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04.11.2025 09:26

Leopoldina-Diskussionspapier: Kinderblindheit im Fokus – Prävention und Kuration neu denken

Julia Klabuhn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

    In der internationalen Gesundheitspolitik und der deutschen Entwicklungszusammenarbeit liegt der Fokus vor allem auf Präventionsmaßnahmen. Dies zeigt sich z. B. bei Krankheiten wie der Kinderblindheit, denen durch Impfungen oder Vitamin-A-Gaben vorgebeugt wird. Allerdings kann man Augenerkrankungen wie grauen oder grünen Star nicht durch Prävention vermeiden. Nur eine frühe Diagnose und operative Eingriffe können betroffene Kinder vor dem Erblinden schützen. Das Diskussionspapier der Leopoldina empfiehlt deshalb eine Neujustierung von Prävention und medizinischer Behandlung in der Entwicklungszusammenarbeit. Die Vorschläge werden an Praxisbeispielen aus dem südlichen Afrika veranschaulicht.

    Weltweit sind zwischen 1 Million und 1,5 Millionen Kinder blind. Fast ein Viertel davon lebt in Afrika. Die häufigste Blindheitsursache ist dort der graue Star, der sich nur operativ behandeln lässt. Die Autorinnen und Autoren des Diskussionspapiers zeigen am Beispiel der Kinderblindheit, wie eine ausgewogene globale Gesundheitspolitik Prävention und Kuration verschränken kann; ein Ansatz, den sie als "Global Clinical Care" bezeichnen. So lassen sich positive Effekte sowohl auf die Lebenszufriedenheit als auch gesellschaftlich und ökonomisch erzielen. Sie stellen dar, welchen Verlauf der angeborene graue Star bei Kindern nimmt und wie durch gezielte Behandlung Kinderblindheit verhindert werden kann. Die Kinder können so eine reguläre Schule besuchen und später einen Beruf ergreifen. Im Diskussionspapier schlüsseln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf, wie sich Kuration somit auch auf das Bruttosozialprodukt auswirken kann und sich die Investitionen, die für den Aufbau der Krankenversorgung nötig sind, gesellschaftlich wie wirtschaftlich rentieren.

    Der „Global Clinical Care“-Ansatz zielt darauf, vor Ort Strukturen zur Selbsthilfe zu schaffen. Am Beispiel der Kinderblindheit heißt das, die betroffenen Kinder frühzeitig zu identifizieren, lokale Versorgungskapazitäten zu stärken sowie das augenärztliche Fachpersonal weiterzubilden. Aus Sicht der Autorinnen und Autoren sind institutionalisierte Partnerschaften dafür ein zentrales Instrument. Im Diskussionspapier werden zwei Partnerschaften exemplarisch vorgestellt: eine Partnerschaft zwischen Rostock und Kinshasa/Demokratische Republik Kongo sowie eine Partnerschaft zwischen Tübingen und Blantyre/Malawi. Im Rahmen der Partnerschaften wurden Versorgungsstrukturen aufgebaut. Das Fachpersonal wurde einerseits vor Ort geschult als auch bei Aufenthalten in Deutschland. Diese langfristigen Partnerschaften haben das Potenzial, eine nachhaltige Gesundheitsversorgung vor Ort zu stärken, so die Autorinnen und Autoren. Sie empfehlen der Bundesregierung deshalb, im Rahmen der Fortschreibung der Strategie „Globale Gesundheit“ die Verschränkung von Prävention und Kuration stärker zu reflektieren und unter anderem ein Rahmenprogramm für die staatliche Förderung institutionalisierter Partnerschaften bereitzustellen.

    Das Diskussionspapier „Kinderblindheit im Fokus – Prävention und Kuration neu denken“ ist auf der Website der Leopoldina veröffentlicht: https://www.leopoldina.org/kinderblindheit

    Publikationen in der Reihe „Leopoldina-Diskussion“ sind Beiträge der genannten Autorinnen und Autoren. Mit den Diskussionspapieren bietet die Akademie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, flexibel und ohne einen formellen Arbeitsgruppen-Prozess Denkanstöße zu geben oder Diskurse anzuregen und hierfür auch Empfehlungen zu formulieren. Die in Diskussionspapieren vertretenen Thesen und Empfehlungen stellen daher keine inhaltliche Positionierung der Akademie dar.

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    Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina:
    Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.

    Medienkontakt:
    Julia Klabuhn
    Kommissarische Leiterin der Abteilung Wissenschaftskommunikation
    Tel.: +49 (0)345 472 39-800
    E-Mail: presse@leopoldina.org


    Weitere Informationen:

    https://www.leopoldina.org/leopoldina-home/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Politik
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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