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11.11.2025 10:56

Zum Welt-Pneumonie-Tag: Lungenärzte fordern Einbindung in Leitungsstrukturen der Interdisziplinären Notfallzentren

Torben Brinkema Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP)

    Rund 600.000 Menschen in Deutschland erkranken an einer Lungenentzündung, mehr als 40.000 sterben daran – jedes Jahr. Parallel wächst die Zahl an Patientinnen und Patienten mit chronischen Lungen- und Atemwegserkrankungen, die in den Notfallzentren behandelt werden müssen.

    „Um mehr Menschen sowohl im Krankenhaus als auch schon vor einer vielleicht noch vermeidbaren Klinik-Einweisung helfen zu können, müssen frühzeitig Ärztinnen und Ärzte mit pneumologischer Erfahrung eingebunden werden, da sie die Krankheitsverläufe, die Dynamik der Dekompensation pulmonaler Erkrankungen und die prognostische Bedeutung funktioneller Parameter am besten einschätzen können“, sagt Professor Martin Witzenrath, stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). „Dazu muss die Lungenmedizin zukünftig verbindlich in wissenschaftliche Konsensprozesse und in die Leitungsstrukturen der Interdisziplinären Notfallzentren eingebunden werden“, fordert die Fachgesellschaft.

    Die DGP sieht eine große Lücke der Gesundheitspolitik darin, dass trotz der großen Tragweite pneumologisch relevante Notfallbilder wie Atemnot, respiratorische und ventilatorische Insuffizienz, COPD-Exazerbation oder Pneumonie nicht als sogenannte Tracerdiagnosen berücksichtigt werden. Dies sind spezifische Diagnosen oder Gesundheitsprobleme, mit deren Hilfe die Qualität und Effektivität des Versorgungsprozesses in einem Gesundheitssystem oder einer Klinik beurteilt werden. Diese Methode hilft auch, dass Patientinnen und Patienten mit diesen zeitkritischen Diagnosen in geeignete Kliniken mit den notwendigen personellen und technischen Ressourcen gebracht werden. „Schon zu Zeiten der Corona-Pandemie wurde zur Behandlung schwerer Atemnot oder Atemschwäche ein Paradigmenwechsel hin zu einer differenzierten, pathophysiologisch begründeten Entscheidungsfindung eingeleitet. Gerade in der Rettungsstelle entscheidet diese differenzierte Beurteilung, ob eine Intubation notwendig ist oder ob nicht-invasive Verfahren besser geeignet sind“, erklärt Witzenrath, Direktor der Klinik für Pneumologie, Beatmungsmedizin und Intensivmedizin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin

    Intensivstation: Atemnot zählt zu den fünf häufigsten Aufnahmegründen

    Atemnot ist eines der häufigsten und klinisch relevantesten Notfallsymptome. Neben kardiovaskulären Erkrankungen sind vor allem pneumologische Ursachen wie COPD-Exazerbationen, Asthmaanfälle und Pneumonien für diese Notfallvorstellungen verantwortlich. Pulmonale Vorerkrankungen – neben Asthma und COPD zum Beispiel auch Bronchialkarzinome, Bronchiektasen, interstitielle Lungenerkrankungen und pulmonalvaskuläre Erkrankungen – erhöhen die klinische Komplexität bei akuter Atemnot. Die respiratorische Insuffizienz zählt zu den fünf häufigsten Aufnahmegründen auf deutschen Intensivstationen.

    Lungenärzte frühzeitig in die Notfallversorgung der Bevölkerung integrieren

    „Nur durch pneumologische Expertise in wissenschaftlich-politischen Strategien und in der Leitungsstruktur von Interdisziplinären Notfallzentren kann eine evidenzbasierte, differenzierte und patientenzentrierte Notfallversorgung gewährleistet werden – insbesondere mit Blick auf die steigenden Patientenzahlen der Intensivstationen im Herbst und Winter“, sagt der stellvertretende DGP-Präsident Witzenrath.

    Studien aus Deutschland belegen, dass Dyspnoe zu den häufigsten Leitsymptomen in Notaufnahmen gehört: In großen universitären Notaufnahmen sind 17 bis 25 Prozent aller Patientinnen und Patienten mit dem Leitsymptom Atemnot vorstellig – mehr als die Hälfte der Aufnahmen stehen im Zusammenhang mit Dyspnoe-bedingten Diagnosen wie Pneumonie, COPD oder kardialer Dekompensation. Ambulant erworbene Pneumonien führen in Deutschland aktuell zu circa 300.000 stationären Aufenthalten im Jahr, also häufiger als Myokardinfarkte oder Schlaganfälle. Die Krankenhausletalität der ambulant erworbenen Pneumonie ist mit 12 bis 17 Prozent deutlich höher als die des Myokardinfarkts. „Deswegen müssen in der notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung Pneumologinnen und Pneumologen frühzeitig involviert werden“, fordert die DGP.


    Weitere Informationen:

    https://pneumologie.de/aktuelles-service/presse/pressemitteilungen/zum-morgigen-...


    Bilder

    Professor Martin Witzenrath, stellvertretender Präsident der DGP, fordert mehr pneumologische Expertise in wissenschaftlich-politischen Strategien und in der Leitungsstruktur von Interdisziplinären Notfallzentren.
    Professor Martin Witzenrath, stellvertretender Präsident der DGP, fordert mehr pneumologische Expert ...
    Quelle: Mike Auerbach


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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