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20.11.2025 09:39

IU-Studie zeigt: Vor allem Gen Z will finanziell unabhängig sein

André Adler Presse + Kommunikation
IU Internationale Hochschule

    Eine repräsentative Umfrage der IU Internationalen Hochschule legt offen, wie es um das finanzielle Wohlbefinden in Deutschland steht

    Insbesondere junge Menschen in Deutschland streben nach finanzieller Selbstbestimmung, wie die neue repräsentative Studie „Finanzielles Wohlbefinden: Stimmungslage in Deutschland” der IU Internationalen Hochschule zeigt: Mit 66,7 Prozent steht bei der Gen Z (16- bis 30-Jährige) finanzielle Unabhängigkeit an erster Stelle, wenn es um finanzielle Ziele geht – ein höherer Wert als der Gesamtdurchschnitt (58,9 Prozent), bei dem dieses Ziel ebenfalls Rang eins belegt.

    Auf dem zweiten Platz rangiert unter allen Befragten die Altersvorsorge mit 51,4 Prozent. Auf den weiteren Plätzen liegen die Erfüllung persönlicher Wünsche und Lebensziele, wie etwa eine Weltreise (41,8 Prozent), sowie Freiheit, also beispielsweise der Wunsch, nicht mehr erwerbstätig sein zu müssen (31,8 Prozent).

    Im Vergleich zu anderen Generationen verfolgt die Gen Z dabei besonders häufig finanzielle Ziele, die auf persönliche Freiheit und individuelle Lebensgestaltung abzielen: Neben finanzieller Unabhängigkeit sind dies vergleichsweise häufig die Erfüllung von Wünschen und Lebenszielen (58,4 Prozent), Freiheit (34,1 Prozent), der Kauf eines Hauses (34,3 Prozent) und Ausgaben für Bildung (26,5 Prozent).

    „Die Ergebnisse machen deutlich, dass finanzielle Unabhängigkeit für viele Menschen ein wichtiges Ziel ist. Gleichzeitig wird klar, dass die vorherrschende Mentalität, bis 67 in Vollzeit zu arbeiten, nicht mehr der Maßstab ist. Insbesondere die Generation Z verändert unser Verständnis von Geld grundlegend: Für sie sind Finanzen kein notwendiges Übel, sondern ein wesentliches Instrument für ein selbstbestimmtes Leben. Politik und Finanzbranche müssen diese Realität endlich zur Kenntnis nehmen“, erklärt Johannes Treu, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre an der IU Internationalen Hochschule und Experte der Studie.

    Gen Z zwischen Influencer-Einfluss und Impulskauf

    Die IU-Studie zeigt außerdem, dass junge Menschen in Deutschland deutlich häufiger durch Social Media beeinflusst werden. 21,2 Prozent der Generation Z stimmen der Aussage „Meine finanziellen Entscheidungen werden von dem, was ich in sozialen Medien über Lebensstil und Einkäufe sehe, beeinflusst“ voll und ganz oder eher zu. Damit geben sie mehr als doppelt so häufig an, durch Plattformen wie TikTok, Instagram oder Finanz-Influencer:innen beeinflusst zu werden, wie es etwa bei der Gen X (46- bis 60-Jährige, 10,0 Prozent) und den Babyboomern (61- bis 65-Jährige, 9,3 Prozent) der Fall ist.

    Gleichzeitig durchkreuzen spontane Ausgaben – insbesondere bei den Jüngeren – häufiger langfristige finanzielle Ziele. So stimmen 27,8 Prozent der Gen Z und 24,2 Prozent der Gen Y der Aussage „Ich gebe oft unüberlegt Geld aus, obwohl ich das Geld eigentlich für langfristige finanzielle Ziele sparen wollte“ voll und ganz oder eher zu. Bei den Babyboomern sind es beispielsweise mit 13,7 Prozent weniger als die Hälfte im Vergleich zur Gen Z.

    Auch das persönliche Umfeld spielt insbesondere bei der Gen Z eine größere Rolle bei Finanzentscheidungen: 54,5 Prozent der 16- bis 30-Jährigen geben an, dass Vorbilder aus dem Familien- oder Freundeskreis sie beim verantwortungsvollen Umgang mit Geld unterstützen. Mit zunehmendem Alter unter den Befragten nimmt dieser Einfluss deutlich ab.

    Gen Z hoffnungsvoll, Gen Y eher frustriert

    Die Studie legt ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen den Generationen in Bezug auf die Emotionen offen, die sie mit ihrer persönlichen finanziellen Situation verbinden: So äußert die Gen Z im Vergleich zu den anderen Generationen am häufigsten Hoffnung in Bezug auf ihre finanzielle Zukunft (26,9 Prozent), während die Gen Y vergleichsweise oft Frustration empfindet (21,4 Prozent). Bei den Babyboomern steht Gelassenheit auf Platz eins (29,6 Prozent).

    Wirtschaftliche Lage und Altersvorsorge bereiten Sorge

    Die Ergebnisse der IU-Studie zeigen zudem, dass die gesamtgesellschaftliche Stimmung nach wie vor angespannt ist: Mehr als jede:r Zweite (56,3 Prozent) stimmt der Aussage voll und ganz oder eher zu, dass „die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland Sorgen bereitet“. Zählt man die „teils-teils“-Antworten hinzu, sind es sogar 87,6 Prozent aller Befragten, die wirtschaftliche Unsicherheiten empfinden.

    Hinzu kommt die Angst vor Altersarmut: Knapp jede:r Zweite (49,7 Prozent) befürchtet, im Alter nicht ausreichend abgesichert zu sein.

    „Wenn sich jede zweite Person in Deutschland um ihre wirtschaftliche Lage und die Absicherung im Alter sorgt, ist das mehr als ein Stimmungsbild – es ist ein Warnsignal. Inflation, Unsicherheit bezüglich der späteren Rente und die Angst vor sinkendem Lebensstandard zählen heute zu den größten Stressfaktoren und belasten das finanzielle Wohlbefinden massiv“, sagt Treu.

    Insgesamt zeigt sich: Das finanzielle Wohlbefinden der Menschen in Deutschland hat noch deutlich Luft nach oben. Im Durchschnitt werden lediglich 53 von 100 möglichen Punkten erreicht. Dies geht aus den Ergebnissen der IU-Studie hervor, für die das Financial-Well-Being-Toolkit der OECD genutzt wurde¹.

    ¹ Das OECD-Toolkit for Financial Literacy and Financial Inclusion ist ein Instrument, das von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) entwickelt wurde, um unter anderem das finanzielle Wohlbefinden in verschiedenen Ländern zu bewerten und zu vergleichen.
    Der in der IU-Studie ermittelte Gesamtwert von ø 53 Punkten (max. 100) ergibt sich aus zwei Dimensionen:
    • Objektives finanzielles Wohlbefinden: ø 30 Punkte (von 50)
    • Subjektives finanzielles Wohlbefinden: ø 23 Punkte (von 50)


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Johannes Treu, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre an der IU Internationalen Hochschule; johannes.treu@iu.org


    Originalpublikation:

    https://www.iu.de/forschung/studien/finanzielles-wohlbefinden/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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