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18.11.2025 14:19

Abschlusstagung der BMFTR-Förderlinie "Gesellschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie"

Jana Strippel Geistes- und Sozialwissenschaften, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
BMFTR- Rahmenprogramm für die Geistes- und Sozialwissenschaften

    Bei der Abschlusstagung am 6. und 7. November 2025 kamen die vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderten Projekte der Förderlinie „Gesellschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie – Forschung für Integration, Teilhabe und Erneuerung“ zusammen. In sieben Sessions wurden ihre Forschungsergebnisse vorgestellt und mit Fachpublikum diskutiert.

    Eröffnung durch Staatssekretär Dr. Rolf-Dieter Jungk

    Die Tagung wurde eröffnet durch ein Grußwort von Staatssekretär Dr. Rolf-Dieter Jungk (BMFTR). Er betonte, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nicht nur ökonomische, sondern auch tiefgreifende gesellschaftliche Nebenwirkungen hatten, welche durch die Förderlinie untersucht wurden.

    „Die Corona-Pandemie war nicht allein mit eine der größten medizinischen Herausforderungen, sie war auch ein komplexes gesellschaftliches Ereignis. Um diese zu verstehen, waren und sind fundierte und umfassende Analysen der Geistes- und Sozialwissenschaften notwendig. Die Pandemie liegt zwar hinter uns – ihre Folgen aber wirken fort. Für die Aufarbeitung der Pandemie sind die Ergebnisse der Projekte ein wichtiger Grundstein und bilden die Basis für weiteres Lernen. Die Erkenntnisse der Geistes- und Sozialwissenschaften zeigen eindrucksvoll, wie Wissenschaft Orientierung geben wie Politik die Gesellschaft dabei unterstützen kann, kluge und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.“, so Staatssekretär Dr. Rolf-Dieter Jungk (BMFTR).

    Ergebnisse aus sieben Sessions

    Die Projektergebnisse wurden in sieben thematischen Sessions vorgestellt und jeweils kurz diskutiert:

    • Einsamkeit und die Qualität von Beziehungen spielten eine entscheidende Rolle für die mentale Gesundheit. Vulnerable Gruppen wie Long-Covid-Betroffene oder ältere Menschen erfuhren Stigmatisierung, ebenso wie Geimpfte und Nicht-Geimpfte in ihren jeweiligen Netzwerken.

    • Die Pandemie machte prekäre Zustände im Pflegebereich sichtbar. Neben der Entwicklung eines Online-Kurses wurden Copingstrategien untersucht und die Notwendigkeit betont, Pflegeausbildung und -arbeit gesellschaftlich stärker zu würdigen, um künftige Krisen besser bewältigen zu können.

    • Ein Untersuchungsgegenstand war, wie Unterstützungsnetzwerke für junge Zugewanderte während der Pandemie funktionierten: Digitale Kommunikation war nur dort erfolgreich, wo zuvor persönliche Kontakte bestanden. Die Diskussion zeigte, dass gerade kommunales Verwaltungshandeln neue Chancen für die Krisenbewältigung eröffnet.

    • Analysen zu Meinungsdynamiken belegten ein wiederkehrendes Muster in der Corona-Pandemie wie auch in anderen Krisen: zunächst stieg das Vertrauen in Regierung und Demokratie, bevor es in Ungeduld und Kritik umschlug.

    • Jugendliche berichteten nach der Pandemie von hoher Lebenszufriedenheit einerseits, von Ängsten vor Krisen andererseits sowie von starker Belastung durch Cybermobbing und emotionaler Erschöpfung. Psychische Gesundheit erwies sich als das zentrale Thema, das auch Unternehmen zunehmend adressieren müssen.

    • Die Pandemie wirkte als emotional-sozialer Schock auf Schülerinnen und Schüler. Gleichzeitig führte sie zu einem Digitalisierungsschub im Bildungssystem, der ohne die Krise kaum denkbar gewesen wäre.

    • Die Pandemie stellte arbeitsbedingte Risiken neu dar und rückte psychische Gesundheit stärker in den Fokus. Positiv hervorgehoben wurden verbesserte Kooperation zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten sowie die nachhaltige Etablierung von Homeoffice in vielen Bereichen.

    Paneldiskussion: Lernen aus der Krise

    Es diskutierten:

    Prof. Dr. Cordula Artelt, Leiterin des Leibniz Institut für Bildungsverläufe

    Prof. Dr. Berthold Vogel, Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. Geschäftsführender Direktor

    Prof. Dr. Mustapha Sayed, BARMER, Head of Corporate Health

    Sabine Sommer, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

    Auf dem Panel war man sich einig, dass die Pandemie nicht allein als historische Episode betrachtet werden dürfe. Vielmehr sei sie ein „kollektiver Lernimpuls“, der Ungleichheiten sichtbar machte und die Widerstandskraft demokratischer Gesellschaften herausforderte. „Wir haben ein soziales Long Covid“, so ein Beitrag. Gleichzeitig warnten die Panellistinnen und Panellisten vor einem zu negativen Narrativ und hoben positive Entwicklungen hervor – etwa kreative kommunale Lösungen oder die gestärkte Kooperation in der Arbeitswelt.

    Zentrale Lehren

    • Wissenschaftskommunikation verbessern: Forschungsergebnisse sollten sowohl Politik und Gesellschaft als auch die Wissenschaft disziplinübergreifend erreichen.

    • Politik und Gesellschaft stärken: Vertrauensverluste gilt es aufzufangen und Orientierung zu schaffen.

    • Interdisziplinarität als Stärke: Die Geistes- und Sozialwissenschaften können durch ihre Vielfalt frühzeitig Impulse geben.

    • Pandemic Preparedness: Bildungssysteme, Arbeitswelten und Verwaltungen müssen aus den Erfahrungen lernen, um künftigen Krisen besser begegnen zu können.

    Hintergrund

    Mit der Förderlinie „Gesellschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie“ des BMFTR wurden seit 2023 18 Projekte aus den Geistes- und Sozialwissenschaften gefördert. Ziel war es, die gesellschaftlichen Nebenwirkungen der Pandemie zu erforschen und Handlungsempfehlungen für Politik und Gesellschaft zu entwickeln. Weitere Informationen unter https://www.geistes-und-sozialwissenschaften-bmbf.de/de/Corona-Forschung-gesells...

    Der DLR Projektträger betreut im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt das aktuelle Rahmenprogramm für die Geistes- und Sozialwissenschaften „Gesellschaft verstehen – Zukunft gestalten“ und ist dabei sowohl mit der Entwicklung und Begleitung von Fördermaßnahmen betraut als auch mit Maßnahmen zu Transfer und Kommunikation.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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