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Wissenschaft
Die Hydrologin PD Dr. Heidi Kreibich wird das Projekt „LIMIT2ADAPT“ zu Flusshochwasser koordinieren. Dr.-Ing. Christian Voigt ist Projektpartner bei „SnowShifts“ zur Erforschung von Schnee.
Erneut sind GFZ-Forschende erfolgreich bei den höchstdotierten Förderungen des Europäischen Forschungsrates ERC, den Synergy Grants: PD Dr. Heidi Kreibich, Leiterin der Sektion „Hydrologie“, ist Koordinatorin des Projekts „LIMIT2ADAPT“. Dr. Christian Voigt, Wissenschaftler in der Sektion „Globales Geomonitoring und Schwerefeld“, ist Projektpartner bei „SnowShifts“. Damit gehen insgesamt rund vier Millionen Euro für die kommenden sechs Jahre ans GFZ.
Mit „LIMIT2ADAPT“ wird die Hydrologin PD Dr. Heidi Kreibich gemeinsam mit Forschenden aus den USA, Großbritannien und den Niederlanden Grenzen der Anpassung an Flusshochwässer untersuchen. Ziel ist ein Modell, das weltweit anwendbar ist und lokale Anpassungsentscheidungen in die Abschätzung des Hochwasserrisikos integriert, um die Grenzen der Anpassung zu quantifizieren. Damit können Regionen identifiziert werden, die kurz vor dem Erreichen der Anpassungsgrenzen stehen. Genau dort sind dann Unterstützungen durch weltweite Entwicklungshilfe oder Regionalförderprogramme besonders dringend. Die Fördersumme für das GFZ beträgt 2,5 Millionen Euro.
Das Projekt „SnowShifts“, an dem Dr. Christian Voigt beteiligt ist, untersucht grundlegende Schneeeigenschaften in extremen Polar- und Hochgebirgsregionen. Voigt ist für die Analysen der gravimetrischen Beobachtungen verantwortlich. Das sind zum einen die Daten von Supraleitgravimetern an polaren und hochalpinen Standorten. Zum anderen sind es die Daten aus den GRACE-Satellitenmissionen. Dafür erhält das GFZ 1,5 Millionen Euro.
Prof. Susanne Buiter, Wissenschaftliche Vorständin des GFZ, sagt:
„Wir sehen, wie der vom Menschen beschleunigte Klimawandel das Leben auf unserem Planeten immer stärker beeinträchtigt. Umso wichtiger ist es, Strategien zu entwickeln, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Das Projekt von Heidi Kreibich und ihren Kollegen zielt darauf ab, Investitionsentscheidungen in Bezug auf Anpassungsmaßnahmen zu unterstützen, indem es verletzliche Regionen identifiziert und sozio-ökonomische sowie hydro-meteorologische Faktoren in einem Modell zusammenführt. Zugleich müssen wir weiterhin Monitoring mit modernsten Verfahren betreiben, wie es das Projekt tut, bei dem Christian Voigt wichtiger Partner ist. Ich freue mich über die Auszeichnungen, die auch für die Spannbreite unserer Arbeit am GFZ stehen. Glückwunsch an Heidi Kreibich, Christian Voigt und alle Projektbeteiligten!“
Auch Brandenburgs Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle gratuliert:
„Weltweit steigt das Risiko für Überflutungen von Siedlungsgebieten. Hauptursachen sind die Ausweitung von Siedlungen in Flusstälern und die Zunahme von Extremniederschlägen durch den Klimawandel. Vor diesem Hintergrund hat das Projekt LIMIT2ADAPT, das ein Modell entwickeln will, das weltweit die ‚Hotspots‘ und Anpassungsoptionen zeigen soll, eine hohe gesellschaftliche und politische Relevanz. Und deswegen gibt es auch völlig zu Recht eine Grant-Förderung vom Europäischen Forschungsrat. Damit hat das GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung derzeit 16 laufende ERC Grants. Das ist landesweit Rekord – Glückwunsch dazu! Es zeigt eindrücklich: Das GFZ spielt mittlerweile in einer eigenen Liga, wenn es um wissenschaftliche Exzellenz und internationale Relevanz in der Geo-, Umwelt- und Klimaforschung geht.“
Hintergrund LIMIT2ADAPT
Der Klimawandel führt zu einer Zunahme von Extremereignissen. Dazu zählen auch Rekordniederschläge, die häufiger und stärker werden. Gleichzeitig weiten die Menschen Siedlungen in Flusstälern aus, die von Hochwasser gefährdet sind. Vor diesem Hintergrund hat das Projekt LIMIT2ADAPT eine besonders hohe Relevanz. Heidi Kreibich und ihre Partner konzentrieren sich auf das Risiko durch Flusshochwasser und nehmen dabei die wichtigsten Akteursgruppen in den Blick: vom Flutrisiko betroffene Menschen und Haushalte, staatliche Stellen sowie Versicherungen.
Wie viel können Kommunen oder Nationalstaaten in Hochwasserschutz investieren, zum Beispiel Deiche? Wie anpassungsfähig sind Menschen und was beeinflusst deren Entscheidungen: Lebensalter, Haushaltseinkommen, staatliche Maßnahmen? Wann wird ein Risiko als unerträglich empfunden, sodass keine weiteren Anpassungsmaßnahmen umgesetzt werden und die Menschen keine andere Wahl haben, als umzusiedeln? Das sind nur einige der Fragen, die für die Grenzen der Anpassung entscheidend sind.
Vier weltweit führende Expert:innen für die Bewertung von Flutrisiken haben sich zusammengetan, um ein Modell zu entwickeln, das weltweit die „Hotspots“ zeigt, also die Regionen, die besonders kurz vor dem Erreichen der Grenzen ihrer Anpassungsfähigkeit stehen. Dieses Modell werden die Forschenden auf Basis detaillierter Daten der letzten 50 Jahre (1970-2020) aus vier ausgewählten Beispielregionen in Afrika, Asien, Nordamerika und Europa entwickeln und testen. Die errechneten Ergebnisse sollen zeigen, ob das Modell gut genug mit der beobachteten Realität übereinstimmt oder angepasst werden muss. Am Ende wird eine weltweite Projektion bis zum Ende dieses Jahrhunderts erstellt. Internationale Organisationen wie das Entwicklungshilfeprogramm UNEP ebenso wie Nationalstaaten und Kommunen hätten dann eine Karte, die ihnen zeigt, für welche Regionen es am dringendsten ist, in Anpassungsmaßnahmen zu investieren.
Neben Heidi Kreibich vom GFZ, die das gesamte Projekt koordiniert, sind folgende Forschende in leitender Funktion als PI („Principal Investigator“) beteiligt: Jeroen C.J.H. Aerts (Vrije Universiteit Amsterdam, Niederlande), Paul D. Bates (University of Bristol, Großbritannien) und Eric Tate (Princeton University, USA). Das gesamte Projekt erhält 10 Millionen Euro, ein Viertel davon geht an das GFZ.
Hintergrund „SnowShifts“
Die Ursachen und Auswirkungen von Veränderungen von Schnee, Eis und Permafrost sind noch mit Unsicherheiten behaftet. Wesentlich dazu bei tragen eine bislang fehlende Quantifizierung des Schnees in extremen Regionen und eine unvollständige Integration von Schneeprozessen in Klima- und Landoberflächenmodellen. Das Ziel des Projekts „SnowShifts“ ist es, diese Unsicherheiten zu minimieren und unser Verständnis von Veränderungen von Schneeprozessen innerhalb der Erd- und Klimasysteme erheblich zu verbessern und zu quantifizieren. Der Fokus liegt dabei auf den Regionen, die sich durch den Klimawandel am stärksten ändern: Arktis, Antarktis und Hochgebirge.
Das Projekt integriert innovative Technologien, wie satellitengestützte photonenzählende Laseraltimeter, terrestrische Supraleitgravimeter und Schwerefeldmonitoring aus dem Weltall, in komplexe numerische Modellierungen. Christian Voigt von der GFZ-Sektion „Globales Geomonitoring und Schwerefeld“ ist für die Analysen der gravimetrischen Beobachtungen verantwortlich. Das sind zum einen die Daten von Supraleitgravimetern an polaren und hochalpinen Standorten, u.a. auch des eigenen Standortes ZUGOG auf der Zugspitze. Zum anderen sind es auch die Daten aus den Satellitenmissionen GRACE, GRACE-FO und zukünftig GRACE-C sowie deren Herunterskalierung und Kombination mit terrestrischen Daten. Auch dieses Projekt erhält eine Gesamtförderung von 10 Millionen Euro. 1,5 Millionen davon gehen ans GFZ.
Hintergrund ERC Grants am GFZ
Für das GFZ ist LIMIT2ADAPT der sechzehnte aktive ERC Grant, sechs davon sind Synergy Grants. Hinzu kommen zehn weitere laufende ERC Grants, bei denen GFZ-Forschende eine leitende Rolle haben (sieben) oder wichtige Projektpartner:innen wie bei SnowShifts sind (drei).
Mit den prestigeträchtigen Synergy Grants fördert der Europäische Forschungsrat (ERC) Verbundvorhaben mit im Schnitt rund 10 Millionen Euro pro Projekt, verteilt auf die beteiligten Einrichtungen. Insgesamt sind in dieser Förderrunde europaweit 66 Teams mit einem ERC Synergy Grant ausgezeichnet worden. Es hatte mehr als 700 Einreichungen gegeben.
PD Dr. Heidi Kreibich
Leitung Sektion 4.4 Hydrologie
GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung
Telegrafenberg
14473 Potsdam
Tel.: +49 331 6264-1550
E-Mail: heidi.kreibich@gfz.de
Dr.-Ing. Christian Voigt
Sektion 1.2 Globales Geomonitoring und Schwerefeld
GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung
Telegrafenberg
14473 Potsdam
Tel.: +49 331 6264-1748
E-Mail: christian.voigt@gfz.de
PD Dr. Heidi Kreibich, Leiterin der GFZ-Sektion 4.4 "Hydrologie", und Dr.-Ing. Christian Voigt, Wiss ...
Quelle: Michael Bahlo & privat
Copyright: GFZ
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Bauwesen / Architektur, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
überregional
Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch

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