idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
01.10.2025 12:13

Was bedeutet das Konzil von Nizäa für das Verhältnis zu Judentum und Islam?

Viola van Melis Zentrum für Wissenschaftskommunikation
Exzellenzcluster „Religion und Politik“ an der Universität Münster

    Internationale Doppelkonferenz zum ersten gesamtkirchlichen Konzil vor 1.700 Jahren geht ab 15. Oktober in Münster weiter – Was bedeutet das Konzil von Nizäa für die Ökumene und das Verhältnis zu Judentum und Islam? – Forschende aus neun Ländern beleuchten auf Einladung von Dogmatikprofessor Michael Seewald das Konzil und seine wechselvolle Rezeption bis heute – Beteiligt sind Theologien, Philosophie, Geschichte, Judaistik und Islamwissenschaft – Universität Münster kooperiert mit Päpstlicher Universität Gregoriana

    Das Konzil von Nizäa vor 1.700 Jahren und seine ökumenische, interreligiöse und interkulturelle Bedeutung ist Mitte Oktober Thema einer internationalen Konferenz, die die Universität Münster gemeinsam mit der Päpstlichen Universität Gregoriana aus Rom veranstaltet. „Das Bekenntnis des ersten gesamtkirchlichen Konzils der Geschichte ist bis heute für die katholische Kirche sowie die orthodoxen und die meisten protestantischen Kirchen von grundlegender Bedeutung. Interreligiös betrachtet, vor allem was die jüdisch-christlichen und die christlich-islamischen Beziehungen angeht, hat Nizäa komplexe Fragen aufgeworfen, die wir auf der Konferenz interdisziplinär bearbeiten“, sagt Dogmatikprofessor Michael Seewald aus Münster, der die Doppelkonferenz mit dem Dekan der Theologischen Fakultät der Gregoriana, Philipp G. Renczes SJ, veranstaltet. „Während es im ersten Teil der Konferenz im Februar in Rom um historische, philologische und philosophische Fragen ging, erörtern im zweiten Teil in Münster Forschende aus neun Ländern, was Nizäa für die innere Vielfalt des Christentums sowie das Verhältnis zu Judentum und Islam bewirkt hat.“

    Auf der Konferenz vom 15.‒17. Oktober 2025 sprechen Forschende aus den Theologien, der Philosophie, Geschichte, Judaistik und Islamwissenschaft. Darunter sind der Generalsekretär der Internationalen Theologischen Kommission Piero Coda (Italien), der Judaist Alfred Bodenheimer (Schweiz), die Islamwissenschaftlerin Nadine Abbas (Libanon), der anglikanische Theologe Ben Quash (Großbritannien), die evangelische Theologin Friederike Nüssel aus Heidelberg und der französische Religionsphilosoph Vincent Holzer. Die Doppelkonferenz mit dem Titel „The Confession of the Council of Nicaea: History and Theology“ (Das Bekenntnis des Konzils von Nizäa: Geschichte und Theologie) verbindet neue Forschungen zum Konzil als Politikereignis mit systematisch-theologischen Forschungen.

    Transkulturelle, ökumenische und interreligiöse Fragen zu Nizäa

    Im Römischen Reich spaltete ein Streit über das Verhältnis zwischen Gottvater und Jesus Christus die junge christliche Kirche, weshalb Kaiser Konstantin 325 die bis dahin größte Bischofsversammlung in Nizäa, heute Iznik in der Türkei, zusammenrief. Das Konzil wollte ein verbindliches Glaubensbekenntnis festlegen, um den Streit zu schlichten und Einheit herbeizuführen. Die Versammlung beschloss, wie Seewald erläutert, dass Jesus Christus „desselben Wesens wie Gottvater“ sei und damit im vollen Sinne Gott.

    Die Konferenz in Münster beleuchtet, wie das Bekenntnis im Christentum, auch in evangelischen und anglikanischen Kontexten, gedeutet wurde und welche interkulturellen und postkolonialen Fragen es mit Blick auf außereuropäische Kulturen, in denen das Christentum Fuß fasste, aufwirft. Vorgestellt werden außerdem Forschungen darüber, wie das Bekenntnis von Nizäa aus jüdischer und aus islamischer Sicht gelesen wurde und wird. „Aus jüdischer wie auch aus islamischer Sicht ist die Vorstellung, dass Gott einen Sohn hat, der ihm in allem gleich und daher selbst Gott sein soll, nicht akzeptabel. Auf der Tagung wird also zu klären sein, wie das Konzil von Nizäa das Christentum innerhalb des Monotheismus verortet und was es aus Sicht der anderen beiden großen, monotheistischen Religionen, dem Judentum und dem Islam, dazu zu sagen gibt.“ Der heutige Papst Leo XIV. hatte im Mai angekündigt, zur ökumenischen Nizäa-Gedenkfeier im November nach Iznik und Istanbul zu reisen. Vorgänger Papst Franziskus, der im April starb, hatte auch in die Türkei reisen wollen und lud zudem die Teilnehmenden der Nizäa-Konferenz zu einem persönlichen Austausch am 1. März 2025 ein. Wegen seiner Erkrankung musste das Treffen ausfallen.

    „Was Kirchenmitglieder heute faktisch glauben, ist eine andere Frage“

    Zur Kooperation zwischen der Päpstlichen Universität Gregoriana, die vom Jesuitenorden getragen wird, und der Theologie an der staatlichen Universität Münster sagt Michael Seewald: „Die italienische Theologie ist lebendig, durch historisches Tiefeninteresse und Freude am theologisch-spekulativen Denken gekennzeichnet. In Münster haben wir ähnliche Schwerpunkte.“ Beide Institutionen, die Gregoriana und die Katholisch-Theologische Fakultät in Münster, hätten eine lange Tradition in der Theologie- und Dogmengeschichte und befassten sich mit zeitgenössischen Fragen des Glaubens in verschiedenen regionalen, sprachlichen und kulturellen Kontexten. Die Gregoriana sei weltweit renommiert für katholische Theologie, die Katholisch-Theologische Fakultät in Münster die größte theologische Fakultät an einer staatlichen Universität weltweit. Veranstalter der mehrsprachigen Konferenz in der Aula des Schlosses sind seitens der Universität Münster der Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte und der Exzellenzcluster „Religion und Politik“.

    Zur Bedeutung des Konzils für heutige Menschen sagt der Theologe: „Die großen christlichen Kirchen erkennen alle das Nizänische Glaubensbekenntnis mit einigen späteren Ergänzungen an. Was die Mitglieder dieser Kirchen faktisch glauben, ist eine andere Frage. Die meisten Gläubigen heute lassen sich auf der theologischen Landschaft des 4. Jahrhunderts wohl nicht abbilden. Waren sich die Konfliktgruppen damals einig, dass Jesus Christus nicht bloß ein einfacher Mensch war, denken heute wohl viele Christen, Jesus sei ein beeindruckender Mensch gewesen, der erst im Nachhinein in vielleicht übertriebener Weise vergöttlicht wurde.“ Das habe in der christlichen Theologie erst im 18. Jahrhundert Kreise gezogen. „Die Theologie der antiken Kirche pflegte hingegen eine spekulativ hochentwickelte Christologie.“ (vvm/tec)

    Programm Internationale Doppelkonferenz „The Confession of the Council of Nicaea: History and Theology (Das Bekenntnis des Konzils von Nizäa: Geschichte und Theologie)“ Teil II 15. bis 17. Oktober 2025 in der Aula der Universität Münster http://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/religion_und_politik/aktuelles/fly...

    Anmeldung: Journalistinnen und Journalisten, die an einer Teilnahme interessiert sind, werden um Anmeldung gebeten unter: religionundpolitik@uni-muenster.de.


    Bilder

    Michael Seewald, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster und Sprecher des Exzellenzclusters „Religion und Politik“
    Michael Seewald, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultä ...

    Copyright: Exzellenzcluster „Religion und Politik“

    Poster zur internationalen Konferenz „The Confession of the Council of Nicaea - Part II“
    Poster zur internationalen Konferenz „The Confession of the Council of Nicaea - Part II“

    Copyright: Exzellenzcluster „Religion und Politik“


    Anhang
    attachment icon Programm zur internationalen Konferenz „The Confession of the Council of Nicaea - Part II“

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Religion
    überregional
    Kooperationen, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).