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Verein bildet seit 15 Jahren Dolmetscher für die Verständigung mit Migranten aus
Das niedersächsische Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit plant, die finanzielle Förderung des Ethno-Medizinischen Zentrums e.V. in Hannover zu streichen. "Wir sind von dem Vorschlag der Landesregierung, uns ab 2005 von 86.000 Euro auf Null zu kürzen, völlig überrascht worden", sagt Professor Dr. Wielant Machleidt, erster Vorsitzender des Zentrums und Leiter der Sozialpsychiatrie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). "Die geplante Kürzung entzieht uns den Boden für alle anderen Projekte, die zusammen mehr als das Dreifache der Fördersumme ausmachen. Das Zentrum bildet Dolmetscher als Mediatoren für verschiedene Kulturkreise aus und schult Migranten im Gesundheitsverhalten. Die MHH war an der Gründung dieser Einrichtung beteiligt und kooperiert seitdem eng mit dem Ethno-Medizinischen Zentrum, zum Beispiel bei den zahlreichen Dolmetscher-Einsätzen und in der interkulturellen Fortbildung des Personals. "Es gilt als Vorzeigeprojekt für Niedersachsen und steht jetzt nach 15 Jahren erfolgreicher Arbeit vor dem Aus", erklärt Professor Machleidt.
"Landesweit wächst der Widerstand gegen die geplante Streichung der Förderung. Landesärztekammer, Gesundheitsämter, Verbände und Kliniken sind entsetzt und halten das Ethno-Medizinische Zentrum für unverzichtbar. Durch die Kürzung der Landesmittel auf Null ist die Existenz unserer Einrichtung in Frage gestellt. Einmal zerstört ist dieses einmalige Zentrum nicht wieder aufbaubar", beschreibt die zweite Vorsitzende, Professorin Dr. Gisela Fischer den Ernst der Lage. "Beginnend bei türkischsprachigen Migranten haben wir uns den Wanderungsströmen angepasst und Arbeitsmigranten, Flüchtlinge und jetzt vermehrt Menschen aus Osteuropa zu Dolmetschern oder ehrenamtlichen Gesundheitsberatern ausgebildet. Die Streichung der Mittel ist ein Offenbarungseid der Landesregierung in Sachen Integrationspolitik", sagt Professorin Fischer. Jährlich vermittelt der Verein mehr als 2.000 Dolmetschereinsätze in über 40 Sprachen in Krankenhäusern, im Strafvollzug, in Arztpraxen und in Beratungsstellen. "Unsere Arbeit ermöglicht das Gespräch zwischen Arzt und fremdsprachigen Patienten", erläutert Ramazan Salman, Geschäftsführer des Ethno-Medizinischen Zentrums die Arbeit. "Wir verringern nachweislich die durch Fehldiagnosen, Mehrfachuntersuchungen und Nichtinanspruchnahme notwendiger Vorsorgemaßnahmen entstehenden Mehrkosten in dieser Bevölkerungsgruppe."
Das Ethno-Medizinische Zentrum koordiniert den Einsatz von über 300 ehrenamtlichen Bürgerinnen und Bürgern und sorgt so zudem für mehr als 200 mehrsprachige Aufklärungs- und Informationsveranstaltungen pro Jahr. Kürzlich erhielt ein Projekt im Landkreis Stade zwei Preise auf Bundesebene. Dabei konnte die Mehrzahl der Migrantenkinder für Impfungen gewonnen werden, was beispielhaft ist. "In Gesundheit und Migration sind wir das niedersächsische Zugpferd", bestätigt Salman und fragt: "Wer soll denn in Zukunft das Verständnis über Sprachen und Kulturen hinweg vermitteln?"
Weitere Informationen gibt Ihnen gerne Professor Dr. Wielant Machleidt, Vorstand des Ethno-Medizinischen Zentrums, Telefon: (0511) 532-6616, sowie Ramazan Salman, Geschäftsführer, des Ethno-Medizinischen Zentrums, Königsstraße 6, 30175 Hannover, Telefon: (0511) 16 84 10 22.
Medizinische Hochschule Hannover
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Dr. Arnd Schweitzer
Carl-Neuberg-Straße 1 - 30625 Hannover
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
regional
Organisatorisches
Deutsch
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