeutet maßvolles Wirtschaften?
Um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen braucht es tiefgreifende Veränderungen in Produktion und Konsum. Suffizienz heißt, den Ressourcenverbrauch insgesamt zu senken – nicht durch Verzicht, sondern durch neue Prioritäten wie Zeitwohlstand, Gemeinwohlorientierung oder soziale Verantwortung. Unternehmen spielen hier eine Schlüsselrolle, weil sie Produktionsprozesse gestalten, Konsumgewohnheiten beeinflussen und neue wirtschaftliche Leitbilder prägen.
95 Prozent der Befragten berichten von einem klaren Imagegewinn
Ein Forschungsteam um Dr. Maike Gossen vom Fachgebiet Arbeitslehre/Ökonomie und Nachhaltiger Konsum untersuchte über 18 Monate, wie Suffizienzstrategien konkret in Unternehmen umgesetzt werden können. Grundlage waren 13 Tiefeninterviews mit Suffizienzpionier*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, eine Befragung von über 300 nachhaltig orientierten Unternehmen und Organisationen sowie Workshops mit Vertreter*innen aus Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft.
Die Ergebnisse zeigen deutlich: Maßvolles Wirtschaften bringt ökologische Vorteile und stärkt zugleich Reputation, Kundennähe und wirtschaftliche Stabilität.
• 99 Prozent der befragten Unternehmen sehen Suffizienz als Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung
• 95 Prozent berichten von einem klaren Imagegewinn
• 88 Prozent konnten neue Zielgruppen erschließen
• 56 Prozent sehen direkte ökonomische Vorteile wie Ressourceneffizienz und Kostensenkungen
Wachstum und maßvolles Wirtschaften schließen sich nicht grundsätzlich aus
Auch wenn die Untersuchung handfeste Vorteile der Suffizienzorientierung deutlich macht, stößt sie in der Praxis an Grenzen. Noch fehlen klare Kennzahlen, mit denen sich Strategien des maßvollen Wirtschaftens messen und kommunizieren lassen. Zudem sind neue politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen notwendig, um Suffizienz stärker zu fördern.
Ein weiteres Ergebnis: Wachstum und maßvolles Wirtschaften schließen sich nicht grundsätzlich aus. Manche Unternehmen setzen auf qualitatives oder moderates Wachstum, andere entwickeln Modelle, die auch ohne Wachstum tragfähig sind. Alternative Eigentumsformen oder Reinvestitionen von Gewinnen in gemeinnützige Projekte sind hier vielversprechende Wege.
Dr. Maike Gossen sagt: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass langfristige und vertrauensvolle Beziehungen zu Stakeholdern entscheiden für die erfolgreiche Einführung und Ausweitung von Suffizienzstrategien sind. Besonders wichtig sind Kooperationen mit anderen Unternehmen. Sie sind nach der Überzeugung und Selbstverpflichtung von Leitung und Mitarbeiter*innen der drittwichtigste Erfolgsfaktor.
Ein digitales Playbook für Unternehmen
Auf Grundlage der Forschungsergebnisse entstand ein digitales Playbook, das praxisnahe Orientierung für Unternehmen bietet. Mythen rund um Suffizienz werden hier entkräftet, Strategien und Beispiele aus der Unternehmenspraxis vorgestellt und Reflexionsfragen sowie Werkzeuge für die Umsetzung bereitgestellt. Damit lädt das Playbook Unternehmer*innen ebenso wie Gründer*innen und Innovations- und Nachhaltigkeitsverantwortliche dazu ein, neue Handlungsspielräume zu entdecken.
Das Projekt „Maßvoll Wirtschaften“ zeigt, dass Suffizienz kein Verzichtsmodell ist, sondern neue Prioritäten setzt und Unternehmen dabei unterstützt, ökologisch verantwortungsvoll und zugleich wirtschaftlich stabil zu handeln. Das neue Playbook ist auf der Projektwebsite frei zugänglich und gibt Unternehmen konkrete Hilfestellung, wie sie diesen Weg einschlagen können.
Playbook: http://www.massvoll-wirtschaften.de
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Dr. Maike Gossen
Fachgebiet Arbeitslehre/Ökonomie und Nachhaltiger Konsum
Fakultät I Geistes- und Bildungswissenschaften
E-Mail: maike.gossen@tu-berlin.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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