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Eine Genomstudie zeigt, dass eurasische Kulturen in den letzten 10.000 Jahren genetisch unterschiedliche Hundepopulationen gehalten und verbreitet haben.
Hunde sind seit mindestens 20.000 Jahren Teil der menschlichen Gesellschaften in ganz Eurasien und haben uns durch viele soziale und kulturelle Umwälzungen begleitet. Ein internationales Team unter Leitung des Paläogenetikers Professor Laurent Frantz (LMU und Queen Mary University of London (QMUL)) zeigt nun, dass die Ausbreitung neuer Kulturen in Eurasien oft mit der Ausbreitung bestimmter Hundepopulationen einherging.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der LMU, des Kunming Institute of Zoology und der Lanzhou University in China sowie der University of Oxford sequenzierten und analysierten die Genome von 17 alten Hunden aus Sibirien, Ostasien und der zentralasiatischen Steppe – darunter erstmals auch Exemplare aus China. In diesen Regionen kam es in den letzten 10.000 Jahren zu wichtigen kulturellen Veränderungen, die durch die Ausbreitung von Jägern und Sammlern sowie Bauern und Hirten vorangetrieben wurden. Die Proben stammten aus archäologischen Fundstätten, die zwischen 9.700 und 870 Jahre alt waren. Darüber hinaus bezogen die Forscher öffentlich zugängliche Genome von 57 alten und 160 modernen Hunden in ihre Analysen ein.
Hunde folgten Metallarbeitern vor über 4.000 Jahren durch die eurasische Steppe
Ein Vergleich der Genome alter Hunde und Menschen zeigt eine auffällige Übereinstimmung zwischen den genetischen Veränderungen beider Spezies im Verlauf der Zeit und über verschiedene Regionen hinweg. Dieser Zusammenhang wird besonders deutlich während der frühen Bronzezeit in China (vor etwa 4.000 Jahren), als die Metallverarbeitung eingeführt wurde. Wie die Ergebnisse der Forschenden zeigen, brachten die Menschen aus der eurasischen Steppe, die die Technologie erstmals in Westchina einführten, auch ihre Hunde mit.
Dieses Muster der gemeinsamen Wanderung von Menschen und Hunden reicht weit über die Bronzezeit hinaus: Spuren der gemeinsamen Ausbreitung lassen sich mindestens 11.000 Jahre zurückverfolgen, als Jäger und Sammler im Norden Eurasiens Hunde austauschten, die eng mit den heutigen Siberian Huskies verwandt waren.
„Spuren dieser bedeutenden kulturellen Veränderungen spiegeln sich auch in den Genomen alter Hunde wider“, sagt Dr. Lachie Scarsbrook (LMU/Oxford), einer der Hauptautoren der Studie. „Unsere Ergebnisse unterstreichen die tief verwurzelte kulturelle Bedeutung von Hunden. Anstatt einfach nur lokale Populationen zu übernehmen, haben die Menschen seit mindestens 11.000 Jahren ein ausgeprägtes Gefühl der Zugehörigkeit zu ihren eigenen Hunden bewahrt.“
„Diese enge Verbindung zwischen der Genetik von Mensch und Hund zeigt, dass Hunde ein integraler Bestandteil der Gesellschaft waren, egal ob man vor 10.000 Jahren als Jäger und Sammler am Polarkreis lebte oder als Metallarbeiter in einer frühen chinesischen Stadt“, sagt Frantz. „Es ist eine erstaunliche, dauerhafte Partnerschaft, die zeigt, wie vielseitig die Rolle ist, die Hunde in unseren Gesellschaften spielen können – weit mehr als jede andere domestizierte Tierart.“
Prof. Laurent Frantz
Professor für Paläogenomik der Haustiere / Professor of Paleogenomics of Domestic Animals Tierärztliche Fakultät / Department of Veterinary Sciences
laurent.frantz@lmu.de
https://www.animal-palaeogenomics.com/
S.-J. Zhang et al.: Genomic evidence for the Holocene co-dispersal of dogs and humans across Eastern Eurasia. Science 2025.
https://www.science.org/10.1126/science.adu2836
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch

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