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20.01.1999 09:05

IWH-Wirtschaft imWandel 1/1999

Ingrid Dede Bereich Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Wirtschaftsforschung Halle

    Der Volltext mit Abbildungen und Tabellen zu den einzelnen Beiträgen steht im Internet unter http://www.iwh.uni-halle.de

    Suburbanisierung in Ostdeutschland stabilisiert sich auf hohem Niveau: Das Beispiel Halle-Leipzig

    Die Stadtregion Halle-Leipzig gehört zu denjenigen ostdeutschen Stadtregionen, die durch einen deutlichen Trend der Bevölkerungsverlagerung vom Stadtgebiet ins Umland (Suburbanisierung) gekennzeichnet sind. An der Bevölkerungsmobilität in diesem Raum läßt sich der bisherige Verlauf der Subur-banisierung in den neuen Ländern in typischer Weise ablesen. In der Darstellung sind die Wanderungssalden (Differenz zwischen Zu- und Fortzügen) für die Städte Halle und Leipzig sowie für deren direkt angrenzende Umlandkreise zusammengefaßt.
    Noch bis 1991 verloren sowohl die beiden Städte als auch ihre Umlandkreise Einwohner durch Abwanderung (zumeist in die alten Länder). Bereits im darauffolgenden Jahr differenzierte sich diese Entwicklung, da in den Umlandkreisen die Neubautätigkeit aus verschiedenen Gründen schneller einsetzte, und im Jahr 1992 erste Wohngebäude fertiggestellt wurden. Die hierdurch ausgelösten Zuzüge wendeten die Wanderungssalden der Umlandkreise ins Positive. Die negativen Wanderungssalden der Städte schrumpften zwar zunächst bis zum Jahr 1993, wuchsen aber in der Folgezeit wieder an. Darin spiegelt sich der Umstand wider, daß die Stadtbewohner den größten Teil der Zuwanderer ins Umland stellen.
    Einen vorläufigen Höhepunkt hat dieser Suburbanisierungstrend im Jahr 1996 erreicht. Im Jahr 1997 gingen die Wanderungsgewinne des Umlands leicht zurück. Die für das 1. Halbjahr 1998 vorliegenden sowie die für das Gesamtjahr geschätzten Zahlen sprechen für eine Fortsetzung dieses leichten Rückgangs. Die städtischen Wanderungsverluste sind dagegen bis 1997 angestiegen und nehmen erst neuerdings ab. Die anhaltende Baulandknappheit in den Städten, die weiterhin hohe Attraktivität des Wohnens im eigenen Heim und die Problembelastung mancher städtischen Großwohnsiedlungen lassen insgesamt eine Verstetigung des Suburbanisierungsprozesses auf dem nunmehr erreichten Niveau erwarten.
    Peter Franz (pfr@iwh.uni-halle.de)

    IWH-Konjunkturausblick 1999:
    Delle im konjunkturellen Aufschwung Deutschlands
    Wachstum in Ostdeutschland wieder etwas kräftiger

    Die Konjunktur in Deutschland ist trotz der Finanz- und Wirtschaftskrisen in einigen Ländern Asiens, in Rußland und in Lateinamerika nicht eingebrochen. Aufgrund der günstigen binnenwirtschaftlichen Bedingungen im europäischen Umfeld wurden die Ausfuhrverluste zum Teil wettgemacht. Allerdings hat der Aufschwung in Deutschland vorübergehend einen niedrigeren Gang eingelegt.
    Zu Beginn der dritten Phase der Europäischen Währungsunion sind die Rahmenbedingungen für die Konjunktur überwiegend günstig, wenn auch durch die Entwicklung im Außenhandel zunächst eingetrübt. Niedrige kurz- und langfristige Zinsen wirken anregend, die Lohnabschlüsse - vorausgesetzt sie bleiben moderat - tragen zum ruhigen Preisklima bei, die Finanzpolitik wirkt nicht mehr restriktiv.
    Bei zunehmenden binnenwirtschaftlichen Impulsen wird sich die Führungsrolle der Inlandsnachfrage unter den Auftriebskräften 1999 verstärken. Die Ausrüstungsinvestitionen werden weiter zügig ausgedehnt. Die Dynamik dürfte aber etwas nachlassen. So beeinträchtigen die Eintrübungen auf einigen Außenmärkten und die Belastungen infolge der anstehenden Steuerreform das Investitionsklima.
    Im Sog der steigenden Nachfrage nach neuen Ausrüstungen erhält 1999 auch der gewerbliche Bau Impulse. Die Bauinvestitionen werden sich langsam erholen, allerdings nur in Westdeutschland. Der Wohnungsbau wird von den merklich steigenden Realeinkommen profitieren und durch die niedrigen Bauzinsen angeregt.
    Der Konsum wird von den beschäftigungsinduzierten Einkommenszuwächsen der privaten Haushalte neue Impulse erhalten. Erhöhend wirken zudem vor allem die Entla-stungen der Haushalte bei den direkten Steuern und den Beiträgen zur Rentenversicherung, die zusammen mit der Anhebung des Kindergeldes einen deutlichen Anstieg bei den Nettoeinkommen hervorrufen. Auch die Terms-of-Trade-Gewinne im Außenhandel stimulieren den privaten Verbrauch. Bremsend wirkt demgegenüber die Ökosteuer.
    Insgesamt wird das Bruttoinlandsprodukt 1999 um 2,2 vH zunehmen. Zu Beginn des Jahres werden die Impulse von den Außenmärkten noch schwach bleiben und den Anstieg vorübergehend dämpfen. Das Ende der konjunkturellen Delle dürfte mit der Ten-denzwende bei der Ausfuhr im Frühjahr eingeläutet werden.
    Bei fortgesetztem Produktionsanstieg wird sich die Lage am Arbeitsmarkt 1999 weiter bessern, am ersten Arbeitsmarkt allerdings nur in Westdeutschland. Mit zunehmender Beschäftigung setzt sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit fort. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt dabei jedoch weitaus stärker als die Erwerbstätigkeit steigt.
    In Ostdeutschland wird sich das Wachstum der Produktion 1999 wieder etwas beschleunigen, und es kommt - nach einem deutlichen Gefälle 1998 - zu einem etwa gleich starken Anstieg des Bruttoinlandsproduktes in Ost und West. Die Talfahrt des Baugewerbes, die bislang das gesamtwirtschaftliche Produktionswachstum stark belastet hat, dürfte sich deutlich verlangsamen. Die Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe nimmt weiterhin überdurchschnittlich zu, wenngleich nicht mehr so kräftig wie im Vorjahr. Ein Aufholprozeß gegenüber Westdeutschland kommt noch nicht wieder in Gang. Am ersten Arbeitsmarkt in Ostdeutschland werden weniger Arbeitsplätze abgebaut als im Vorjahr. Einem leichten Beschäftigungsaufbau im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor steht ein fortgesetzter Rückgang der Erwerbstätigkeit im Baugewerbe und beim Staat gegenüber. Im Zuge der weiteren Ausdehnung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen wird die registrierte Arbeitslosigkeit jedoch erstmals seit 1995 abnehmen.
    Der Euro dürfte gegenüber dem US-Dollar im Verlauf von 1999 leicht aufwerten, wie bereits die Eurowährungen in diesem Jahr. Anregend auf die Konjunktur wirkt demgegenüber das niedrige Zinsniveau. Aus heutiger Sicht besteht kein geldpolitischer Handlungsbedarf. Der Preisniveauanstieg im Euroraum dürfte mit etwa 1,2 vH 1999 ebenso gering ausfallen wie im Vorjahr.
    Zu dem entspannten Preisklima in Deutschland und im gesamten Euroraum haben nicht nur die verringerten Einfuhrpreise maßgeblich beigetragen, sondern auch die bisher moderaten Lohnsteigerungen. Eine auch weiterhin moderate Lohnentwicklung ist eine Voraussetzung dafür, daß die hohe Arbeitslosigkeit im Euroraum abgebaut und das brachliegende Wachstumspotential mobilisiert wird. In Deutschland sind die Rahmenbedingungen für eine Fortsetzung der Lohnzurückhaltung angesichts merklich steigender verfügbarer Einkommen förderlich. Neben den günstigeren Austauschrelationen im Außenhandel und den Produktivitätszuwächsen schlagen hier insbesondere auch die Entlastungen bei der Einkommensteuer und den Rentenversicherungsbeiträgen zu Buche.
    Während sich die finanzpolitischen Reformvorhaben 1999 für die privaten Haushalte trotz der Einführung der Ökosteuer einkommensteigernd auswirken, ist der Nettoeffekt auf den Unternehmenssektor nicht pauschal zu erfassen; insgesamt deutet sich für die Unternehmen aber eine stärkere Belastung infolge der Reformvorhaben an. Die Unternehmen profitieren einerseits von der Senkung der Lohnnebenkosten und vom verringerten Grenzsteuersatz bei der Einkommen- und der Körperschaftsteuer, andererseits wirkt sich die Verbreiterung der Steuerbemessungsgrundlage und hierbei insbesondere die Einschrän-kung der Verlustanrechnung belastend aus. Die Belastung durch die Ökosteuer ist branchenabhängig. Da sich das Aufkommen aus der Ökosteuer in dem Maße verringern wird, in dem sie ihren ökologischen Zweck erfüllt, ist mittelfristig eine alternative Finanzierung der verringerten Lohnnebenkosten erforderlich.
    Udo Ludwig (ldw@iwh.uni-halle.de)

    Internationale Krisen dämpfen Wirtschaftswachstum in Mittel- und Osteuropa
    Die Finanz- und Wirtschaftskrisen in Südostasien und Rußland haben die außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das Wachstum in den Transformationsökonomien Mittel- und Osteuropas unsicherer werden lassen. Bis jetzt erwiesen sich die Volkswirtschaften Mittel- und Osteuropas allerdings als schon relativ robust gegenüber den Ansteckungseffekten; es wird 1999 lediglich zu ei-ner Verlangsamung, nicht aber zu einer Unterbrechung des Wirtschaftswachstums kommen. Die Einflüsse der asiatischen Krise werden sich dabei im Vergleich zu denen der Rußlandkrise als stärker erweisen. Die größten Belastungen gehen von Drittmarkteffekten, also von den sich für Exporteure aus Mittel- und Osteuropa verschlechternden Absatzbedingungen auf den westeuropäischen Märkten aus. Die Einbußen aus dem reduzierten Direkthandel mit den Krisenregionen sind dagegen eher unerheblich, und auch die Einbrüche auf den Kapitalmärkten werden wahrscheinlich überwiegend vorübergehender Natur sein. Die Wirtschaftspolitik der Reformländer hat im großen und ganzen angemessen reagiert. Angesichts der möglichen Fortdauer und Verschärfung der Krisen müssen bestehende Ungleichgewichte allerdings schneller und entschiedener als bisher korrigiert werden. Das gilt vor allem für die Flexibilisierung der Wechselkurspolitik und die zu beschleunigende Sanierung des Bankensektors.
    Axel Brüggemann (bgn@iwh.uni-halle.de)

    Abwärtstrend im ostdeutschen Baugewerbe - aber 1999 schwächer
    Nach den Ergebnissen der IWH-Umfrage hat sich die Geschäftslage im Dezember 1998 sowohl gegenüber der vorangegangenen Befragung im Oktober als auch gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich verschlechtert. Erstmalig seit Beginn der Befragung 1993 fällt der Indikator bereits im De-zember in den negativen Skalenbereich ab, der durch ein Übergewicht der Pessimisten gegenüber den Optimisten gekennzeichnet ist: Die Mehrzahl, das entspricht 55 vH der Unternehmen, sieht das aktuelle Baugeschäft in düsterem Licht. Nur 12 vH der befragten Unternehmen schätzen ihre aktuelle Geschäftslage mit "gut" ein.
    Der Stimmungsabfall bringt zum einen die stärkeren witterungsbedingten Behinderungen im Dezember 1998 gegenüber dem Vorjahresmonat zum Ausdruck, was sich insbesondere in der pessimistischeren Lagebeurteilung der Tiefbauunternehmen widerspiegelt. Den entscheidenden Einfluß übt aber zum anderen die Eintrübung der Geschäftslage im Ausbaugewerbe aus. Obwohl die Sonderabschreibungen für modernisierte und sanierte Wohnungen nach dem Fördergebietsgesetz noch bis zum Jahresende von Investoren in Anspruch genommen werden können, verspüren die Ausbauunternehmen bereits seit Oktober Auftragsrückgänge. Investorengruppen, bei denen die Steuerersparnis im Vordergrund steht, scheinen entsprechende Sanierungsobjekte bereits früher in die Wege geleitet haben. Andere Auftraggeber, wie zum Beispiel Wohnungsbaugesellschaften oder selbstnutzende Wohneigentümer, die eher von der künftig bei Modernisierungsmaßnahmen nutzbaren Investitionszulage profitieren, werden wohl erst im Verlaufe der folgenden Monate aktiv. Dies dürfte auch auf Investoren zutreffen, die Mietwohnungen in ausgewiesenen innerörtlichen Sanierungsgebieten planen. Darüber hinaus könnte die Einführung eines von der Förderung ausgeschlossenen "Bagatellbetrages" von 5.000 DM pro Jahr die Bauherren dazu anregen, Baumaßnahmen so weit als möglich zu bündeln.
    Angesichts diese Konstellation bewerten die Bauunternehmen auch ihre Geschäftsaussichten für die nächsten Monate schlechter als im Vorjahr. Drei Viertel der Befragten sehen das Baugeschäft bis zum Frühjahr in überwiegend ungünstigem Licht. Hier werden kaum noch Unterschiede zwischen den Sparten erkennbar. So wird der Nachfragerückgang 1999 anhalten und auch das Ausbaugewerbe erfassen. Allerdings gibt es Bausegmente, wie den Eigenheimbau, die Erneuerung der Infrastruktur und nach einer Anpassungsphase auch wieder die Modernisierung und Sanierung von Wohnungen im Bestand, die der allgemeinen Abwärtstendenz auf dem Baumarkt entgegenwirken. Dafür sprechen auch die ersten Umsatzerwartungen der Bauunternehmen. Danach dürfte sich der Umsatzeinbruch von zehn Prozent im zurückliegenden Jahr auf wenige Prozente 1999 reduzieren. Der Anteil der Unternehmen im Bauhauptgewerbe mit einem erwarteten Umsatzplus wird demzufolge etwa auf dem Vorjahresniveau verharren. Aber mehr Unternehmen als im Vorjahr rechnen damit, die Umsätze auf dem Niveau von 1998 wieder zu erreichen, und 10 vH weniger Unternehmen als 1998 gehen von niedrigeren Umsätzen aus. Das Übergewicht der Unternehmen mit Umsatzminus gegenüber denen mit Umsatzplus ist deshalb 1999 weniger stark ausgeprägt als im Jahr. Etwas pessimistischer als 1998 fallen allerdings die Erwartungen der Tiefbauunternehmen aus. Maßgeblich dafür dürfte sein, daß eine Fortsetzung der Ordertätigkeit sowohl im gewerblichen als auch im öffentlichen Straßen- und Tiefbau auf dem derzeitigen Niveau als wenig wahrscheinlich angesehen wird. Im Ausbaugewerbe verbessert sich die Umsatzsituation im Vorjahresvergleich. Hier könnte sich nach einer erneuten Stabilisierung der Sanierungsaufträge wie-der ein "Gleichgewicht" zwischen den Unternehmen mit Umsatzzuwachs und Umsatzrückgang einstellen.
    Die Situation auf dem Bauarbeitsmarkt bleibt äußerst angespannt. Die Beschäftigung ist im ver-gangenen Jahr infolge des starken Nachfrageeinbruchs um etwa 13 vH im Bauhauptgewerbe und um 9 vH im Ausbaugewerbe zurückgegangen. Laut Umfrage setzt sich der Personalabbau angesichts des noch bestehenden Produktivitätsrückstandes im laufenden Jahr weiter fort: Bezogen auf den durchschnittlichen Beschäftigungsstand im Jahr 1998 planen die Unternehmen des Bauhauptgewerbes für 1999 eine Personalreduzierung von reichlich 10 vH. Im Ausbaugewerbe könnte der Personalabbau von 2,5 vH wegen der neuen Förderbedingungen im Bereich der Modernisierung und Sanierung von Miet- und Eigentumswohnungen etwas schwächer als im Vorjahr ausfallen. Gegenüber dem letzten Beschäftigungsstand vom Dezember 1998 verringert sich der Personalrückgang im Bauhauptgewerbe allerdings auf 5 vH und im Ausbaugewerbe auf 2 vH, da ein großer Teil des Personals bereits im Verlaufe des zweiten Halbjahres 1998 abgebaut wurde.
    Brigitte Loose (blo@iwh.uni-halle.de)


    Weitere Informationen:

    http://www.iwh.uni-halle.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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