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14.10.2025 09:50

RSV-Impfung wirkt auch bei immungeschwächten Menschen sehr gut

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Mit dem Herbst kommen auch die Erkältungsviren in großem Umfang zurück. Zu den Atemwegsviren zählt auch das RS-Virus, das insbesondere für Neugeborene, ältere Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich werden kann. Für Letztere, zu denen unter anderem Menschen mit chronischen Krankheiten und transplantierten Organen zählen, gab es bislang keine verlässlichen Daten, ob und wie eine Impfung gegen RSV wirkt. Diese Lücke konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität des Saarlandes nun schließen. Ihre Studie wurde im American Journal of Transplantation veröffentlicht.

    Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind. In schöner Regelmäßigkeit fallen auch die Atemwegsviren über uns her. In harmlosen Fällen sind Erkältungen die Folge, aber Viren wie zum Beispiel RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) können insbesondere für Babys und ältere Menschen gefährlich werden. Sie laufen Gefahr, durch den weit verbreiteten Erreger schwerwiegendere Folgeerkrankungen zu entwickeln, zum Beispiel eine Lungenentzündung.

    Eine Impfung gegen das Virus zeigt hier sehr gute Wirkung und hilft, das Risiko für schwere Krankheitsverläufe zu minimieren. „Die Impfung, die erst vor einer Saison zugelassen wurde, wird von der Ständigen Impfkommission für gesunde Menschen ab 75 Jahren empfohlen, für Menschen mit schweren Grunderkrankungen wie beispielsweise geschwächtem Immunsystem ab 60 Jahren“, erklärt Martina Sester, Professorin für Transplantations- und Infektionsimmunologie an der Universität des Saarlandes. Die meisten Erwachsenen hätten bereits mindestens eine Infektion in ihrem Leben durchgemacht, und eine Impfung in fortgeschrittenem Alter helfe dem Immunsystem dabei, die Abwehrkräfte gegen das Virus nochmals zu „boostern“, ähnlich wie dies durch die Auffrischungsimpfungen gegen Sars-CoV-2 der Fall ist.

    „Aber insbesondere bei denjenigen, die den Schutz am dringendsten benötigen, den Immungeschwächten, gab es bisher keine verlässlichen Daten zur Schutzwirkung der Impfung“, erläutert die Expertin weiter. Es liegt zwar nahe, dass auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem, etwa nach einer Organtransplantation oder aufgrund einer chronischen Erkrankung, von der Impfung profitieren, aber genau wusste man dies bisher nicht.

    Gemeinsam mit ihrer Doktorandin Saskia Bronder und weiteren Kolleginnen und Kollegen aus dem Homburger Transplantationszentrumhat sich Martina Sester daher angeschaut, wie eine Impfung bei immungeschwächten Personen wirkt und wie sie darauf reagieren. Neben einer Kontrollgruppe mit intaktem Immunsystem (52 Personen) haben sie die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines gängigen Impfstoffs an immunsupprimierten Personen mit Nierentransplantation (46 Personen), Lungentransplantation (30) sowie Personen, die an einer chronischen Nierenkrankheit leiden (19), untersucht.

    „Die Studienteilnehmer hatten bereits vor der Impfung eine messbare Basisimmunität“, so Saskia Bronder. Dies liege daran, dass alle Menschen im Laufe ihres Lebens bereits mit RSV in Kontakt gekommen seien. Nach der Impfung beobachteten Saskia Bronder, Martina Sester und ihre Kolleginnen und Kollegen insbesondere einen Anstieg der so genannten CD4-T-Zellen bei den geimpften Personen. Diese „Helferzellen“ sorgen dafür, dass Eindringlinge wie das RS-Virus entdeckt werden und im Anschluss von anderen Teilen des Immunsystems bekämpft werden können. Auch die Zahl der Antikörper gegen ein Protein, mit dem das Virus an eine Zelle andockt, hat sich nach der Impfung im Vergleich zur Kontrollgruppe bei allen Gruppen fast verdoppelt. Die Nebenwirkungen waren dabei sehr moderat. Am häufigsten berichteten die Patientinnen und Patienten von leichten Schmerzen um die Einstichstelle. Schwerwiegendere Komplikationen sind nicht aufgetreten.

    „Zusammenfassend konnten wir feststellen, dass eine Impfung gegen das RS-Virus auch bei der besonders gefährdeten Gruppe von immungeschwächten Personen eine sehr gute Immunantwort auslöst, und das bei einer sehr hohen Verträglichkeit“, fasst Martina Sester die Ergebnisse zusammen. Damit haben sie, Saskia Bronder und ihre Kolleginnen und Kollegen eine wichtige Wissenslücke geschlossen, so dass die nächste RSV-Infektion zwar so sicher wie das Christuskind kommen wird. Aber man kann ihr mit größerer Gelassenheit entgegenblicken als in all den Jahren zuvor.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Martina Sester
    Tel.: (06841) 1623557
    E-Mail: martina.sester@uks.eu

    Saskia Bronder
    Tel.: (06841) 16 23295
    E-Mail: saskia.bronder@uks.eu


    Originalpublikation:

    Bronder S, Abu-Omar A, Lennartz S, Tschausowsky D, Radun R, Fliser D, Schmidt T, Wilkens H, Schmit D, Sester M, Cellular and humoral immunogenicity of respiratory syncytial virus vaccination in solid organ transplant recipients, American Journal of Transplantation, https://doi.org/10.1016/j.ajt.2025.09.023.


    Bilder

    Saskia Bronder
    Saskia Bronder
    Quelle: Thorsten Mohr
    Copyright: Universität des Saarlandes/Thorsten Mohr


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Medizin
    regional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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