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02.10.2025 08:31

Präzisionstherapie mit den eigenen Immunzellen

Friederike Süssig-Jeschor Pressestelle
Universitätsmedizin Magdeburg

    Neuer Professor für Klinische Immunologie und Zelltherapeutika stärkt die Universitätsmedizin Magdeburg im Bereich zukunftsweisender Zell- und Gentherapien.

    Was wäre, wenn wir bisher unheilbare Krankheiten nicht nur lindern, sondern direkt an ihrem Ursprung aufhalten bzw. heilen könnten? Zell- und Gentherapien eröffnen genau diese Perspektive: Sie können gezielt in die Steuerung eines fehlgeleiteten Immunsystems eingreifen und verschaffen Ärztinnen und Ärzten neue Möglichkeiten, etwa Krebs und Autoimmunerkrankungen wirksam zu behandeln. Mit der Berufung von Prof. Dr. med. Stephan Fricke auf die W3-Professur für Klinische Immunologie und Zelltherapeutika stärkt die Universitätsmedizin Magdeburg ihre Position in einem der zukunftsweisendsten Bereiche der modernen Medizin.

    „Mich treibt die Frage an, wie wir Patientinnen und Patienten auch mit selbst am Standort entwickelten biomedizinischen Innovationen helfen können, insbesondere den Menschen, für die bislang keine weiteren wirksamen Therapieoptionen mehr zur Verfügung stehen“, erklärt Prof. Dr. med. Stephan Fricke, der zum 1. Oktober 2025 auch die Leitung des gleichnamigen Instituts für Klinische Immunologie und Zelltherapeutika an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg übernommen hat. „Zell- und Gentherapien eröffnen uns zum Beispiel die Möglichkeiten, das fehlgesteuerte, körpereigene Abwehrsystem gezielt so zu beeinflussen, dass es Krebszellen oder auch krankhafte Immunreaktionen ausschaltet. Statt lediglich Symptome zu behandeln, können wir Krankheiten an ihrer Ursache bekämpfen und damit neue Perspektiven für Betroffene schaffen.“

    Ein Schwerpunkt von Prof. Fricke ist die Entwicklung und Optimierung der Produktionsprozesse von Arzneimitteln für neuartige Therapien (ATMPs), etwa sogenannte CAR-T-Zellen. Dabei handelt es sich um gentechnisch veränderte Immunzellen, die in der Lage sind, Tumorzellen oder andere krankheitsauslösende Zellen gezielt zu erkennen und zu zerstören. Diese Therapie wird bisher insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit speziellen Leukämien oder Lymphomen eingesetzt, für die herkömmliche Behandlungsverfahren häufig nicht mehr wirksam sind. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen entwickelt Prof. Fricke zudem neue Verfahren, um schwerwiegende Immunkomplikationen nach Zelltransplantationen zu verhindern oder Autoimmunerkrankungen wirksamer therapieren zu können.

    Die Professur ist eng mit dem Magdeburger Forschungsprojekt „ZELL-THEMA“ verknüpft. In dem EFRE-geförderten Projekt werden neuartige Zell- und Immuntherapien weiterentwickelt, ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit verbessert und Produktionsprozesse optimiert. Das Projekt legt den Fokus auf standortübergreifende Kooperationen und die schnelle Überführung der Ergebnisse in die klinische Versorgung. Die Universitätsmedizin Magdeburg gehört zu den ersten Zentren weltweit, die CAR-T-Zelltherapien bei Patientinnen und Patienten mit schweren Autoimmunerkrankungen eingesetzt haben. In Kombination mit der aktiven Beteiligung an einer Vielzahl klinischer Studien der frühen Phasen hat sich der Standort als eines der führenden akademischen Zentren für zelluläre Immuntherapien im Bereich Autoimmunität etabliert, mit internationaler Sichtbarkeit in Forschung und Versorgung.

    „Mit Professor Fricke bauen wir unsere exzellenten klinischen und grundlagenorientierten Kompetenzen an der Schnittstelle von Immunologie und innovativen Therapieverfahren entscheidend aus“, sagt Prof. Dr. rer. nat. Daniela C. Dieterich, Dekanin der Medizinischen Fakultät Magdeburg. „Gemeinsam mit Projekten wie ZELL-THEMA wird Magdeburg somit zu einem Knotenpunkt für translationale Forschung im Bereich innovativer Zell- und Immuntherapien. Darüber hinaus können wir wichtige Kooperationen auf diesem Gebiet, etwa mit der Universitätsmedizin Halle und dem Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig, weiter vorantreiben. Damit stärken wir nicht nur Forschung, Entwicklung und vor allem die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten, sondern auch die internationale Sichtbarkeit des Magdeburger Standortes.“

    Die Professur trägt auch wesentlich zur akademischen Ausbildung im Medizinstudium, dem Masterstudiengang Immunologie, den Clinician-Scientist-Programmen und interdisziplinären Kooperationen bei. So wird Prof. Fricke Studierende, Promovierende und Nachwuchsforschende in den Grundlagen der Immunologie, Immundiagnostik und modernen Zell- und Gentherapien praxisnah ausbilden. Ergänzend ist die Einrichtung einer Ambulanz für Klinische Immunologie geplant, um Patientinnen und Patienten mit primären und sekundären Immundefekten sowie anderen speziellen immunologisch bedingten Erkrankungen gezielt behandeln zu können.

    Zur Person:
    Prof. Dr. med. Stephan Fricke, geboren in Leipzig, studierte Humanmedizin an der Universität Leipzig und promovierte dort 2007. Nach Stationen am Universitätsklinikum Leipzig und am Translationszentrum für Regenerative Medizin habilitierte er sich 2015 im Fach Innere Medizin und Immunologie. Seit 2016 war er am Klinikum in Chemnitz, zuletzt als geschäftsführender Oberarzt in der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie, tätig. Internationale Erfahrung sammelte er 2021 an der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston, USA. Im Jahr 2024 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden bestellt. Seit 2006 ist Prof. Fricke zudem am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) in Leipzig tätig und leitete seit 2019 die Abteilung für Zell- und Gentherapieentwicklung.
    Prof. Fricke ist Facharzt für Innere Medizin mit den Schwerpunkten Hämatologie und Onkologie, Fachimmunologe der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI) sowie ärztlicher Psychotherapeut (fachgebunden) und besitzt die Zusatzbezeichnung Immunologie. Damit verbindet er klinische Expertise in der Behandlung von Krebs- und Immunerkrankungen mit psychotherapeutischer Kompetenz. Für seine praxisnahen Arbeiten zur Entwicklung innovativer Immuntherapien wurde er mehrfach ausgezeichnet.

    Hintergrund:
    Um in Sachsen-Anhalt eine Professur an einer Universität zu erlangen, muss gemäß §36 des Hochschulgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt (HSG LSA) ein Berufungsverfahren durchgeführt werden. Geeignete Bewerberinnen und Bewerber durchlaufen dabei ein umfangreiches Verfahren. Eine mit mehreren Fachleuten besetzte Berufungskommission begutachtet die Leistungen der Bewerberinnen und Bewerber in Forschung, Lehre und Krankenversorgung.


    Bilder

    Prof. Dr. Stephan Fricke, Direktor des Instituts für Klinische Immunologie und Zelltherapeutika an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
    Prof. Dr. Stephan Fricke, Direktor des Instituts für Klinische Immunologie und Zelltherapeutika an d ...
    Quelle: Ramon Kubatzki
    Copyright: Universitätsmedizin Magdeburg


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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