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Wissenschaft
Disziplinengrenzen werden in Jena schon überwunden
Jena. Ein integriertes Praktikum der Synthesechemie haben Wissenschaftler der Universität Jena entwickelt und erprobt. Es verbindet erstmals wieder Ausbildungselemente der organischen und der anorganischen Chemie und soll die anstehende Strukturreform des Chemiestudiums an deutschen Universitäten beschleunigen. Der dreijährige Modellversuch in Jena wurde mit insgesamt 1,1 Mio. Mark aus Bundes- und Landesmitteln gefördert.
"Es macht heute keinen Sinn mehr, die künstlichen Grenzen zwischen Organik, Anorganik und Physikalischer Chemie aufrechtzuerhalten", erläutert Prof. Dr. Dirk Walther, der gemeinsam mit seinen Kollegen Prof. Dr. Rainer Beckert und Prof. Dr. Ernst Anders für den Pilotversuch verantwortlich zeichnet. Das Jenaer Modell gleicht die Studieninhalte zunächst für angehende Diplom-Umweltchemiker an EU-Standards an, ist aber auch auf das klassische Chemiestudium übertragbar. Die Vorteile für die Studenten, die das Projekt mit Anregungen und Vorschlägen intensiv unterstützt haben, liegen auf der Hand: Sie lernen frühzeitig, problemorientiert statt spartenorientiert zu denken sowie ökonomisch und zugleich umweltbewußt mit Ressourcen umzugehen. Außerdem dauert das neue Kombi-Praktikum nur zwei statt der bisher üblichen drei Semester.
"Wer heute nicht den begrenzten Horizont von Teildisziplinen überwindet, wird weder in der Wirtschaft noch in der Wissenschaft einen Arbeitsplatz finden", ergänzt Rainer Beckert. Gerade die Erfahrungen des Jenaer Sonderforschungsbereichs "Metallvermittelte Reaktionen nach dem Vorbild der Natur" hätten bewiesen, daß Grundsatzfragen nur gemeinsam gelöst werden können. Beckert: "Metallkomplexe waren früher eine Domäne der Anorganischen Chemie. Heute erkennen wir sie in der Natur als Kernbestandteile von Enzymen und versuchen, nach diesem Vorbild neue Wege für die gesamte Synthesechemie zu finden."
Dabei sind die wesentlichen Arbeitsschritte - in der universitären Grundlagenforschung wie auch schon im studentischen Modellpraktikum - für Organiker und An-organiker dieselben. An erster Stelle stehe immer die Syntheseplanung am Computer, erläutert Ernst Anders: "Der ganze Ablauf chemischer Reaktionen wird soweit wie nur möglich in semi-empirischen Molekülberechnungen virtuell am Computer gestaltet, bevor man ihn im praktischen Experiment an der Wirklichkeit überprüft." Schon allein damit ließen sich Kosten und auch labortechnischer Problemabfall erheblich reduzieren. Anschließend werde das Syntheprodukt mit modernen Meßmethoden analysiert und charakterisiert.
Voraussetzung für eine derart zeitgemäße Lehre sei natürlich eine zeitgemäße Ausstattung, wie sie in Jena Zug um Zug angeschafft wurde. Hochleistungs-Workstations für quantenchemische Berechnungen zählen die Chemie-Professoren ebenso dazu wie das notwendig aktuelle Großgeräte-Equipment für spektroskopische Analytik. "Die Chemie in Jena hat natürlich davon profitiert, daß wir den Sonderforschungsbereich einrichten durften", räumt Ernst Anders ein, "aber dabei müßte unsere Ausstattung im wesentlichen einer anzustrebenden bundesweiten Normalität entsprechen." Einzig Sorgen bereitet den Jenaer Chemikern nun ein drohender Personalengpaß, denn die zwei Assistentenstellen, die durch das Modellprojekt finanziert wurden, fallen jetzt weg. "Angesichts spürbar steigender Erstsemester-Zahlen wird die Universität in den nächsten Monaten aus eigener Kraft eine Lösung finden müssen", blickt Anders voraus.
Ansprechpartner.
Prof. Dr. Ernst Anders
Tel.: 03641/948210
Fax: 948212
e-mail: c5eran@rz.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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