idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
11.11.2025 10:48

IWH-Insolvenztrend: Zahl der Firmenpleiten im Oktober wieder gestiegen

Rafael Barth Kommunikation
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle

    Wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in einer heute veröffentlichten Analyse feststellt, ist die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland im Oktober erneut höher als im Vormonat. Für das Jahresende erwarten die Ökonomen jedoch einen spürbaren Rückgang.

    Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland liegt laut IWH-Insolvenztrend im Oktober bei 1.553 (vgl. Abbildung 1). Das sind 5% mehr als im Vormonat, 2% mehr als im Oktober 2024 und 68% mehr als in einem durchschnittlichen Oktober der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie.

    In seiner Auswertung der Insolvenz-Frühindikatoren hatte das IWH bereits auf die für Oktober zu erwartenden hohen Werte hingewiesen. Hessen war besonders stark betroffen: Mit 174 Personen- und Kapitalgesellschaften erreichte die Zahl der Insolvenzen den höchsten Stand seit Beginn der Erfassung im IWH-Insolvenztrend im Januar 2016. Bereits im September war dort mit 157 Insolvenzen ein sehr hoher Wert gemessen worden.

    Schließungen großer Arbeitgeber führen häufig zu erheblichen und dauerhaften Einkommens- und Lohnverlusten bei den betroffenen Beschäftigten. Die Zahl der von Großinsolvenzen betroffenen Jobs liefert zudem eine gute Annäherung an die Gesamt-zahl der von Insolvenz betroffenen Arbeitsplätze. Laut IWH-Insolvenztrend waren im Oktober in den größten 10% der insolventen Unternehmen knapp 13.000 Arbeitsplätze betroffen. Damit liegt die Zahl der betroffenen Beschäftigten deutlich niedriger als im September (minus 36%) und knapp unter den Werten des Vorjahresmonats, aber 56% über dem Oktober-Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre 2016 bis 2019 (vgl. Abbildung 2).

    Die Zahl der betroffenen Industriejobs lag im Oktober mit rund 3.700 erneut auf niedrigem Niveau und kaum höher als unmittelbar vor der Pandemie. Die meisten Jobs waren im Oktober – wie bereits im September – im Handel betroffen (3.900), wo mehrere größere Insolvenzen zu verzeichnen waren. In den Monaten vor Ausbruch der Corona-Pandemie waren monatlich weniger als 2.000 betroffene Jobs im Handel die Regel.

    Das IWH erhebt Frühindikatoren, die dem Insolvenzgeschehen in der Regel zwei bis drei Monate vorauslaufen. Diese deuten auf eine deutliche Entspannung zum Jahresende hin. „Unsere Frühindikatoren lassen für November und Dezember ein spürbares Absinken der Insolvenzzahlen erwarten“, sagt Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung. Allerdings sei daraus kein dauerhafter Trend ableitbar. Für Januar erwartet Müller bereits wieder steigende Zahlen.

    IWH-Insolvenztrend: Hintergrund, Daten, Methodik

    Deutlich schneller als die amtliche Statistik liefert der IWH-Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) jeden Monat einen belastbaren Befund zum bundesweiten Insolvenzgeschehen für Personen- und Kapitalgesellschaften. Die Ergebnisse weisen nur geringfügige Abweichungen von den amtlichen Zahlen auf, die mit etwa zwei Monaten Zeitverzug eine umfassende Einschätzung der Lage erlauben (vgl. Abbildung 3).

    Der IWH-Insolvenztrend ist deshalb ein verlässlicher Frühindikator für das Insolvenzgeschehen und die wirtschaftliche Entwicklung. Für seine Analysen wertet das IWH die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen. Dank seiner langjährigen Expertise, gebündelt in der IWH-Insolvenzforschungsstelle, gehört das Institut bundesweit zu den führenden Einrichtungen auf diesem Themengebiet.

    Die im IWH-Insolvenztrend gemeldeten Insolvenzen für Kapital- und Personengesellschaften umfassen in der Regel mehr als 90% der von Unternehmensinsolvenz betroffenen Arbeitsplätze und 95% der Forderungen. Damit bilden diese Zahlen verlässlich die direkten volkswirtschaftlichen Konsequenzen des Insolvenzgeschehens ab.

    Auch die amtliche Statistik weist monatlich vorläufige Insolvenzzahlen aus. Diese beziehen sich jedoch auf alle Regelinsolvenzen. Regelinsolvenzen umfassen neben den im IWH-Insolvenztrend erfassten Personen- und Kapitalgesellschaften auch die gesamtwirtschaftlich wenig relevante Gruppe der Kleinstunternehmen. Zudem werden auch bestimmte natürliche Personen wie Selbstständige oder ehemals selbstständig Tätige mit unüberschaubaren Vermögensverhältnissen sowie privat haftende Gesellschafter und Einzelunternehmer gemeldet.

    Regelinsolvenzen sind also nicht mit Unternehmensinsolvenzen gleichzusetzen. Die Zahl der insolventen Personen- und Kapitalgesellschaften macht weniger als die Hälfte der Regelinsolvenzen aus. Die prozentualen monatlichen Veränderungen bei den Regelinsolvenzen können sich aufgrund der Vielzahl gesamtwirtschaftlich unbedeutender Insolvenzfälle deutlich von denen der Personen- und Kapitalgesellschaften unterscheiden.

    Mehr zur IWH-Insolvenzforschung und zur Methodik hinter dem IWH-Insolvenztrend:
    www.iwh-halle.de/insolvenzforschung


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Professor Dr. Steffen Müller
    Tel +49 345 7753 708
    Steffen.Mueller@iwh-halle.de
    https://www.iwh-halle.de/ueber-das-iwh/team/detail/steffen-mueller


    Weitere Informationen:

    https://www.iwh-halle.de/presse/pressemitteilungen/detail/iwh-insolvenztrend-zah... Pressemitteilung mit Abbildungen
    https://www.iwh-halle.de/insolvenzforschung Mehr zur IWH-Insolvenzforschung und zur Methodik hinter dem IWH-Insolvenztrend


    Bilder

    IWH-Insolvenztrend: Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland
    IWH-Insolvenztrend: Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland
    Quelle: IWH
    Copyright: IWH

    IWH-Insolvenztrend: Zahl der betroffenen Beschäftigten in den größten 10% der insolventen Unternehmen
    IWH-Insolvenztrend: Zahl der betroffenen Beschäftigten in den größten 10% der insolventen Unternehme ...
    Quelle: IWH
    Copyright: IWH


    Anhang
    attachment icon IWH-Insolvenztrend: Zahl der Firmenpleiten im Oktober wieder gestiegen

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).