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05.11.2025 11:09

Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit: Erster Preis für exzellente Lehre geht an JLU-Team

Charlotte Brückner-Ihl Presse, Kommunikation und Marketing
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Hessischer Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre für das Projekt „Holocaustliteratur und Auschwitz: Seminar in der Gedenkstätte“ der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der JLU

    Aus der Vergangenheit lernen, in der Gegenwart Verantwortung für die Demokratie übernehmen und für eine friedliche Zukunft eintreten: Für ihr viel beachtetes Lehrprojekt „Holocaustliteratur und Auschwitz: Seminar in der Gedenkstätte“ haben Prof. Dr. Sascha Feuchert und Dr. Anika Binsch von der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) den mit 60.000 Euro dotierten Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre 2025 gewonnen. Sie konnten den ersten Preis am 4. November 2025 im Rahmen einer Feierstunde im Jügelhaus der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt entgegennehmen.

    Der gemeinsame Besuch der Gedenkstätte Auschwitz ist für Studierende, darunter viele angehende Lehrkräfte, und Lehrende eine unvergleichlich wertvolle Erfahrung. Studierende, allesamt ehemalige Teilnehmende, waren es auch, die den Seminarvorschlag für den Exzellenzpreis in der Lehre eingereicht hatten. Das Konzept, Studierende vor Ort zu Gedenkstättenteamerinnen und -teamern auszubilden, eingebettet in eine intensive Vor- und Nachbereitung, überzeugte die Gutachterinnen und Gutachter, sodass sie das Seminar einvernehmlich für den ersten Preis empfahlen.

    JLU-Präsidentin Prof. Dr. Katharina Lorenz gratuliert dem Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der JLU, Prof. Dr. Sascha Feuchert, und seiner Kollegin Dr. Anika Binsch herzlich zu dieser besonderen Auszeichnung: „Das unmittelbare Erleben in den Gedenkstätten und die intensive Beschäftigung mit dem Holocaust schaffen ein tiefes Bewusstsein für die Opfer von Unterdrückung und Gewalt. Die Auseinandersetzung mit den Konsequenzen totalitärer Regime und dem Verlust von Freiheit stärkt zugleich die Wertschätzung für demokratische Errungenschaften und die Rechte aller Bürgerinnen und Bürger – eine Botschaft, die die ehemaligen JLU-Studierenden künftig auch an kommende Schülerinnen- und Schülergenerationen weitergeben können.“

    „Die Justus-Liebig-Universität Gießen ist bislang die einzige deutsche Universität, die nicht nur einen Studienschwerpunkt zur Holocaustliteratur anbietet, sondern auch über ein Seminar zur regelmäßigen Ausbildung der Studierenden zu Gedenkstättenteamern verfügt“, heißt es in der Empfehlung der Studierenden: „Die Teilnehmenden werden in diesem Rahmen dazu befähigt, später eigenständig und didaktisch reflektiert Gedenkstättenfahrten nicht nur, aber vor allem in schulischen Kontexten zu konzipieren und zu begleiten.“ AHL-Leiter Prof. Feuchert freut sich sehr über die außerordentlich positiven Rückmeldungen der teilnehmenden Studierenden, deren Antrag nun mit dem „Exzellenzpreis Lehre“ für die AHL honoriert wird: „Gerade in der jetzigen Zeit, in der der Druck von rechts immer weiter zunimmt, ist dieser renommierte Preis ein äußerst wichtiges Signal. Und er macht auch deutlich, dass wir gut ausgebildete Lehrkräfte brauchen, wenn wir mehr und nachhaltigere Gedenkstättenfahrten auch in der Schule haben wollen.“

    Dr. Binsch ergänzt: „Wir sind tief beeindruckt und bewegt, dass unsere Studierenden dieses Seminar für den Preis nominiert haben, obwohl sie selbst inzwischen mit ihrem Studium fertig sind. Das zeigt, wie sehr sie an die Bedeutung des Projekts für die nachfolgenden Jahrgänge glauben, die so ebenfalls die Chance erhalten, als professionell ausgebildete Gedenkstättenteamerinnen und -teamer in Schulen oder anderen Bildungskontexten wirksam zu werden.“

    „Holocaustliteratur und Auschwitz: Seminar in der Gedenkstätte“

    Das Seminar wird als Wahlpflichtveranstaltung im Rahmen des Masterstudiengangs Germanistik (Schwerpunkt: Holocaust- und Lagerliteratur) angeboten, steht aber auch Lehramtsstudierenden offen, die es extracurricular freiwillig besuchen können. Die Studierenden werden zunächst an zwei Vorbereitungswochenenden mit der Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz im Kontext der allgemeinen Terror- und Verfolgungsgeschichte vertraut gemacht und lernen zentrale Werke der Auschwitz-Literatur überblicksartig kennen, bevor sie selbstständig einen Text wählen, der sie bei ihrem Besuch in der Gedenkstätte begleitet. Dabei sollen sie dem Schicksal, das darin geschildert wird, vor Ort nachgehen und sich die Gedenkstätte mithilfe des Werks erschließen. Ferner wird die Journal-Arbeit eingeführt, die in gedenkstättenpädagogischen Konzepten einen zentralen didaktischen Beitrag leistet: Dies schafft einen Raum, in dem persönliche Gedanken artikuliert und mit fachlichem Wissen verknüpft werden können.

    Die Gruppe bleibt fünf Tage lang in Oświęcim und erhält unter anderem Führungen durch das Stammlager sowie Auschwitz-Birkenau. Daneben haben die Teilnehmenden Zeit, die Länderausstellungen zu besuchen und sich mit weiteren Aspekten der Lagergeschichte zu beschäftigen. In Austauschrunden reflektieren sie ihre Eindrücke. Zudem setzen sie sich mit didaktischen Fragestellungen auseinander, die später für ihre eigenen Gedenkstättenfahrten mit Lerngruppen relevant werden. Danach reist die Gruppe für zwei Tage nach Krakau, um dort der Geschichte des Krakauer Gettos und des Konzentrationslagers Plaszów nachzugehen. Nach Möglichkeit wird die Fahrt mit einem Zeitzeugengespräch beschlossen.

    Hessischer Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre

    Der Hessische Hochschulpreis wird für herausragende und innovative Leistungen in Lehre, Prüfung, Beratung und Betreuung an hessischen Hochschulen verliehen und ist mit insgesamt 115.000 Euro dotiert. Er wurde in diesem Jahr bereits zum 16. Mal vergeben. Ausgeschrieben waren auch diesmal wieder Preise in den Kategorien „Lehrpreis für eine Arbeitsgruppe oder Organisationseinheit“ und eine studentische Initiative.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Arbeitsstelle Holocaustliteratur (AHL) der Justus-Liebig-Universität Gießen
    Prof. Dr. Sascha Feuchert, Leiter AHL
    Telefon: 0641 99-29093; E-Mail: sascha.feuchert@germanistik.uni-giessen.de
    Dr. Anika Binsch
    Telefon: 0641 99-29083
    E-Mail: anika.binsch@germanistik.uni-giessen.de
    arbeitsstelle.holocaustliteratur@germanistik.uni-giessen.de


    Weitere Informationen:

    https://www.holocaustliteratur.de
    https://wissenschaft.hessen.de/presse/exzellente-lehre-aus-giessen-frankfurt-und...
    https://wissenschaft.hessen.de/studieren/hochschullehrpreis


    Bilder

    Hessischer Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre: Wissenschaftsminister Timon Gremmels (re.) überreicht den ersten Preis an Dr. Annika Binsch und Prof. Dr. Sascha Feuchert, JLU.
    Hessischer Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre: Wissenschaftsminister Timon Gremmels (re.) übe ...
    Quelle: Arbeitsstelle Holocaustliterat.

    Seminar in der Gedenkstätte: Studierende, angehende Lehrkräfte und Lehrende der JLU besuchen das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz.
    Seminar in der Gedenkstätte: Studierende, angehende Lehrkräfte und Lehrende der JLU besuchen das Kon ...
    Quelle: Arbeitsstelle Holocaustliterat.


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Sprache / Literatur
    überregional
    Studium und Lehre, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

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