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Nordhausen, 12. Dezember 2025 – Eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Regenerative Energietechnik (in.RET) der Hochschule Nordhausen analysiert im Rahmen des vom Freistaat geförderten* Forschungsprojektes ZO.RRO II, wie sich unterschiedliche Ausbaupfade der Windkraft auf die Struktur und die Gesamtkosten der Energieversorgung in Thüringen bis 2045 auswirken. Grundlage der Analyse ist ein detailliertes Energiesystemmodell, das die regionale Energieversorgung im Stundenverlauf abbildet und sowohl technische Potenziale als auch künftige Energiebedarfe berücksichtigt.
*Projektförderung durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz
Die Ergebnisse zeigen, dass die Verfügbarkeit von Windkraft Kosten und Zusammensetzung des Energiesystems stark beeinflusst. In den Modellrechnungen wurde das Windkraftpotential variiert: von einem Ausbau auf 2,2 Prozent der Landesfläche, wie es in der Regionalplanung derzeit vorgesehen wird, bis zu einem völligen Verzicht auf Windkraftanlagen. Während die erste Variante das Kostenoptimum darstellt, steigen die Kosten mit jeder Verringerung der zur Verfügung stehenden Windkraftleistung weiter an. Schließlich würde ein vollständiger Verzicht auf Windkraftanlagen die Versorgung Thüringens mit Energie um 45 Prozent gegenüber dem optimalen Szenario verteuern.
Führt man eine an den regionalen Bedarfen orientierte Beschränkung des Ausbaus Erneuerbarer Energien ein, so werden für die kostenoptimale Lösung etwa 2 Prozent der Landesfläche für Windkraft benötigt. Sinkt das Windkraftpotential unter 0,8 Prozent der Landesfläche, kann sich Thüringen nicht mehr bilanziell selbst versorgen – Thüringen wird zum Energieimportland.
Fehlende Windstrommengen lassen sich durch einen verstärkten Ausbau der Photovoltaik nur bedingt kompensieren: während Photovoltaikanlagen insbesondere im Sommerhalbjahr Energie produzieren, ist es bei Windkraftanlagen genau umgekehrt. Eine Verringerung des zur Verfügung stehenden Windkraftpotentials führt in Thüringen zu einer Winterstromlücke, die durch den Import von vergleichsweise teurem Strom ausgeglichen werden muss. Die Modellrechnungen zeigen, dass ein Kostenoptimum bei einem Verhältnis von Wind- zu Photovoltaikleistung von 1:1,4 gegeben ist. Wird von diesem Verhältnis zu Ungunsten der Windkraft abgewichen, so führt dies zu höheren Gesamtkosten des Energiesystems.
„Die Ergebnisse bestätigen, dass eine Diskussion über Technologieoffenheit zwingend eine Kostentransparenz erfordert. Technologien können nur seriös miteinander verglichen werden, wenn ein Preisschild dranhängt“, so Prof. Dr.-Ing. Viktor Wesselak, ZO.RRO II - Projektleiter seitens der Hochschule Nordhausen.
Die Modellrechnungen berücksichtigen darüber hinaus die Wechselwirkungen mit weiteren Energiesektoren. Beispielsweise können bei ausreichend verfügbaren Windstrommengen Power-to-Heat-Anlagen und lokale Wärmespeicher zur Fernwärmeversorgung eingesetzt werden. Die Thüringer Biomassepotenziale werden bereits heute intensiv genutzt und stehen nur bedingt für eine Ausweitung im Bereich der Wärmebereitstellung zur Verfügung. Für bestehende Biogasanlagen zeigt das Modell einen Vorteil, wenn sie auf die Produktion von Biomethan umgestellt werden, da dies zur Deckung des auch 2045 noch bestehenden Brenngasbedarfs beiträgt.
Methodik, Annahmen und Ergebnisse wurden erstmals Anfang November auf dem 32. Energiesymposium in Stralsund vorgestellt. Das vollständige Paper „Einfluss des Windkraftanteils am Energiemix auf die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten des Energiesystems – Das Beispiel Thüringen“, ist hier abrufbar: https://www.hs-nordhausen.de/wp-content/uploads/sites/8/2025/12/REGWA25_Paper_PV...
Das Projekt ZO.RRO II KMU unter der gemeinsamen Leitung der Hochschule Nordhausen und des Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk (ThEEN) e.V. wird gefördert vom Freistaat Thüringen durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten.
Ziel ist es, realistische Zukunftsszenarien einer klimaneutralen Energieversorgung für den gesamten Freistaat Thüringen zu berechnen sowie konkret für kleine und mittlere Unternehmen der Thüringer Industrie (KMU). Aus diesen Pilotprojekten erfolgt abschließend bis Juli 2026 ein wertvoller Wissenstransfer für die Thüringer Wirtschaft und darüber hinaus. Kern der Arbeiten sind digitale Werkzeuge, wie die Energiesystemmodellierung, die auf dem Weg zur Klimaneutralität unterstützen. Mehr Informationen zum ZO.RRO II Projekt finden Sie online unter www.zorro-thueringen.de.
Prof. Dr.-Ing. Viktor Wesselak
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Prof. Dr.-Ing. Viktor Wesselak (Hochschule Nordhausen) beim 32. REGWA-Symposium mit der Vorstellung ...
Quelle: Hochschule Nordhausen
Copyright: Hochschule Nordhausen
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Energie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch

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