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07.11.2025 11:23

Psychische Belastung bei Geschäftsreisen verringern

Dr. Bert von Staden Stabstelle Hochschulkommunikation und Forschungsmarketing
Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

    Dr. Sylvia Kraus hat in ihrem Promotionsprojekt an der PH Schwäbisch Gmünd ein neuartiges, wissenschaftlich geprüftes Messinstrument entwickelt, das erstmals die spezifischen Arbeitsbedingungen im Alltag von Geschäftsreisenden erfasst. Mit einer Weiterentwicklung des Fragebogens „Amobil“ von Kraus & Rieder (2018) schließt die Forscherin eine zentrale Lücke in der Arbeits- und Organisationspsychologie.

    Ziel der Arbeit war es, die besonderen Belastungen, Ressourcen und Bewältigungsstrategien von Geschäftsreisenden tiefgreifend zu analysieren und deren Auswirkungen auf Arbeitsengagement und psychische Gesundheit zu verstehen. Grundlage bilden zwei empirische Studien – eine Querschnittsuntersuchung und eine Längsschnittstudie – die neben arbeitsbezogenen Faktoren auch Persönlichkeitsmerkmale wie Optimismus und Perfektionismus berücksichtigen.
    Zentrale Ergebnisse
    • Prägende Arbeitsbedingungen: Geschäftsreisen bringen spezifische Belastungen mit sich – von hoher Reisehäufigkeit und langen Abwesenheiten bis zu eingeschränkten Erholungsmöglichkeiten. Ebenso relevant sind soziale, technische und organisatorische Unterstützungsressourcen.
    • Bewältigungsstrategien und „interessierte Selbstgefährdung“: Viele Geschäftsreisende begegnen hohen Anforderungen durch Arbeit in der individuellen Freizeit oder der Reduktion von Arbeitsqualität mit der Folge von langfristiger Erschöpfung und gleichzeitig kurzfristig gesteigertem Engagement für die Arbeit.
    • JD-R-Modell bestätigt: Die Grundannahmen des etablierten Job-Demands-Resources-Modells lassen sich auf Geschäftsreisende übertragen. Ressourcen steigern Engagement, hohe Anforderungen können zu Burnout führen.
    • Rolle der Persönlichkeit: Perfektionismus und Optimismus haben einen Effekt auf den Umgang mit Belastungen. Perfektionistisches Streben steht häufiger mit extensiven Strategien wie Überstunden in Zusammenhang, perfektionistische Bedenken eher mit Qualitätsreduktion in der Arbeit. Optimismus ist generell förderlich für das Arbeitsengagement.
    • Phasenabhängige Belastung: Vor, während und nach einer Geschäftsreise treten unterschiedliche Anforderungen auf, die sich kumulieren und langfristig die psychische Gesundheit beeinträchtigen können – vor allem bei häufigem Reisen.

    Bedeutung für Praxis und Forschung
    Die Arbeit liefert Unternehmen erstmals ein wissenschaftlich fundiertes Tool, um gezielt die Arbeitsbedingungen und Belastungsmuster ihrer reisenden Mitarbeitenden zu erfassen und zu verbessern. Für die Forschung bietet das entwickelte Instrument „Amobil“ eine valide Grundlage für weitere nationale und internationale Studien.
    „Geschäftsreisen werden in vielen Branchen als selbstverständlich hingenommen, ohne dass ihre komplexen Auswirkungen auf Arbeitsleistung und Gesundheit ausreichend verstanden sind. Meine Dissertation leistet hier einen wichtigen Beitrag – sowohl für die Entwicklung gesunder Arbeitskonzepte als auch für die langfristige Mitarbeiterbindung“, erklärt Kraus.
    Die Arbeit wurde an der PH Schwäbisch Gmünd betreut von Prof. Dr. Carl-Walter Kohlmann aus dem Bereich Gesundheitspsychologie und an der Hochschule Aalen von Prof. Dr. Kerstin Rieder im Studienbereich Gesundheitsmanagement. Frau Kraus befasst sich beruflich weiterhin mit dem Zusammenwirken von Arbeit und Gesundheit. In der Universitätsklinik Ulm ist sie als Psychologin in der Rehabilitation angestellt. Gleichzeitig berät sie in selbständiger Tätigkeit Einzelpersonen und Unternehmen in Sachen gesunder Arbeit.


    Originalpublikation:

    Sylvia Kraus
    Psychische Beanspruchung durch Geschäftsreisen
    Individuelle Unterschiede in der Bewältigung von Herausforderungen für reisende Beschäftigte
    Wiesbaden, 2025

    ISBN 978-3-658-48511-5
    ISBN 978-3-658-48512-2 (eBook)


    Bilder

    Dr. Sylvia Kraus
    Dr. Sylvia Kraus


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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