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08.11.2004 09:59

Mit Alltagsnähe die Psyche ins Gleichgewicht bringen

Helena Reinhardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Tagesklinikangebot der Jenaer Uni-Klinik für Psychiatrie bewährt sich: 100. Patient aufgenommen

    (Jena) Eine Brücke zu schlagen zwischen der künstlichen Welt einer Krankenhausstation und der Realität des Alltags - das ist das Ziel der Tagesklinik für Psychiatrie des Uni-Klinikums Jena. Statt langer stationärer Aufenthalte bekommen hier Patienten mit psychischen Störungen die Gelegenheit, unter Beibehaltung der individuellen Lebensumstände und der gewohnten Verbindungen zu Familie und Freunden mit therapeutischer Unterstützung wieder aus der Erkrankung zu finden.

    "Diese Brückenfunktion unseres Behandlungsangebotes hat sich bisher gut bewährt", zieht Dr. Stefan Smesny, ärztlicher Leiter der Tagesklinik der Psychiatrie am Klinikum Jena, eine erste Bilanz. Seit der Eröffnung im Februar 2004 sind die 15 Behandlungsplätze der Tagesklinik gut ausgelastet, inzwischen ist bereits der 100. Patient aufgenommen worden. Das Jenaer Angebot richtet sich vor allem an Betroffene mit schizophrenen, depressiven und manischen Erkrankungen. Neben der Weiterbehandlung dieser Patienten nach der stationären Akuttherapie hat sich das tagesklinische Angebot teilweise auch als Alternative zur stationären Behandlung etabliert.

    "Das Konzept der teilstationären Behandlung wird von den Patienten sehr gut angenommen" so Dr. Smesny, "sicherlich auch, weil die Hemmschwelle für eine Therapie in der Tagesklinik niedriger ist, als für eine vollstationäre Behandlung in der Psychiatrie". Immer noch sind Erkrankungen der Psyche schnell mit einer Stigmatisierung der Betroffenen verbunden. Entsprechend wird die unauffällige und gut erreichbare Lage der Tagesklinik unmittelbar im Stadtzentrum als angenehm und erleichternd empfunden. Zum einen kann auf diese Weise ein langer Aufenthalt in der Klinik oft vermieden werden, zum anderen finden hier auch Patienten Unterstützung, die mit einer unmittelbaren Entlassung aus der vollstationären Behandlung überfordert wären.

    Neben einer modernen Psychopharmakotherapie setzt die Tagesklinik dabei mit einem vor allem verhaltenstherapeutisch ausgerichteten Konzept an - Betroffene können sich in Behandlung begeben, ohne den Kontakt zum gewohnten Umfeld zu verlieren und sich im Abklingen der Erkrankung allmählich wieder in ihre gesunde Realität hineinfinden.

    Alltagsfähigkeiten zu erhalten und wiederzuerlangen ist, ebenso wie eine Wiedereingliederung in ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis, oft Hauptziel der Therapie. Die individuellen Voraussetzungen und Erwartungen sind hierbei sehr verschieden: Ein Teil der Patienten sucht Entlastung und psychotherapeutische Unterstützung, um Kräfte zu regenerieren und nach Ressourcen zu suchen. Andere benötigen nach langer Krankheit "gesunde Eindrücke", um sich wieder zurechtzufinden und eine gewisse Eigenständigkeit zu erlangen. "Die Therapeuten gehen dafür mit den Patienten in konkrete Alltagssituationen, wie z. B. Einkauf, Zusammenstellung und Zubereitung von Mahlzeiten oder auch in Gespräche mit Behörden, Konflikte am Arbeitsplatz, in der Familie oder Partnerschaft, um die individuellen Problembereiche am konkreten Beispiel zu bearbeiten", erläutert Stefan Smesny. "Sie vermitteln den Patienten auch Wissen über ihre Erkrankung und helfen ihnen so, sich selbst und den Verlauf ihrer Erkrankung besser zu steuern". Besonders wichtig ist dem Team der Tagesklinik auch die Vorbereitung auf die Wiedereingliederung in den Arbeitsalltag. "Gemeinsam mit kooperierenden Einrichtungen oder Arbeitgebern von Betroffenen finden unsere Therapeuten meist Wege, die Patienten schrittweise wieder an ihre frühere Belastbarkeit heranzuführen, und bei den Arbeitgebern Verständnis für den Arbeitsausfall zu erwirken und das Arbeitsverhältnis so zu erhalten", berichtet Oberarzt Smesny von den bisherigen positiven Erfahrungen. Insgesamt sei der geglückte Start der Psychiatrischen Tagesklinik in Jena auch Ausdruck des Vertrauens der zuweisenden Kollegen, welches das therapeutische Team auch weiterhin rechtfertigen möchte.

    Ansprechpartner:
    Oberarzt Dr. Stefan Smesny
    Tagesklinik für Psychiatrie, Universitätsklinikum Jena
    Tel.: 03641/935297
    E-Mail: stefan.smesny@med.uni-jena.de


    Bilder

    Das Team der psychiatrischen Tagesklinik um Oberarzt Dr. Stefan Smesny (stehend) verzichtet ganz auf weiße Kittel, um keine "Krankenhaus-Atmosphäre" in der Tagesklinik aufkommen zu lassen.
    Das Team der psychiatrischen Tagesklinik um Oberarzt Dr. Stefan Smesny (stehend) verzichtet ganz auf ...
    Foto: Schumacher/Uniklinikum Jena
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

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