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24.09.2025 11:59

Globale Lieferketten im Klimastress: So können Staaten und Unternehmen gegensteuern

Melanie Radike Kommunikation
Kiel Institut für Weltwirtschaft

    Im Zuge des Klimawandels nehmen Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen zu – mit Auswirkungen auf die globalen Lieferketten: So kann Wassermangel in vielen Branchen die Produktion behindern, während Überschwemmungen Häfen und Transportwege lahmlegen können. Betroffene Unternehmen und Staaten können gleichermaßen dazu beitragen, die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen, beispielsweise indem sie in kritische Infrastruktur investieren und ihre politischen Maßnahmen in Sachen Klimaresilienz abstimmen. Was es dabei zu beachten gilt, zeigt eine neue Studie des EU-geförderten Forschungsprojekts RETHINK-GSC, das vom Kiel Institut für Weltwirtschaft geleitet wird.

    „Die Gefahr ist groß, dass Staaten etwa nach wetterbedingten Missernten Exportbeschränkungen für landwirtschaftliche Güter beschließen. Diese Beschränkungen wiederum verknappen die Güter auch in anderen Ländern und treiben hier wie dort die Preise in die Höhe – so können lokale Extremwetterereignisse weltweite Auswirkungen haben. Ein Beispiel ist die Reiskrise 2007/08, als sich die weltweiten Reispreise innerhalb von nur sechs Monaten verdreifachten“, sagt Dr. Niclas Poitiers, Wissenschaftler am belgischen Thinktank Bruegel und einer der Autoren der Studie Climate Risks to Global Supply Chains/https://rethink-gsc.eu/climate-risks-to-global-supply-chain/. Sein Fazit: „Klimagefahren belasten Wertschöpfungsketten weltweit. Daher ist es entscheidend, dass Staaten ihre Maßnahmen international koordinieren.“

    Investitionsanreize für Unternehmen schaffen

    Auch unterstützen Staaten oft Unternehmen nach wetterbedingten Schäden beim Wiederaufbau finanziell oder subventionieren Versicherungszahlungen in Gebieten mit hohem Klimarisiko. „Übernimmt der Staat jedoch einen zu großen Teil der finanziellen Last für die Sicherung globaler Wertschöpfungsketten, untergräbt dies die Motivation des privaten Sektors, selbst in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren“, sagt Poitiers. Die Studienautoren raten daher den Staaten, Anreize für Unternehmen in den betroffenen Gebieten zu schaffen, damit diese ihren Standort in eine sicherere Region verlegen oder in Maßnahmen zur Verringerung ihres Klimarisikos zu investieren.

    Staaten leiden direkt und indirekt unter Klimarisiken

    Klimabedingte Risiken bedrohen die globalen Lieferketten über mehrere Kanäle: einerseits durch Produktions- oder Ernteausfälle nach Naturkatastrophen, andererseits durch eine eingeschränkte Wasser- und Energiebereitstellung und Beeinträchtigung von Infrastruktur sowie Handelswegen. Als Beispiele nennen die Studienautoren, dass Überschwemmungen Fabriken oder Lager beschädigen oder die Vermehrung von Schädlingen in der Landwirtschaft begünstigen können. Auch müssen Branchen wie die Stromproduktion, die auf große Mengen Wasser angewiesen sind, während einer Dürre ihre Produktion drosseln, und Flüsse sind bei extremem Niedrigwasser nicht mehr schiffbar.

    Bisher hatten solche Extremwetterereignisse messbare, aber überschaubare Auswirkungen auf die globalen Lieferketten. Experten erwarten jedoch, dass solche Ereignisse häufiger und massiver auftreten. „Dies beeinträchtigt dann nicht mehr nur direkt betroffene Regionen, sondern über den internationalen Handel auch größere Wirtschaftsräume, wenn nicht sogar die ganze Welt. Unternehmerische und staatliche Maßnahmen zur Schadensminderung werden deshalb immer wichtiger“, sagt Prof. Holger Görg, RETHINK-GSC Projektleiter und Leiter der Forschungsgruppe „Internationaler Handel und Investitionen“ am Kiel Institut für Weltwirtschaft.

    Jetzt lesen: Studie Climate Risks to Global Supply Chains/https://rethink-gsc.eu/climate-risks-to-global-supply-chain/

    Über RETHINK-GSC

    Das Projekt „Rethinking Global Supply Chains: Measurement, Impact and Policy“ (RETHINK-GSC) untersucht die Auswirkungen von Wissensflüssen und Dienstleistungsinputs in globalen Lieferketten (GSCs). Forschende aus 11 Instituten bringen ihre breite Expertise in einem multidisziplinären Ansatz ein, entwickeln neue Methoden und nutzen innovative Techniken, um die zunehmende Bedeutung immaterieller Güter in globalen Supply Chains zu analysieren, zu messen und zu quantifizieren sowie neue Erkenntnisse über aktuelle und zu erwartende Veränderungen in globalen Produktionsprozessen zu gewinnen.

    Medienkontakt:
    Melanie Radike
    Kommunikationsmanagerin
    T +49 431 8814-329
    melanie.radike@kielinstitut.de

    Kiel Institut für Weltwirtschaft

    Standort Kiel
    Kiellinie 66
    24105 Kiel

    Standort Berlin
    Chausseestraße 111
    10115 Berlin

    Kontakt
    +49 431 8814-1
    www.kielinstitut.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Niclas Poitiers, Ph.D.
    Research Fellow
    Bruegel
    niclas.poitiers@bruegel.org

    Prof. Holger Görg, Ph.D.
    Direktor Internationaler Handel und Investitionen
    T +49 431 8814-258
    holger.goerg@ifw-kiel.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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