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27.10.2025 10:22

Neue Studie zeigt: Geothermie in Deutschland wenig bekannt – großes Potenzial für Akzeptanz

Katrin Haase Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

    Wie denkt die deutsche Bevölkerung über die Nutzung von Erdwärme? Dieser Frage ist die Universität Leipzig in einer Teilstudie eines von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) geleiteten Forschungsprojekts nachgegangen. Ziel der bundesweiten Befragung war es, den Status quo der öffentlichen Wahrnehmung und Akzeptanz der Oberflächennahen Geothermie zu erfassen – also jener Form der Erdwärmenutzung, bei der bis zu 400 Meter tiefe Sonden das thermische Potenzial des Erdreichs zum Heizen und Kühlen von Gebäuden nutzbar machen.

    Das Ergebnis der nun veröffentlichten Studie: Die Mehrheit der Befragten bewertet erneuerbare Energien insgesamt sehr positiv, doch die Geothermie belegt im Vergleich zu anderen Energieformen wie Solar- oder Windkraft den letzten Platz. Nur wenige Befragte verfügen über fundiertes Wissen zum Verfahren, und einige Vorurteile prägen die Wahrnehmung. So werden etwa Risiken der Tiefen Geothermie wie beispielsweise Erdbeben fälschlicherweise auch mit der Oberflächennahen Geothermie assoziiert.

    „Unsere Studie zeigt, dass Information entscheidend ist,“ erklärt Prof. Dr. Cornelia Wolf von der Universität Leipzig. „Geothermie wird bislang als eher unbekannte Energieform wahrgenommen. Wer mehr über die Technologie weiß, nimmt auch ihre Vorteile – etwa die Grundlastfähigkeit und die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern – stärker wahr.“

    Chancen erkannt – Kosten bleiben Hürde
    Besonders positiv wird die Geothermie als langfristig nachhaltige und regionale Energiequelle bewertet, die über Generationen hinweg genutzt werden kann. Gleichzeitig sehen viele Befragte die hohen Investitionskosten und baulichen Anforderungen als größte Herausforderung.

    Die Forschenden konnten außerdem zeigen, dass die Haltung gegenüber der Wärmepumpe eng mit der Wahrnehmung der Geothermie verknüpft ist: Wer Wärmepumpen positiv bewertet, sieht auch die Vorteile der Geothermie deutlicher. Soziodemografische Merkmale wie Alter, Bildung oder Geschlecht spielen dagegen eine untergeordnete Rolle.

    Kommunikation als Schlüssel zur Wärmewende
    Die Leipziger Studie bildet die Grundlage für den nächsten Schritt im Teilprojekt zur Kommunikation innerhalb von EASyQuart-Plus: Die Entwicklung neuer Formate, die das komplexe Thema Oberflächennahe Geothermie anschaulich und erlebbar machen sollen. Mithilfe von 3D-Visualisierungen und Virtual-Reality-Anwendungen sollen unterirdische Prozesse sichtbar und verständlich werden – sowohl für Fachleute als auch für Bürgerinnen und Bürger.

    EASyQuart-Plus: Geothermie für energieeffiziente Stadtquartiere
    Das Verbundprojekt EASyQuart-Plus zielt darauf ab, Planungsprozesse für geothermische Heiz- und Kühlsysteme zu optimieren. Unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Anke Bucher, Professorin für Angewandte Mechanik an der HTWK Leipzig, entwickeln die Projektbeteiligten digitale Modelle, um die Planung und den Betrieb von Anlagen zu vereinfachen und kosteneffizienter zu gestalten. Kern des Projekts ist die Kopplung von Simulationen der Vorgänge im Untergrund mit denen im Wärmeversorgungsnetz und im Gebäude samt Haustechnik – bis hin zur Entwicklung sogenannter digitaler Zwillinge von Erdwärmesondensystemen.

    „Mit unseren Forschungsergebnissen wollen wir die Nutzung Oberflächennaher Geothermie in die Breite bringen,“ betont Prof. Dr. Anke Bucher. „Das Potenzial für eine nachhaltige und grundlastfähige Wärmeversorgung ist enorm.“

    Hintergrund: Ein interdisziplinäres Verbundprojekt
    Das Projekt „EASyQuart-Plus – Energieeffiziente Auslegung und Planung dezentraler Versorgungsnetze zum geothermischen Heizen und Kühlen von Stadtquartieren – Digitalisierung und Praxiswirksamkeit“ läuft von Januar 2024 bis Dezember 2026 und wird mit 2,2 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) gefördert.

    Unter Koordination der HTWK Leipzig sind die Wissenschaftseinrichtungen Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sowie das Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig beteiligt. Praxispartner sind die Geothermie-Fachplaner geoENERGIE Konzept sowie heatbeat engineering. Die Weishaupt Gruppe insbesondere mit BauGrund Süd hat sich dem Projekt als assoziierter Partner angeschlossen und errichtete kürzlich einen neuen Firmensitz in Schkeuditz samt Nutzung Oberflächennaher Geothermie. Dort werden nun umfangreiche Messwerte des realen Betriebs gesammelt, welche die Forscherinnen und Forscher mit den Ergebnissen des digitalen Zwillings abgleichen, um diesen zu optimieren. Anhand des einmaligen Datensatzes sollen allgemein übertragbare Ergebnisse für die optimierte Planung und den Betrieb von Erdwärmesondenanlagen abgeleitet werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr.-Ing. Anke Bucher
    HTWK Leipzig, Professur für Angewandte Mechanik
    Tel.: +49 341 3076-4224
    E-Mail: anke.bucher@htwk-leipzig.de

    Prof. Dr. Cornelia Wolf
    Universität Leipzig, Professur für Online-Kommunikation
    Tel.: +49 341 97 – 35051
    E-Mail: cornelia.wolf@uni-leipzig.de


    Weitere Informationen:

    https://www.sozphil.uni-leipzig.de/fileadmin/Fakult%C3%A4t_SozPhil/Institut_KMW/... Studie der Universität Leipzig (PDF)


    Bilder

    Erdwärmesondenfeld mit Anbindeleitungen und Sondenverteiler am Firmensitz der Weishaupt Gruppe in Schkeuditz
    Erdwärmesondenfeld mit Anbindeleitungen und Sondenverteiler am Firmensitz der Weishaupt Gruppe in Sc ...
    Quelle: Karsten Rink / Anna Chochyieva
    Copyright: UFZ

    Doppelkopfbohrgerät für Geothermie- und Brunnenbohrungen in Schkeuditz
    Doppelkopfbohrgerät für Geothermie- und Brunnenbohrungen in Schkeuditz

    Copyright: HTWK Leipzig


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Bauwesen / Architektur, Energie, Geowissenschaften, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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