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Wissenschaft
Die medizinische Versorgung steht vor tiefgreifenden Veränderungen: Reformen greifen in gelernte Abläufe ein, die Bevölkerung altert und der Klimawandel bringt neue medizinische Herausforderungen. Auf der heutigen Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) und ihrer Korporativen Mitglieder schilderten Expertinnen und Experten, wie diese Entwicklungen den medizinischen Alltag verändern – und warum Weiterbildung und evidenzbasierte Entscheidungen entscheidend für die Zukunft der Versorgung sind.
Junge Ärztinnen und Ärzte stehen unter wachsendem Druck: Die Arbeitsbelastung steigt, Zeit für Aus- und Weiterbildung wird knapper. Gleichzeitig verändert sich die Versorgungsrealität rasant – unter anderem durch eine älter werdende Bevölkerung, Vorkommen von bisher nicht in Europa geläufigen Erkrankungen infolge des Klimawandels sowie zunehmendes Auftreten multiresistenter Erreger und veränderte Keimspektren. „Dies alles stellt enorm hohe Anforderungen an junge Ärztinnen und Ärzte und erfordert ein breites internistisches Wissen“, erklärte Dr. med. Lena Levien, Mitglied der Arbeitsgruppe JUNGE DGIM.
Weiterbildung werde angesichts des Kostendrucks und der hohen Arbeitslast zum Engpass – obwohl sie die Grundlage einer verlässlichen Versorgung bilde, so Levien, die sich derzeit selbst in der fachärztlichen Weiterbildung befindet. Auch die Strukturreformen im Gesundheitswesen seien ein Stressor für angehende Ärztinnen und Ärzte: Die zunehmende Ambulantisierung sowie die Konzentration bestimmter Leistungen auf spezialisierte Kliniken könnten dazu führen, dass wichtige Krankheitsbilder seltener im klinischen Alltag vorkommen – besonders außerhalb großer Städte. „Weniger Erfahrung im Alltag kann langfristig zu einer weniger fundierten Versorgung führen“, so Levien.
Gleichzeitig sieht Levien in einer gut organisierten, gesicherte Weiterbildung einen Schlüssel für die Zukunft: „Wenn wir Weiterbildung verlässlich gestalten, schaffen wir die Grundlage für eine stabile Versorgung – gerade in einer Zeit, in der sich Krankheitsbilder und Rahmenbedingungen verändern.“
Wissenschaftliche Evidenz als Resilienz-Faktor
Auch DGIM-Generalsekretär Professor Dr. med. Georg Ertl schilderte die derzeitigen Herausforderungen im Gesundheitswesen und ging dabei auf die Ausgestaltung des Gesundheitssystems ein, das als zu teuer wahrgenommen werde. „Alle bisherigen ökonomischen Maßnahmen der Gesundheitspolitik einschließlich der DRG haben nicht zu einer Kostendämpfung geführt“, so der Internist und Kardiologe aus Würzburg.
Effizienzsteigerung durch Digitalisierung und Bürokratieabbau könnten helfen, die Ressourcen besser zu nutzen. Noch wichtiger sei jedoch die Primärprävention und die strikte Einhaltung wissenschaftlicher Grundlagen für medizinische Entscheidungen: „Die Wissenschaft kann nicht nur belegen, welche medizinischen Leistungen wirksam, sondern auch welche überflüssig oder sogar potentiell schädlich sind“, erklärte der DGIM-Generalsekretär. Mit der Initiative ‚Klug Entscheiden‘ trage auch die DGIM dazu bei, Unter- und Überversorgung zu reduzieren.
Abschließend betonte er: „Vor allen ökonomischen Erwägungen müssen wir die individuelle, von Arzt und Patient einvernehmlich getroffene, ethisch und medizinisch nachvollziehbare Entscheidung respektieren“, so Ertl abschließend.
Ihr Kontakt für Rückfragen:
DGIM Pressestelle
Dr. Andreas Mehdorn
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: +49 711 8931-313
E-Mail: mehdorn@medizinkommunikation.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, jedermann
Medizin
überregional
Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
Deutsch

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