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Wissenschaft
Neue Analyse zeigt, wie wir Plattformen wirklich nutzen und wo Regulierungsversuche ansetzen sollten.
Bereits im Frühjahr hatte eine gemeinsame Erhebung der Macromedia University of Applied Sciences und YouGov gezeigt, dass rund 15 Prozent der Deutschen typische Anzeichen von Social-Media-Sucht zeigen. Ein neuer Blick auf Nutzungsmuster und Online-Verhalten zeigt, wo und für wen Social-Media riskant wird – Erkenntnisse, die als Grundlage für politische Maßnahmen dienen müssen.
Der Bundesdrogenbeauftragte hat angekündigt, Social-Media-Sucht vor allem bei Kindern und Jugendlichen einzudämmen. Doch unsere Zahlen entlarven eine gefährliche Schieflage: Mit dem 18. Geburtstag verschwindet das Risiko keineswegs. Im Gegenteil, es bleibt bis in die Dreißiger und frühen Vierziger nahezu unverändert hoch.
„Die Politik darf nicht länger so tun, als sei das Problem mit der Volljährigkeit erledigt. Exzessive Social-Media-Nutzung belastet längst auch die Arbeitswelt, Beziehungen und die psychische Gesundheit von Erwachsenen“, sagt Prof. Dr. René Arnold, Studienleiter und Professor für Management an der Macromedia University.
Zentrale Befunde der Vertiefungsstudie:
» Suchtgefahr bis weit ins Erwachsenenalter: Pathologische und problematische Muster finden sich bei jedem vierten Deutschen bis etwa 44 Jahre (Gen Y).
» Folgen statt Bildschirmzeit: Entscheidend sind nicht Minuten vor dem Display, sondern Störungen wie Schlafverlust, Leistungsabfall oder Konflikte in Beziehungen. Zeitlimits greifen daher zu kurz.
» Design als Suchtverstärker: WhatsApp wird am häufigsten genutzt, erzeugt aber vergleichsweise wenig „Sog“. Instagram dagegen entfaltet ein deutlich höheres Suchtpotenzial.
» Frühwarnsignal Postings & Reaktionen: Das macht aktives Engagement zum stärksten Frühindikator für beginnende Sucht.
Forderungen an die Politik:
Die Analyse legt nahe, dass sich Deutschland bei Social-Media-Sucht nicht allein auf Jugendschutzprogramme verlassen darf. Prävention, Beratung und Regulierung müssen Erwachsene explizit einschließen und ihren Fokus auf konkrete und plattformspezifische Nutzungsmechanismen legen. Ansätze wären:
» Ausbau niedrigschwelliger Beratungsangebote für alle Altersgruppen
» Public-Health-Kampagnen, die Social-Media-Sucht als gesamtgesellschaftliches Problem adressieren
» Digitale Tools für Selbstkontrolle, z. B. verpflichtende Cool-down-Phasen oder Limits beim Posten – analog zur Regulierung im Glücksspiel
» Aufnahme von Social-Media-Sucht in medien- und gesundheitspolitische Strategien der Bundesregierung
„Deutschland braucht endlich eine umfassende Social-Media-Strategie. Wer nur auf Kinder und Jugendliche blickt und alle Plattformen über einen Kamm schert, verfehlt die eigentliche Dimension des Problems“, warnt Arnold.
Prof. Dr. René Arnold
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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