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Eine Untersuchung der Universität Trier zeigt: Junge Menschen in Ostdeutschland, die AfD wählen, haben eine hohe Identifikation mit der Partei.
Die Alternative für Deutschland (AfD) war bei der letzten Bundestagswahl die zweitbeliebteste Partei nach der Linken in der Gruppe der 18-24-Jährigen. Die Landtagswahlen von 2024 zeigen, dass besonders in den ostdeutschen Bundesländern viele junge Menschen ihr Kreuz bei der AfD machen. Die Gründe liegen tiefer als die viel zitierte hohe Social-Media-Präsenz. Die Identifikation mit der Partei ist hoch.
Zu sehen ist das an der geringen Wählerwanderung, wenn man z. B. die Bundestagswahl 2021 mit den Landtagswahlen 2024 vergleicht. In der jungen Altersgruppe verlor die AfD nur wenige Wähler:innen an das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und kleinere Parteien. In der sonst volatilen Altersgruppe fällt dieses Verhalten auf. „Würde es die AfD nicht geben, würden ihre jungen ostdeutschen Wähler:innen am ehesten ins Nichtwähler-Lager wechseln“, verdeutlicht Co-Autor Timon Scheuer von der TU Chemnitz anhand der Studienergebnisse.
Normalisierung von Rechtsaußenthemen
Doch worin liegen die Gründe? Zum einen trage die Normalisierung von Rechtsaußenthemen und -positionen dazu bei, dass die Partei für junge Menschen als „ganz normale“ Partei wahrgenommen wird, so Dr. Anna-Sophie Heinze von der Universität Trier. „Unsere Befragungen ergaben, dass vor allem die hohe Parteiidentifikation mit der AfD und nativistische Einstellungen eine Rolle spielen“, erklärt die Politikwissenschaftlerin. Nativismus beschreibt die Vorstellung, dass ein Staat nur von Mitgliedern der einheimischen Bevölkerung (der „Nation“) bewohnt sein sollte, und dass nicht-einheimische Personen und Ideen eine Bedrohung für den homogenen Nationalstaat darstellen. Vor diesem Hintergrund ist Migration für junge AfD-Wähler:innen das zentrale Thema. Die Erkenntnisse könnten bald auch für andere Regionen relevant werden, denn der Zuspruch für die AfD unter jungen Menschen sei weiterhin hoch, beobachten die beiden Forschenden. Zugleich zeigen die Ergebnisse mögliche Ansatzpunkte für andere Parteien auf, dem zu begegnen.
„Empirische Studien weisen darauf hin, dass eine inhaltliche Annäherung an die AfD nicht zu einer Verringerung ihrer Unterstützung führt“, sagt Anna-Sophie Heinze. Parteien wie die CDU sollten daher sorgfältig abwägen, welche Themen sie priorisieren. Eine Fokussierung auf Migration könnte zur Mobilisierung junger Wähler:innen für die AfD beitragen.
Vielmehr empfiehlt das Autoren-Team, junge Menschen gezielt mit anderen Themen anzusprechen, zum Beispiel auf Social Media. „Es reicht aber nicht, zwei Reels zu posten“, macht Timon Scheuer klar. „Das Werben um junge Wähler:innen muss langfristig sein und darf nicht nur auf Social Media begrenzt werden.“
Das Paper “Growing Up Far Right? Youth Support for the AfD in Eastern Germany” entstand im Rahmen des Projektes “Nurturing Democratic Resilience among Youth to Counter Far-Right Influence in the Eastern German Elections 2024” (NurtureDEMOS). Das von der VolkswagenStiftung geförderte Projekt vereint Forschende und zivilgesellschaftliche Akteure in der Untersuchung und der Bekämpfung des Rechtsaußen-Einflusses sowie der Förderung demokratischer Werte bei jungen Menschen.
Zum Projekt: NurtureDEMOS.
https://www.uni-trier.de/universitaet/fachbereiche-faecher/fachbereich-iii/faech...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Politik
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch

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