idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.01.1999 14:53

Mikroskopischen Ursachen für Reibung auf der Spur

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Schmiermittel gibt es zig-tausende, Testreihen, Erfahrungen und Geheimtips noch mehr - aber unklar ist das, was geschieht, wenn Reibung auftritt. Mit ersten Ergebnissen seiner Grundlagenforschung konnte Prof. Dr. Christof Wöll (Physikalische Chemie, Fakultät für Chemie der RUB) den Schleier ein wenig lüften: Die Reibungswärme ist wesentlich mechanisch erzeugt.

    Bochum, 27.01.1999
    Nr. 25

    Warum es wie geschmiert läuft
    Mikroskopischen Ursachen für Reibung auf der Spur
    Neues aus der Grundlagenforschung zu einem Alltagsproblem

    Schmiermittel gibt es zig-tausende, Testreihen, Erfahrungen und Geheimtips noch mehr - aber unklar ist das, was geschieht, wenn Reibung auftritt. Mit ersten Ergebnissen seiner Grundlagenforschung konnte Prof. Dr. Christof Wöll (Physikalische Chemie, Fakultät für Chemie der RUB) den Schleier ein wenig lüften: Die Reibungswärme ist wesentlich mechanisch erzeugt. Experimente mit Metallen und Halbleitern ergaben, daß nur ein geringer Anteil an elektronischer Kopplung und eine hohe Anregung von Phononen - Quanten von Schallschwin-gungen und Wärmebewegung als Schwingung von Kristallgittern - auftritt.

    Modelle waren einzige Orientierung

    Bislang gab es nur theoretische Modelle, um Reibung zu beschreiben oder rechnerisch vorherzusagen. Seit fünf Jahren arbeitet Prof. Dr. Wöll an Experimenten, die die Theorie überprüfen. Bei diesen Untersuchungen wird - idealisiert - mit dem Grenzfall nur einer Molekülschicht von Schmierstoffen auf Oberflächen von Leitern wie Kupfer und Blei, Halbleitern z.B. Ruthenium sowie dem Isolator Diamant die Reibung gemessen. Als Schmierstoffe werden gesättigte Kohlenwasserstoffverbindungen wie Hexane, Octane, Nonane und Decane eingesetzt.

    Versuchsanordnung entwickelt

    Bei der gewählten Versuchsanordnung wird in ein geschlossenes Ultrahochva-kuum-System Helium beschleunigt. In Geschwindigkeit und Richtung wohl definiert - ähnlich wie bei einem Molekularstrahl-Experiment - werden die Heliumatome durch ein kurzfristig geöffnetes "Leck" ins System quasi eingesogen. Nachdem sie von der Oberfläche des Versuchsmaterials, in das sie wegen ihrer geringen Masse nicht eindringen können, abgebremst und reflektiert wurden, entweichen sie durch eine zweite kurzfristige Öffnung. Ihre Geschwindigkeiten vor und nach dem Anstoß mit der Kohlenwasserstoffschicht geben Aufschluß über den Energieverlust und somit über die geleistete Arbeit bzw. überwundene Reibung. Diese Methode wurde speziell für die Messung der Phononen an der Oberfläche entwickelt.

    Meist Wärme als Folge von Reibung

    Die Auswertung der Messungen ergab, daß die Dämpfung der Bewegung der reibungsmindernden Octanmoleküle auf metallischen Oberflächen durch die Anregung von Phononen oder Wärme gut beschrieben werden kann. Lediglich zwei Forderungen müssen erfüllt sein: Zum einen muß die Frequenz der Bewegung der Octanmoleküle deutlich geringer als die Frequenz der Phononen sein, also der Wärmebewegung der Kristallgitter. Zum anderen dürfen die chemischen Anla-gerungskräfte an die Testoberflächen nicht über den mechanischen Kräften liegen, denn schon geringe chemische Reaktionen können eine erhebliche elektronische Anregung zur Folge haben.

    Verbesserung der Versuche

    Als nächste Schritte in diesem Projektbereich entwickelt Prof. Wöll neue Versuchsanordnungen, um die beobachteten Phänomene noch genauer messen zu können und einen präzisen Vergleich mit der Theorie zu ermöglichen.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Christof Wöll, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Chemie,
    Physikalische Chemie I, Tel.: 0234/700 -5529, Fax: 0234/7094-182,
    E-mail: woell@pc.ruhr-uni-bochum.de


    Weitere Informationen:

    http://marvin1.pc.ruhr-uni-bochum.de/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Maschinenbau
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).