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Ihr Projekt FLOCK OF NO USE versammelt als immersive 1-Kanal-Video-Installation entsorgte Drohnen aus unterschiedlichen Bereichen im Medienkunstatelier / Die Künstlerin macht dieseanthropomorphisierte Drohnenfamilie für die Ausstellungs-Besucherinnen* mittels einer zu einem fliegenden Projektor modifizierten Drohne erlebbar / Die Bilder Münchens, die von den nutzlos gewordenen Drohnen für die Ausstellung erfasst werden, werfen die Frage auf: Was macht es mit den Besucherinnen, dass es ihre Spezies war, die diese Geräte über¬haupt erst zu ihren eigenen Zwecken erschuf? / Das Stipendium umfasst für ein Jahr ein Atelier mit Wohnraum mietfrei in München
Es ist das zwanzigste Mal, dass das „Stipendium Medienkunst der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München ermöglicht durch die Kirch Stiftung mit Unterstützung von Frau Regina Hesselberger“ vergeben wurde. Aus allen Einreichungen hat sich die Jury für das Konzept FLOCK OF NO USE von HFF-Studentin Inés Peyser-Kreis entschieden.
Dr. Reinhard Scolik (Kirch Stiftung): „Es ist kaum zu glauben, dass das Stipendium nun schon seit 20 Jahren vergeben wird – 20 Jahre sind in der zunehmend digitalisierten Welt ja eine noch größere Ewigkeit als ohnehin schon, und doch muten auch die früheren Projekte z.B. aus den 2000er Jahren oft zeitlos und modern an. Vielleicht mag die mediale Darstellung inzwischen nicht mehr state of the art sein, aber die Themen sind es oft (leider) noch. Eine besondere Leistung aller Künstlerinnen und Künstler, die bisher im Medienkunstatelier ausgestellt haben und eine schöne Bestätigung für das Gespür der Juries über die letzten beiden Jahrzehnte. Ich freue mich schon jetzt auf die Realisierung des Projekts von Inés Peyser-Kreis, die das Atelier ja sozusagen zu einem Gnadenhof für ausrangierte Drohnen macht und bin gespannt, die Stadt München durch die Kameraaugen dieser besonderen Flugobjekte zu sehen.“
Regina Hesselberger: „Ich freue mich, dass das Medienkunstatelier nun schon seit 19 Jahren einen Ort für die Kreativität junger Künstlerinnen schaffen kann. Die Besonderheit ist, dass das Atelierhaus nicht nur den Raum für die spätere Präsentation der künstlerischen Arbeiten bietet, sondern den Künstlerinnen zuvor auch ein Jahr als Wohnraum dient, in dem sie leben, arbeiten und ihre Ideen Wirklichkeit werden lassen. Wir freuen uns, diese Möglichkeit jungen Künstlerinnen mitten in Sendling bieten zu können.“
FLOCK OF NO USE – Der Club der ausrangierten Drohnen findet Zuflucht im Medienkunstatelier
FLOCK OF NO USE ist eine Installation über Drohnen, die aus ihrem ursprünglichen Funk-tionszusammenhang herausgefallen sind. Kampfdrohnen, Agrardrohnen, Lieferdroh¬nen, Kameradrohnen oder auch winzige Spionagedrohnen. Die beschädigten, ent¬sorgten, überflüssig gewordenen Apparate finden virtuell im Medienkunstatelier in der Bavariastraße Zuflucht und bilden eine Gemeinschaft der Außenseiter.
Nachts schwärmen sie aus in München und Umland: Sie ziehen ziellos umher, so weit, wie Akku und Reichweite sie tragen: über geschichtsträchtige Plätze und Denkmäler, Parks und Flüsse, Industrielandschaften und weite Felder. Die anthropomorphisierten Drohnen reflektieren gemeinsam, erinnern und teilen ihre Vergangenheiten im erzwun¬genen Einsatz der Menschen: Kriegstraumata, verlorene tierische Bekanntschaf¬ten, endlose Agrarmessungen. Wir sehen Wärmebilder, Amateurvideos, Überwa¬chungsfootage. Die Bilder ihrer gemeinsamen nächtlichen Reise im München von Heute überlagern sich mit Fragmenten ihrer früheren Identität und werden zu einer Reflektion zwischen Poesie, Verspieltheit und Zynismus. Wer waren die Drohnen und wer können sie im heute sein? Was verbindet diese Spezies, die doch in so vielen ver¬schiedenen Größen, Formen und Funktionen in Erscheinung tritt? Wie stehen sie in Ver¬bindung zu Menschen, Tieren und anderen technischen Apparaten? Und welche Rolle spielen die menschlichen Atelier-Besucher:innen dabei?
Die Besucher:innen können die anthropomorphisierte Drohnenfamilie bei ihren nächtlichen Flügen über die Stadt begleiten dank der modifizierten Drohne Rona: Sie ist nicht nur die Kamerafrau der Bande, sondern durch einen montierten Mini-Projektor auch die Projektionistin im Atelier: Sie wird so zum fliegenden Kinematographen.
[Auszug aus der Projektmappe von Inés Peyser-Kreis]
Inés Peyser-Kreis beendete 2018 ihr Studium B.A. Medienwissen¬schaft und Medienpraxis mit Zusatz So¬ziologie an der Uni Bayreuth mit ihrer Abschluss¬arbeit über Anti-Anthropozentrismus in Andrea Arnolds American Honey. 2020 begann ihr Drehbuch-Studium an der HFF München. Inés Peyser-Kreis arbeitet als Journalistin, (Podcast-)Autorin, VJ und Kunstvermittlerin.
Für die Umsetzung des Projekts wird den Preisträgerinnen ein Jahr lang ein Atelier mit Wohnraum in München mietfrei zur Verfügung gestellt; zusätzlich erhalten sie eine monatliche finanzielle Unterstützung in Höhe von 800 € sowie einen einmaligen Materialkostenzuschuss über 5.000 €. Im Spät-Herbst 2026 wird Inés Peyser-Kreis ihre Medienkunstinstallation voraussichtlich im Atelier zeigen.
Die Jury 2025 setzte sich zusammen aus Dr. Reinhard Scolik (Kirch Stiftung), Regina Hesselberger-Purrmann (Hans Purrmann Stiftung), Prof. Dr. Michaela Krützen (Abteilung Medienwissenschaft HFF München), Su Steinmassl (ehemalige Stipendiatin, Medienkünstlerin und Studentin an der HFF München), Dr. Stefan Urbaschek (Kurator u.a. für die Sammlung Goetz), Prof. Heiner Stadler (ehemaliger Prof. Abteilung Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik) und Dr. Johannes Wende (ehemaliger Stipendiat und Akademischer Rat in der Abteilung Medienwissenschaft).
*Aufgrund einer für die Hochschule bindenden Vorgabe durch die allgemeine Geschäftsordnung für den Freistaat Bayern vom 01.04.2024 dürfen sämtliche Personen- und Funktionsbezeichnungen ausschließlich in der weiblichen und/oder männlichen Form aufgeführt werden. Mehrgeschlechtliche Schreibweisen sind unzulässig. Selbstverständlich sind Personen aller geschlechtlicher Identitäten ausdrücklich mit angesprochen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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