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22.12.2025 20:51

ESO-Pressemitteilung: Der Bau des ersten und größten Gammastrahlen-Observatoriums in Chile beginnt

ESO Science Outreach Network (Dr. Markus Nielbock) Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Astronomie

    Gestern fand auf dem Paranal-Gelände der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile die Grundsteinlegung für die südliche Anlage des CTAO statt, womit der Baubeginn für die Fundamente des Teleskops markiert wurde. Das CTAO (Cherenkov Telescope Array Observatory) wird das weltweit größte und leistungsstärkste Gammastrahlen-Observatorium sein und neue Einblicke in das Universum bei hohen Energien ermöglichen. Die südliche Anlage wird das erste Gammastrahlen-Observatorium sein, das in Chile gebaut wird.

    „Wir freuen uns, diese neuartige Sternwarte in der ESO-Familie willkommen zu heißen. Es ist uns eine Freude, den Baubeginn des südlichen Standorts dieses leistungsstarken Observatoriums hier auf dem Paranal in der chilenischen Atacama-Wüste zu begrüßen – einem Ort mit dem klarsten Himmel der Erde. Dieser Spatenstich ist ein wichtiger Meilenstein für das CTAO und die ESO, aber auch für Chile, da diese neue Einrichtung die Position des Landes als globales Zentrum für Astronomie stärken wird“, sagte ESO-Generaldirektor Xavier Barcons in seiner Begrüßungsrede während der Grundsteinlegung.

    Das CTAO ist ein internationales Projekt, an dem die ESO als Gründungspartner und Gastgeber der südlichen Anlage beteiligt ist. Mehrere ESO-Mitgliedstaaten sowie wissenschaftliche Teams aus aller Welt, darunter auch aus Chile, bereiten sich darauf vor, in den kommenden Jahren mit diesem Observatorium zu arbeiten. Der Beginn der Fundamentarbeiten, die von einem Konsortium chilenischer Unternehmen durchgeführt werden, ebnet den Weg für die ersten Teleskope, die bis Ende 2026 auf dem Paranal aufgestellt werden sollen.

    Zur Feier versammelten sich Vertreter der CTAO, der ESO, der chilenischen Regierung und lokaler Behörden im Paranal-Observatorium der ESO. Neben dem Generaldirektor der ESO nahmen an der Zeremonie teil: Andreas Kaufer, ESO-Direktor für den Betrieb; Thomas Klein, ESO-Direktor des La Silla-Paranal-Observatoriums; Volker Heinz, CTAO-Bauprogrammmanager; Stuart McMuldroch, CTAO-Generaldirektor; Francisco Colomer, Vorsitzender des CTAO ERIC Council, Ricardo Díaz, Gouverneur der Region Antofagasta, Valeska Molina, Regionalsekretärin des Ministeriums für Wissenschaft, Technologie und Innovation für die Region Antofagasta, und Alejandra Pizarro, Direktorin der chilenischen nationalen Agentur für Forschung und Entwicklung (ANID). Nach der Begrüßung und den Reden wurde neben dem zukünftigen Standort des Arrays eine Zeitkapsel vergraben. Sie war mit Erinnerungsstücken aus Chile und von CTAO-Partnern sowie wissenschaftlichen Gegenständen gefüllt, die die guten Wünsche und Ziele für die derzeit im Bau befindlichen Teleskope symbolisieren.

    „Dank des Engagements unserer Partner aus aller Welt und der Unterstützung der ESO als unsere Gastgeberin hier in Chile verwirklichen wir nun unsere Vision, indem wir mit dem Bau des weltweit fortschrittlichsten Observatoriums für Gammastrahlung beginnen“, sagte McMuldroch.

    „Wir sind stolz darauf, das südliche Array des CTAO zu beherbergen und es hier im Paranal-Observatorium der ESO zusammen mit dem Very Large Telescope und dem Extremely Large Telescope der ESO zu betreiben“, sagte Klein. „Diese revolutionäre Installation wird unser Verständnis des Universums verändern und uns einen neuen Blick auf die energiereichsten Phänomene im Kosmos ermöglichen.“

    Das CTAO wurde entwickelt, um hochenergetische Gammastrahlen zu detektieren, die von den heftigsten und energiereichsten Ereignissen im Universum ausgesendet werden. Es wird aus über 60 Teleskopen an zwei Standorten bestehen: CTAO-Süd und CTAO-Nord [1] – eines in jeder Hemisphäre – mit einer Gesamtfläche von über 1 Million Quadratmetern. Allein am südlichen Standort werden mehr als 50 Teleskope installiert, die einen breiten Energiebereich von 20 GeV bis 300 TeV erfassen sollen, was milliardenfach mehr Energie ist als sichtbares Licht [2].

    Das CTAO wird hochenergetische Strahlung mit beispielloser Genauigkeit und Präzision erfassen und damit die derzeitigen Gammastrahlen-Teleskope weit übertreffen. Wenn ein energiereiches Gamma-Photon auf die Erdatmosphäre trifft, erzeugt es eine Kaskade von Teilchen, die die Emission der sogenannten Cherenkov-Strahlung verursachen – einen charakteristischen schwachen blauen Blitz im sichtbaren Licht. Dieser Blitz dauert nur wenige Milliardstel Sekunden, sodass er mit superschnellen und empfindlichen Kameras und Teleskopen mit enormer Lichtsammelleistung unter einem makellosen dunklen Himmel aufgenommen werden muss.

    Durch die genaue Lokalisierung der Quellen dieser Gammastrahlen wird die CTAO tiefere Einblicke als je zuvor in die extremsten Ereignisse und Objekte unseres Universums ermöglichen und sich dabei auf Schlüsselbereiche konzentrieren wie: das Verständnis des Ursprungs und der Rolle relativistischer kosmischer Teilchen; die Erforschung extremer Umgebungen wie Schwarzer Löcher und Neutronensterne; und die Erforschung der Grenzen der Physik durch die Suche nach dunkler Materie und die Überprüfung der Grenzen von Einsteins Relativitätstheorie.

    Im Jahr 2018 unterzeichneten das CTAO, die ESO und die chilenischen Behörden Vereinbarungen, wonach das südliche Array des CTAO am Paranal-Observatorium der ESO untergebracht werden soll, weniger als zehn Kilometer südöstlich des Standorts des Very Large Telescope der ESO. Diese Region in der chilenischen Atacama-Wüste bietet dank der geografischen Lage Chiles und des Engagements des Landes für den Schutz seines Nachthimmels den klarsten und dunkelsten Himmel aller astronomischen Observatorien auf der Erde.

    „Mit dem Bau einer so leistungsstarken und wichtigen Infrastruktur in dieser Region vertrauen die ESO und die CTAO fest darauf, dass die chilenischen Behörden diesen außergewöhnlichen Standort für künftige Generationen schützen und den enormen Wert sichern werden, den astronomische Einrichtungen wie das CTAO lokal und global generieren“, so Barcons.

    „Paranal ist ein weltweit einzigartiger Ort, um das Universum zu erforschen“, betont Heinz. „Die Atacama-Wüste begrüßt nun ein weiteres weltweit führendes Observatorium, und wir gehen davon aus, dass wir in nur einem Jahr hier mit den CTAO-Teleskopen die ersten Beobachtungen des Gammastrahlenhimmels von Chile aus durchführen können.“

    Endnoten

    [1] Der Standort auf der Nordhalbkugel befindet sich am Instituto Astrofísica de Canarias Observatorio del Roque de los Muchachos auf der Insel La Palma, Spanien.

    [2] GeV und TeV stehen für Giga-Elektronenvolt bzw. Tera-Elektronenvolt. Zum Vergleich: Sichtbares Licht hat eine Energie von nur wenigen Elektronenvolt.

    Weitere Informationen

    Das CTAO ERIC (auch bekannt als zentrale Organisation des CTAO) ist für den Bau und Betrieb des CTAO zuständig. Es setzt sich daher aus Gruppen und Personen zusammen, die sich mit der Leitung und Verwaltung der Entwicklung des Observatoriums und den gesamten Projekt-, Wissenschafts-, Computer- und Systemtechnikaktivitäten befassen. Die übergeordnete Organisationsstruktur gliedert sich in fünf Hauptgruppen: Direktorat, Bau vor Ort, Projektbüro, Projektwissenschaftsbüro und Verwaltungsbüro. Die zentrale Organisation ist für die Verwaltung der vier Standorte der CTAO verantwortlich: die Zentrale am Istituto Nazionale di Astrofisica (INAF) in Bologna (Italien), das Wissenschaftliche Datenmanagementzentrum am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in Zeuthen (Deutschland) und die beiden Teleskopanlagen, CTAO-Nord am Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC) Roque de los Muchachos Observatory auf La Palma (Spanien) und CTAO-South am ESO-Paranal-Observatorium in der Atacama-Wüste (Chile).

    Diese Gruppe arbeitet eng mit Partnern aus aller Welt zusammen, um das Observatorium weiterzuentwickeln. Zu den wichtigsten Partnern zählen Kollaborationen, die Sachleistungen in Form der Entwicklung wichtiger Hard- und Software erbringen, sowie das CTAO-Konsortium, eine internationale Gruppe von Forschern, die sich mit der wissenschaftlichen Nutzung des Observatoriums befasst.

    Zu den CTAO-ERIC-Mitgliedern gehören Deutschland, die Europäische Südsternwarte (ESO), Frankreich, Italien, Kroatien, Österreich, Polen, die Schweiz, Slowenien, Spanien und die Tschechische Republik. Weitere Länder – Australien, Brasilien, Japan, Südafrika und die Vereinigten Staaten – sind dabei, dem CTAO-ERIC als strategische Partner oder Dritte beizutreten.

    Die Europäische Südsternwarte (ESO) befähigt Wissenschaftler*innen weltweit, die Geheimnisse des Universums zum Nutzen aller zu entdecken. Wir entwerfen, bauen und betreiben Observatorien von Weltrang. Astronom*innen nutzen sie, um spannende Fragen zu beantworten und die Faszination der Astronomie zu wecken. Außerdem fördern wir die internationale Zusammenarbeit in der Astronomie. Die ESO wurde 1962 als zwischenstaatliche Organisation gegründet. Heute wird sie von 16 Mitgliedsländern (Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien, und Tschechien) sowie dem Gastland Chile und Australien als strategischem Partner unterstützt. Der Hauptsitz der ESO sowie das Besucherzentrum und Planetarium, die ESO Supernova, befinden sich in der Nähe von München in Deutschland. Die Teleskope der ESO stehen in der chilenischen Atacama-Wüste, einem wunderbaren Ort mit einzigartigen Bedingungen für die Himmelsbeobachtung. Die ESO betreibt drei Beobachtungsstandorte: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal stehen das Very Large Telescope (VLT) mit dem zugehörigen Very Large Telescope Interferometer (VLTI) sowie Durchmusterungsteleskope wie VISTA. Ebenfalls am Paranal wird die ESO das südliche Feld des Cherenkov Telescope Array (CTAO) betreiben, das größte und empfindlichste Gammastrahlen-Observatorium der Welt. Zusammen mit internationalen Partnern betreibt die ESO auf dem Hochplateau von Chajnantor das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) zur Beobachtung des Himmels im Millimeter- und Submillimeterbereich. Auf dem Cerro Armazones, nahe dem Paranal, errichten wir derzeit das Extremely Large Telescope (ELT). Es wird das größte optische Teleskop der Welt sein und wird oft als „das weltweit größte Auge am Himmel“ bezeichnet. Von unseren Büros in Santiago de Chile aus unterstützen wir unsere Aktivitäten im Land. Außerdem arbeiten wir mit chilenischen Partnern und der Gesellschaft zusammen.

    Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.

    Medienkontakte

    Bárbara Ferreira
    ESO Media Manager
    Garching bei München, Germany
    Tel: +49 89 3200 6670
    Mobil: +49 151 241 664 00
    E-Mail: press@eso.org

    Markus Nielbock (Pressekontakt Deutschland)
    ESO Science Outreach Network und Haus der Astronomie
    Heidelberg, Deutschland
    Tel: +49 6221 528-134
    E-Mail: eson-germany@eso.org


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Francisco Rodríguez
    ESO Head of Communication Chile
    Santiago, Chile
    Tel: +56 2 2463 3151
    E-Mail: francisco.rodriguez@eso.org

    Alba Fernández-Barral
    CTAO Chief Communications Officer
    Tel: +39-051-6357-270
    E-Mail: alba.fernandezbarral@cta-observatory.org


    Weitere Informationen:

    https://www.eso.org/public/germany/news/eso2521/ - Originalpressemitteilung der Europäischen Südsternwarte (ESO) mit weiteren Bildern und Videos


    Bilder

    ESO-Logo
    ESO-Logo
    Quelle: ESO
    Copyright: CC BY 4.0

    Gedenktafel am Standort des CTAO-South
    Gedenktafel am Standort des CTAO-South
    Quelle: ESO/CHEPOX
    Copyright: CC BY 4.0


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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