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22.10.2025 19:58

Weltweiter Sepsis-Bericht: Immenser Handlungsbedarf in Deutschland – Sterblichkeit stagniert auf hohem Niveau

Heike Romeike Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Sepsis Stiftung

    Der neue „Global Burden of Disease“-Bericht zeigt: In Deutschland stagniert die Sepsis-Sterblichkeit seit Jahrzehnten auf hohem Niveau, während sie weltweit gesunken ist. 2021 starben hierzulande 211.000 Menschen an Sepsis (247 pro 100.000 Ew.), deutlich mehr als in Ländern wie Australien oder der Schweiz. Die Überlebenschancen sind besonders bei Harnwegs- und Bauchraum-Infektionen schlechter, auch Neugeborene sind stärker gefährdet. Sepsis verursacht zudem 32,7 Mrd. € Behandlungskosten jährlich. Die Sepsis Stiftung fordert eine konsequente Umsetzung der WHO-Resolution, um Todesfälle um bis zu 50 % zu senken.

    [Berlin, 22. Oktober 2025] Der heute in der Fachzeitschrift The Lancet (siehe Link) veröffentlichte Bericht „Globale, regionale und nationale Sepsishäufigkeit und –sterblichkeit (1990–2021)“ der Autoren des Global Burden of Disease (GBD) Reports unterstreicht die dramatische Sepsis-Belastung und den dringenden Reformbedarf in Deutschland.

    Die globalen Schätzungen gehen für das Pandemiejahr 2021 von 166 Millionen Sepsisfällen und 21,4 Millionen Sepsis-bezogenen Todesfällen weltweit und in Deutschland von 211.000 Todesfällen aus Dies bedeutet, dass weltweit jeder dritte Todesfall und Deutschland jeder fünfte Todesfall durch eine Sepsis bedingt war.

    Deutschland im internationalen Vergleich: Sepsis-Sterberate steigt
    Während die weltweite Sepsis-Sterberate pro 100.000 Einwohner (Ew.) zwischen 1990 und 2019 von 309 auf 182 zurückging, stieg sie in Deutschland im gleichen Zeitraum von 148 auf 163 pro 100.000 Ew. an. Im Jahr 2021 stieg die Rate in Deutschland auf 247 pro 100.000 Ew., global auf 270.

    Land Sepsis-Sterberate pro 100.000 Ew. 1990 2019 2021

    Deutschland 148 163 247

    Australien 87 101 109

    Norwegen 177 137 148

    Schweiz 128 116 158

    Diese Zahlen zeigen, dass die Sepsis-Sterblichkeit in Deutschland konträr zur Entwicklung in vielen vergleichbaren Industriestaaten verlief. Die Überlebenschancen bei Sepsis sind in Deutschland signifikant geringer: Die Wahrscheinlichkeit, an einer Sepsis aufgrund eines Harnwegsinfekts zu versterben, ist hierzulande etwa 30 % höher, und bei einer durch eine Infektion im Bauchraum ausgelösten Sepsis sind die Überlebenschancen um 47 % geringer als in der Schweiz (Quelle: Microbe Interactive Website/siehe Link).

    Auch bei Neugeborenen ist das Risiko, an einer Sepsis zu versterben, mit 12 Todesfällen pro 100.000 Geburten deutlich höher als beispielsweise in Norwegen (7,5 pro 100.000 Geburten).

    Kosten und Handlungsaufforderung
    Die seit 30 Jahren auf hohem Niveau stagnierende Sepsis-Sterblichkeit und die damit verbundenen Langzeitfolgen bedeuten nicht nur unsagbares menschliches Leid, sondern verursachen auch jährliche Behandlungskosten in Höhe von 32,7 Milliarden Euro. Diese Summe entspricht etwa 6,5 % der gesamten Gesundheitsausgaben in Deutschland.

    Die Sepsis Stiftung fordert daher die konsequente Priorisierung von Sepsis im Gesundheitssystem gemäß der von Deutschland 2017 wesentlich voran-getriebenen WHO Sepsis Resolution.

    Die Umsetzung der in anderen Ländern erfolgreichen Maßnahmen und Vor-gaben durch Bund, Länder und den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) könnte zu einer Senkung der Sepsis-Sterblichkeit um bis zu 50 % führen. Durch das Erreichen dieses Ziels könnten in Deutschland täglich etwa 190 Sepsistodesfälle vermieden und 370 Betroffene vor schwerwiegenden Langzeitfolgen bewahrt werden. Zudem würde das Gesundheitssystem jährlich um zweistellige Milliardenbeträge entlastet.

    Der Vorsitzende der Sepsis Stiftung, Prof. Dr. Konrad Reinhart, betont:

    „Die Bundesregierung fand für ihre Vorreiterrolle bei der Annahme der WHO-Resolution international große Anerkennung. Die bisher fehlende Umsetzung im eigenen Land unterminiert jedoch die Glaubwürdigkeit der Politik. Die nunmehr nicht länger zu leugnende Dimension des Problems, bietet für die neue Gesundheitsministerin Nina Warken gemeinsam mit der Bundes- und den Länderregierungen eine große Chance, die meist durch Partikularinteressen geprägten Widerstände gegen eine evidenzbasierte und Gemeinwohl orientierte Gesundheitspolitik zu überwinden.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Konrad Reinhart


    Weitere Informationen:

    https://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S2214-109X%2825%2900356-0%20
    https://www.healthdata.org/data-tools-practices/interactive-visuals/microbe


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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