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02.10.2025 06:55

Politische Partizipation im Alter: Bildung macht den Unterschied

Stefanie Hartmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Altersfragen

    Etwa 4 Prozent der Menschen in der zweiten Lebenshälfte sind Mitglied einer Partei und 2 Prozent sind in einer Bürgerinitiative aktiv. Mit welcher Wahrscheinlichkeit jemand in Parteien oder Bürgerinitiativen politisch aktiv ist, hängt neben dem Alter von weiteren Faktoren ab, beispielsweise vom Geschlecht, vom Einkommen, von der Region, in der man lebt – und in besonderem Maße vom Bildungsstand.

    Daten des Deutschen Alterssurveys zeigen einen starken Zusammenhang zwischen politischer Beteiligung und dem Bildungsniveau, gemessen mit dem höchsten erreichten Schulabschluss. Verglichen wurden Personen mit niedriger Bildung (maximal Hauptschulabschluss), mittlerer Bildung (maximal mittlere Reife) und hoher Bildung ((Fach-)Hochschulreife). Dass Bildung eine wichtig Rolle spielt, wird bei beiden Partizipationsformen deutlich.

    Je älter jemand ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Person Mitglied in einer Partei ist. Die Beobachtung der Autor*innen, dass Parteimitgliedschaften in höheren Altersgruppen insgesamt stärker verbreitet sind als bei Personen in der Lebensmitte, wird noch deutlicher, wenn das Bildungsniveau mit herangezogen wird. Hier fällt eine Gruppe besonders in Auge: Mehr als jede zehnte hochgebildete Person ab 66 Jahren ist Mitglied einer Partei (11,4 Prozent).

    „Hier treffen wahrscheinlich zwei Phänomene aufeinander“, erklärt Michael Weinhardt, Erstautor der Studie. „Da ist zum einen ein Generationeneffekt: In früheren Jahrzehnten besaßen Parteien eine größere Bindungswirkung und es war generell üblicher, Mitglied in einer Partei zu sein. In den letzten dreißig Jahren ist die Bindungskraft der Parteien und damit auch deren Mitgliederzahl jedoch stark zurück gegangen. Und zum anderen gibt es den Zusammenhang mit dem Bildungsniveau, der in unseren Analysen noch stärker ist als die Rolle der Einkommenshöhe.“

    Gleichzeitig zeigen sich bei der Parteimitgliedschaft auch deutliche Geschlechterunterschiede: Männer in der Altersgruppe ab 43 Jahren sind fast doppelt so oft Mitglied einer Partei wie Frauen (bei der Beteiligung an Bürgerinitiativen gibt es keine signifikanten Geschlechterunterschiede).

    Für das Gelingen einer lebendigen, vielfältigen Demokratie ist die politische Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen notwendig. Die Stärkung der politischen Teilhabe Älterer wurde jüngst erst im Neunten Altersbericht der Bundesregierung angemahnt. Die vorliegende Studie unterstreicht einmal mehr, dass Bildung eine besondere Bedeutung zukommt, wenn politische Teilhabe allen Bürger*innen in unserem politischen System auf gleiche Weise möglich sein soll. Dafür müssen politische Parteien und Initiativen hinsichtlich verschiedener Bildungsvoraussetzungen inklusiver werden. Strukturen und Prozesse der politischen Partizipation sollten so gestaltet werden, dass auch Menschen mit einem niedrigen formalen Bildungsstand ohne Schwierigkeiten daran teilnehmen können. Zusätzlich sollten über den gesamten Lebensverlauf hinweg Bildungsunterschiede verringert werden; so kann lebenslanges Lernen auch zu mehr Gleichheit bei der politischen Partizipation im Alter beitragen. Bildungsunterschiede zwischen Generationen würden dadurch ebenfalls abgebaut und die Generationengerechtigkeit gestärkt.

    Die detaillierten Ergebnisse sind nachzulesen in: Weinhardt, M., Schmelzle, R., Platt, O., Berner, F. (2025). Wer gestaltet mit? Mitgliedschaft in Parteien und Bürgerinitiativen in der zweiten Lebenshälfte [DZA Aktuell 04/2025]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. https://doi.org/10.60922/4j41-9e13

    Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte ab 40 Jahren. Im Rahmen der Studie werden seit beinahe drei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. Der Deutsche Alterssurvey wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ).


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Michael Weinhardt: https://www.dza.de/ueber-uns/mitarbeiterinnen/profilseite/weinhardt-michael


    Originalpublikation:

    Weinhardt, M., Schmelzle, R., Platt, O., Berner, F. (2025). Wer gestaltet mit? Mitgliedschaft in Parteien und Bürgerinitiativen in der zweiten Lebenshälfte [DZA Aktuell 04/2025]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. https://doi.org/10.60922/4j41-9e13


    Bilder

    Anteile der Personen in der zweiten Lebenshälfte, die Mitglied einer Partei oder Bürgerinitiative sind, nach Altersgruppen und Bildungsgruppen
    Anteile der Personen in der zweiten Lebenshälfte, die Mitglied einer Partei oder Bürgerinitiative si ...

    Copyright: Deutsches Zentrum für Altersfragen


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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