idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
01.10.2025 08:53

Wie Bayern zur Modellregion für digitale Alltagssicherheit werden kann

Kathrin Haimerl Abteilung Kommunikation
Universität Passau

    Ein Whitepaper des Forschungsverbunds ForDaySec unter Koordination der Universität Passau skizziert Szenarien und Handlungsoptionen, um Cybersicherheit zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe zu machen.

    Wenn es um digitale Sicherheit geht, fühlen sich viele Nutzende schlicht überfordert. Jedes neue vernetzte Gerät schafft potenzielle Angriffsflächen. Während in Unternehmen eigene Abteilungen mit Kompetenz im Bereich Digitalisierung und digitaler Sicherheit über die Einführung und Nutzung neuer Technologien wachen, fehlt es in privaten Haushalten oft an Wissen, Ressourcen und struktureller Unterstützung.

    Die Europäische Union hat den Monat Oktober zum Monat für Cybersicherheit erklärt, um auf die Dringlichkeit des Problems aufmerksam zu machen. Das nehmen Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler des bayerischen Forschungsverbunds ForDaySec unter Koordination der Universität Passau zum Anlass für ein Whitepaper. Das Papier skizziert konkrete Szenarien, Forschungsperspektiven und Handlungsoptionen. Es unterstreicht, dass Cybersicherheit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist.

    Bayern hätte den Forschenden zufolge das Potenzial, im Bereich der digitalen Alltagssicherheit zu einer Modellregion in Europa zu werden. Die an dem Verbund beteiligten Disziplinen listen in dem am 1. Oktober veröffentlichten Whitepaper unter anderem folgende Handlungsempfehlungen auf:
    • Informatik: Eine neue Generation von Smart-Home-Anwendungen mit integrierter künstlicher Intelligenz (KI) schafft Komfort, aber auch neue Angriffsflächen. Viele Funktionen von heutigen Smart-Home-Systemen sind als Cloud-Dienste ausgelagert, häufig bei Anbietern außerhalb der EU. Um zusätzliche Sicherheitsmechanismen auch nachträglich einzubauen, sollten KI-Systeme lokal und dezentral auf Endgeräten betrieben werden – in Kombination mit offenen Standards. So bliebe Kontrolle gewährleistet. Forschung und Hersteller sollten dafür gemeinsam Verantwortung tragen.
    • Rechtswissenschaft: Händlerinnen und Händler sollten sich in der Lieferkette unbedingt Updates zusichern lassen und sich rechtzeitig juristischen Rat einholen – nicht zuletzt, um die Sicherheit im digitalen Alltag nachhaltig abzusichern.
    • Sozialwissenschaft: Es braucht ein systemisches Verständnis von Verantwortung, Rollen und Alltagslogiken, um Sicherheitslösungen wirksam zu gestalten.

    Prof. Dr. Stefan Katzenbeisser, Co-Sprecher und Inhaber des Lehrstuhls für Technische Sicherheit an der Universität Passau, betont: „Nicht alles kann sicher gebaut werden. Aber vieles lässt sich sicher integrieren. Dafür brauchen wir Strategien, die mit Unsicherheit rechnen und mit denen wir trotzdem handlungsfähig bleiben.“

    Dr. Henrich C. Pöhls, Geschäftsführer des IT-Sicherheitszentrums der Universität Passau und Forscher am Lehrstuhl für Informatik mit Schwerpunkt IT-Sicherheit, plädiert für mehr Offline-Fähigkeit der „smarten“ Lösungen: „Smarte Alltagsgeräte senden ständig Daten und sind untereinander vernetzt – ob nötig oder nicht. Wenn man die Netzwerkkommunikation einschränkt oder sogar ganz vom Internet isoliert, schützt man nicht nur seine kritischen Funktionen, sondern kann auch mehr Privatsphäre im digitalen Alltag erreichen. Wir wollen smarte Fähigkeiten auch ›offline‹.“

    Beteiligt am bayerischen Verbund ist auch der Passauer Jurist Prof. Dr. Thomas Riehm vom Institut für das Recht der digitalen Gesellschaft. Er fordert: „Digitale Produkte müssen nach dem Kauf weiter betreut werden – nicht nur, um Fehler zu beheben, sondern um Sicherheit über den gesamten Lebenszyklus zu gewährleisten. Dafür braucht es dringend Rechtssicherheit und klare Leitplanken für Unternehmen und Verbraucher.“

    Die Botschaft des Whitepapers: Verantwortung für digitale Sicherheit darf nicht mehr auf Einzelne abgewälzt werden. Stattdessen sollte diese gesamtgesellschaftlich geteilt, Risiken minimiert und Unterstützung leicht zugänglich gemacht werden.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen sich für eine gezielte Förderung der bayerischen Cybersecurity-Forschung aus. Der Freistaat vereine eine starke Industrie, exzellente Forschung und Innovationsmut – nach Ansicht der Forschenden ideale Voraussetzungen, um zu einer Modellregion für andere Bundesländer und Europa im Bereich der digitalen Alltagssicherheit zu werden.

    Über den Forschungsverbund ForDaySec

    Der Bayerische Forschungsverbund „Sicherheit in der Alltagsdigitalisierung“ (ForDaySec) untersucht seit April 2022 neuartige technische Verfahren für die Cybersicherheit privater Haushalte, kleiner und mittlerer Unternehmen sowie der öffentlichen Verwaltung. Er bringt erstmals Forschung aus Informatik, Rechts- und Sozialwissenschaften zusammen, um Sicherheit systemisch zu denken. Dafür haben fünf bayerische Universitäten ihre Expertise interdisziplinär gebündelt. Gefördert wird der Verbund vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Stefan Katzenbeisser
    Co-Sprecher ForDaySec, Lehrstuhl für Technische Informatik
    Universität Passau
    Mail: Stefan.Katzenbeisser@uni-passau.de

    Prof. Dr. Thomas Riehm
    Lehrstuhl für Deutsches und Europäisches Privatrecht, Zivilverfahrensrecht und Rechtstheorie
    Universität Passau
    Mail: Thomas.Riehm@uni-passau.de

    Dr. Henrich C. Pöhls
    IT-Sicherheitszentrum
    Universität Passau
    Mail: hp@sec.uni-passau.de


    Originalpublikation:

    https://fordaysec.de/wp-content/uploads/2025/09/ForDaySec-Whitepaper.pdf


    Weitere Informationen:

    https://fordaysec.de/ Webseite des Forschungsverbunds ForDaySec
    https://www.linkedin.com/company/fordaysec/ Linkedin-Präsenz des Verbunds


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Informationstechnik, Recht
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).