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25.10.2004 13:48

Nationales Aktions-Programm Diabetes mellitus: Diabetes besser behandeln und Zunahme verhindern

Medizin - Kommunikation Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Angesichts der steigenden Zahl von Menschen mit Diabetes haben Vertreter der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Diabetes Union (DDU) am 21. Oktober in München ein bundesweites Aktions-Programm vorgestellt. Das auf Initiative der DDU und des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) bundesweit gestartete mehrjährige "Nationale Diabetes-Programm Deutschland" verfolgt zwei Hauptziele: in der Öffentlichkeit die Wahrnehmung des Diabetes als Volkskrankheit zu verbessern und zur Vorsorge zu motivieren; in der Fachwelt, die Diabetes-Prävention, -Versorgung und -Forschung zu koordinieren und zu fördern.

    Der Handlungsbedarf für ein Nationales Aktions-Programm Diabetes ist groß: Derzeit leben in Deutschland mehr als sechs Millionen Menschen mit Diabetes und eine unbekannte Anzahl Erkrankter, bei denen der Diabetes Typ 2 noch nicht diagnostiziert wurde. In den letzten 40 Jahren hat sich die Anzahl der Patienten mit Diabetes Typ 2 verzehnfacht und die Tendenz ist weiterhin steigend: "Die WHO schätzt eine Zunahme von 45 Prozent bis zum Jahr 2030", so Professor Dr. med. Wolfgang Kerner vom Herz- und Diabeteszentrum Mecklenburg-Vorpommern in Karlsburg. "Das ist eine konservative Schätzung, nach Meinung vieler Fachleute könnten es deutlich mehr sein." Doch auch diese vorsichtig geschätzte Zunahme würde bedeuten, dass mehr als jeder 10. Bundesbürger mit Diabetes Typ 2 und dem hohen Risiko von Folgeerkrankungen wie beispielsweise Herzinfarkt, Schlaganfall, Erblindung oder Dialyse leben müsste.

    Angesichts dieser Prognosen beschlossen Vertreter aus Wissenschaft und Politik, von den medizinischen Fachgesellschaften, Krankenkassen, Ärzten und Apothekern, aber auch von Ernährungsindustrie, Medien und Stiftungen in einem Nationalen Diabetes-Programm zusammenzuarbeiten, berichtete Professor Dr. med. Eberhard Standl, Präsident der DDU. Die starke Zunahme des Diabetes mellitus habe soziologische, gesellschaftliche, ernährungsbedingte und medizinische Gründe. Dieser Ursachenvielfalt stehen bislang viele Aktivitäten gegenüber, die nun im Nationalen Diabetes-Programm gebündelt werden sollen. Finanziert werden soll das Programm aus Geldern, die bereits für Versorgungs-, Forschungs- und Präventionstätigkeiten zur Verfügung stehen. Weitere Fördermittel müssen aber erschlossen werden.

    Behandlung interdisziplinär vernetzen
    "Verschiedene Fachdisziplinen sitzen mit im Boot des Aktionsforums. Wichtige Partner sind beispielsweise Kardiologen, Nephrologen oder Orthopäden", so Standl: Drei von vier Patienten mit Gefäßproblemen am Herzen oder Gehirn sowie an den Nieren, Augen oder Füßen leiden an einem langjährigen Diabetes oder einer Vorstufe davon - der gestörten Glukosetoleranz. Die Rate von Herzinfarkten und Schlaganfällen ist bei Menschen mit "Zucker" drei bis fünffach höher als bei Gesunden. Deswegen müssen die Kompetenzen verschiedener Experten gebündelt werden. Eine wichtige Rolle im Netzwerk der Diabetesvorsorge und -behandlung spielen künftig auch die Heilberufler mit den häufigsten Kontakten zu Menschen mit Diabetes: die Hausärzte und die Apotheker.

    Vorsorge und Früherkennung gezielt einsetzen
    In der Theorie ist Diabetes-Vorbeugung einfach: "Mit Abnehmen und regelmäßiger körperlicher Bewegung könnten 60 Prozent der Erwachsenen mit gestörter Glukosetoleranz den Diabetes vermeiden", sagte Professor Dr. med. Hans Hauner, Ernährungsmediziner in München, und weist damit auf die Hauptursachen der Volkskrankheit Diabetes hin: Übergewicht und Bewegungsmangel. Die setzen immer früher im Leben des Einzelnen ein: Jeder fünfte Jugendliche in Deutschland ist übergewichtig. Von den übergewichtigen Jugendlichen haben 30 bis 50 Prozent Zeichen des metabolischen Syndroms, das zu Diabetes führt. Deshalb wird das Nationale Aktions-Programm Diabetes in Kindergärten und Schulen Aktionen und Ernährungsschulungen initiieren und versuchen, auch die Ernährungsindustrie mit in die Verantwortung einzubinden. Aktuelles Ernährungswissen soll verstärkt in Schulbücher wie auch in die Medizinerausbildung Eingang finden.

    Forschung in Deutschland fördern
    Die Versorgung von Menschen mit Diabetes ist in Deutschland in 85 Prozent der Fälle gut. Trotzdem gibt es Fehl-, Über- und Unterversorgung. "Um eine bestmögliche Diagnostik und Therapie zu sichern, ist Forschung notwendig", erklärte der Präsident der DDG, Professor Dr. med. Wieland Kiess, Leipzig. Er kündigte eine Nationale Diabetes-Studie unter Beteiligung aller diabetologisch forschenden Institutionen Deutschlands an. Eine besondere Rolle kommt dabei den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierten Koordinierungszentren für Klinische Studien (KKS) in Düsseldorf und Leipzig zu, die sich noch stärker mit Diabetesforschung befassen werden. Außerdem soll nach dem Vorbild der erfolgreichen Kompetenznetzwerke anderer Fachrichtungen ein Netzwerk für Diabetesforschung eingerichtet werden, kündigte Kiess an. Mit eingebunden in die Gespräche sind das BMBF, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Max-Planck-Gesellschaft.

    Kostenexplosion vermeiden
    Zur weiteren Erarbeitung und Umsetzung des Nationalen Diabetes-Programms sind die nächsten Schritte bereits geplant und sollen möglichst rasch umgesetzt werden. Dafür ist es nicht nur aufgrund der steigenden Erkrankungszahlen höchste Zeit: "Die Behandlungskosten für den Diabetes mellitus lassen sich laut einer AOK-Studie in Hessen auf 15 Milliarden Euro bundesweit hochrechnen", so Professor Hauner. Dazu kommen noch zehn Milliarden Euro allgemeine Therapiekosten sowie acht Milliarden Euro an indirekten Kosten, beispielsweise durch den Verdienstausfall. "Einen weiteren Anstieg der Kosten kann unser Gesundheitssystem nicht verkraften", befürchtete Hauner.

    Quelle: Pressekonferenz "Diabetes - Zeitbombe fürs Gesundheitswesen", veranstaltet von DDU und DDG; München, 21.10.2004

    Kontakt für Rückfragen:
    Beate Schweizer
    Pressestelle DDG
    Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931 295
    Fax: 0711 8931 167
    info@medizinkommunikation.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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