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02.12.2025 11:42

Neues Krisenmodell für den Profifußball

Christian Könemann Stab und Strategie - Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

    Wann steckt ein Fußballteam wirklich in der Krise – und wann ist ein Wechsel von Trainerin oder Trainer nur eine überhastete Reaktion? In einer veröffentlichten Studie haben Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ein System entwickelt, das Krisen im Profifußball objektiv messbar macht. Drei aus der Praxis abgeleitete Krisenindikatoren erlauben es, den Leistungsstand von Mannschaften präzise zu erfassen und kritische Phasen frühzeitig zu erkennen. Ergebnisse in German Journal of Exercise and Sport Research (DOI: 10.1007/s12662-025-01078-1).

    In ihrer Studie demonstrieren die Forschenden des KIT, wie sich emotionale und mentale Prozesse im Sport mit mathematischen Modellen abbilden lassen. Die Mathematik dient hierbei als ein Instrument, das Teamdynamiken greifbar macht. „Wir wollten verstehen, wann und warum eine Mannschaft in eine Krise gerät und wie sich solche Phasen anhand objektiver Daten vorhersagen lassen“, erklärt Professor Darko Jekauc, Sportpsychologe am Institut für Sport und Sportwissenschaft (IFSS) des KIT und Leiter der Studie. „Unsere Indizes übersetzen Erwartungen und tatsächliche Ergebnisse in mathematische Kennzahlen, die psychologische Prozesse wie Stimmungslage, Selbstvertrauen und Leistungsdynamik widerspiegeln.“

    Das Forschungsteam analysierte die Spiele der Bundesliga-Saison 2023/2024 und entwickelte drei Kennzahlen: Die „Relative Position“ (RP) misst die Abweichung vom erwarteten Tabellenplatz, basierend auf Marktwert und Vorjahresleistung. Die „Linear Rate of Change“ (LRC) zeigt langfristige Trends von Über- oder Unterperformance. Die „Exponential Rate of Change“ (ERC) erfasst kurzfristige Leistungsschwankungen und gibt Aufschluss über das psychologische Momentum einer Mannschaft. Besonders der ERC-Wert erwies sich für die Forschenden als wertvoller Frühindikator: In nahezu allen Fällen sank der Wert deutlich, kurz bevor Trainerinnen oder Trainer entlassen wurden. „Ein plötzlicher Einbruch des ERC spiegelt einen Verlust von Energie und kollektiver Überzeugung wider. In genau so einem Moment kippt die Dynamik und aus Verunsicherung wird eine Krise“, so Jekauc.

    Krisenprävention mithilfe des Goldenen Schnitts

    Der Krisenindikator ERC basiert auf der Zahl Phi, dem sogenannten Goldenen Schnitt. Dieses klassische Konzept findet Anwendung in Mathematik, Kunst und Architektur ebenso wie in den Naturwissenschaften – etwa bei der Beschreibung der Dynamik schwarzer Löcher oder bei der Modellierung von Populationsentwicklungen. Nun macht die Studie auf Parallelen in psychologischen Prozessen aufmerksam.

    Die neuen Krisenindikatoren eröffnen vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Vereine können sie nutzen, um Leistungsentwicklungen im Saisonverlauf zu überwachen und frühzeitig auf drohende Einbrüche zu reagieren. Sie ermöglichen datenbasierte Entscheidungen zu Training, Teamführung und Kommunikation. Für Sportpsychologinnen und Sportpsychologen sind sie ein Werkzeug, um mentale Stärke und Teamresilienz gezielt zu fördern und den Verlauf einer Krise wissenschaftlich zu begleiten. „Unser Ziel ist es nicht, den Fußball zu entemotionalisieren“, betont Sportpsychologe Jekauc. „Aber wir möchten zeigen, dass auch Leidenschaft, Druck und Selbstvertrauen mathematische Muster hinterlassen. Wenn wir diese Muster verstehen, können wir Krisen nicht nur erkennen, sondern auch verhindern.“
    Im Dialog mit der Gesellschaft entwickelt das KIT Lösungen für große Herausforderungen – von Klimawandel, Energiewende und nachhaltigem Umgang mit natürlichen Ressourcen bis hin zu Künstlicher Intelligenz, technologischer Souveränität und demografischem Wandel. Als Die Universität in der Helmholtz-Gemeinschaft vereint das KIT wissenschaftliche Exzellenz vom Erkenntnisgewinn bis zur Anwendungsorientierung unter einem Dach – und ist damit in einer einzigartigen Position, diese Transformation voranzutreiben. Damit bietet das KIT als Exzellenzuniversität seinen mehr als 10 000 Mitarbeitenden sowie seinen 22 800 Studierenden herausragende Möglichkeiten, eine nachhaltige und resiliente Zukunft zu gestalten. KIT – Science for Impact.

    2025 feiert das KIT als eine der ältesten Technischen Universitäten Deutschlands einen runden Geburtstag: 200 Jahre sind seit der Gründung der Polytechnischen Schule Karlsruhe vergangen. Unter dem Motto „Wir gestalten Zukunft. Forschung | Lehre | Transfer“ lädt das KIT alle Interessierten das ganze Jahr über zu einem abwechslungsreichen Programm ein. www.200jahre.kit.edu


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Justus Hartlieb, Pressereferent, Tel.: +49 721 608-41155, E-Mail: justus.hartlieb@kit.edu


    Originalpublikation:

    DOI: 10.1007/s12662-025-01078-1.


    Weitere Informationen:

    https://www.fussballkrisen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Mathematik, Psychologie, Sportwissenschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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