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05.02.1999 15:33

Vier Organisationen sehen mehr als ZVEI

Inge Arnold Stabsabteilung Presse, Kommunikation und Marketing
Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft

    Warum die jüngst erhobene Forderung nach einer radikalen Beschneidung der deutschen Forschungslandschaft keinen Sinn macht

    Als bedenkliches Produkt eindimensionalen Denkens hat der Vor-standsvorsitzende des Forschungszentrums Karlsruhe, Professor Dr. Manfred Popp, heute in Karlsruhe die jüngste Stellungnahme des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronik-industrie e.V. (ZVEI) in wichtigen Teilen zurückgewiesen. Der wesentliche Fehler in der Stellungnahme des ZVEI - der die Konzentration der außeruniversitären Forschung auf zwei Organisationen, eine grundlagen- und eine anwendungs-bezogene, vorgeschlagen hatte - bestehe in einer vollständigen Ver-kennung der Bedeutung der Vorsorgeforschung. Was der ZVEI als Vehikel für den Erhalt über-dimensionierter Forschungs-kapazität diffamiere, betreffe in Wirklichkeit äußerst wichtige Forschung und Entwicklung für unser aller Zukunft. "Sollten wir wirklich", fragt Popp, "die Umweltforschung einstellen, mit der wir Klimaver-änderungen, Schadstoffwirkungen und nachhaltige Zukunfts-strategien erforschen? Sollen wir wirklich die Gesundheitsforschung beenden? Sollen wir künftige Energietechno-logien dem Diktat eines kurzfristigen Markt-interesses unterwerfen?"

    Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie hatte kürzlich in einer Stellung-nahme gefordert, die Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungs-zentren (HGF) und die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) aufzulösen. Von den vier großen Wissenschaftsorganisationen soll - so der Vorschlag des ZVEI - nur die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) für die angewandte Forschung und die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) für die Grundlagenforschung erhalten bleiben.
    Dieser Vorschlag des ZVEI, entgegnete Prof. Popp, richtet sich selbst - erst recht, wenn man weiß, daß diesem Urteil keinerlei nähere Befassung mit der Vorsorgeforschung vorangegangen ist. Auch die strikte Trennung zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung erscheine aus heutiger Sicht antiquiert.
    Das vom ZVEI entworfene Szenario werde auch dadurch nicht überzeugender, indem es berechtigte Forderungen aufgreife, mit denen der ZVEI freilich offene Türen einrenne. "Effizienz und Wettbewerb sind heute nirgends in der Forschung nur Trendworte, die Forschungspolitik bemüht sich um Entbürokratisierung und sinnvolles Controlling, die Umstellung von der Förderung von Institutionen auf konkrete Projektaufgaben ist in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren längst angegangen worden."
    So muß, wie Popp betonte, der Angriff des ZVEI auf die HGF und die WGL als unfundiert zurückgewiesen werden. Beide Organisationen haben neben MPG und FhG wichtige Zukunftsaufgaben; daher sollte es bei der ausgewogenen Struktur der vier außeruni-versitären FuE-Organisationen bleiben.
    "Man kann nur hoffen", so Prof. Manfred Popp, "daß die ZVEI-Mitgliedsunter-nehmen in ihrem Kerngeschäft solider und kenntnisreicher sind, sonst werden sie wohl in den nächsten Jahren noch weniger Steuern zahlen und sich stattdessen noch mehr mit Fragen beschäftigen, die für ihre eindimensionale Denkweise offenbar zu komplex sind."
    Joachim Hoffmann 5. Februar 1999


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Wirtschaft, fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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