idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
08.02.1999 10:52

Evaluierungsergebnis: »Forschung mit hohem volkswirtschaftlichem Nutzen«

Beate Koch Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

    Evaluierungsergebnis: »Forschung mit hohem volkswirtschaftlichem Nutzen«

    »Vorrangig auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtete Forschung von internationalem wissenschaftlichem Niveau und hohem volkswirtschaftlichem Nutzen«, das ist das Fazit einer Kommission, die im Auftrag des Bundesforschungsministeriums die Fraunhofer-Gesellschaft evaluiert hat.

    »Die Fraunhofer-Gesellschaft fühlt sich bestätigt und ermuntert«, kommentiert Prof. Dr.-Ing. Hans-Jürgen Warnecke, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, das Ergebnis der Evaluierung. »Der Bericht bestätigt die Leistungsfähigkeit des Fraunhofer-Modells der erfolgsabhängigen Finanzierung. Er liefert eine wichtige Unterstützung bei unseren Anliegen an die Politik, Hemmnisse zu beseitigen, die bisher einen noch größeren Erfolg verhinderten. Und er ist eine große Hilfe bei unseren strategischen Planungen für das nächste Jahrzehnt.«

    Schon 1996 hatten die Regierungschefs von Bund und Ländern beschlossen, alle gemeinsam geförderten Forschungseinrichtungen zu evaluieren. Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die erste, die auf den Prüfstand kam. Nachdem der Bund-Länder-Ausschuß fünf »Terms of Reference« festgelegt hatte, berief das Forschungsministerium eine achtköpfige Evaluierungskommission - vornehmlich Experten aus der Industrie. Der Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft stellte der Kommission zu allen Prüfsteinen umfangreiches Material zur Verfügung und stand in vier Plenumstreffen Rede und Antwort. Zusätzlich wurden Gespräche in Untergruppen und Diskussionen mit Institutsleitern geführt. »Wir haben die Evaluierung nicht als Pflichtübung betrachtet, sondern als Chance verstanden, den Sachverstand der externen Gutachter zu nutzen, um unsere eigenen Analysen und Strategiekonzepte zu optimieren«, beschreibt Prof. Warnecke den Diskussionsprozeß. Am 5. Februar übergab Dr. Peter Kohlhammer, der Vorsitzende der Kommission, den Abschlußbericht der Systemevaluation an die Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn.

    Erster Untersuchungsgegenstand war das Technologie-Portfolio: Eine Spiegelung der Technologiefelder der Fraunhofer-Gesellschaft an den globalen Trendbeschreibungen der Delphi-Studie ergab, daß die Fraunhofer-Gesellschaft mittelfristig die wesentlichen Innovationsfelder in den umsatzstarken Märkten abdeckt. Langfristig empfiehlt die Kommission, sich »noch stärker in den Kommunikationstechnologien, den Materialwissenschaften und insbesondere den Lebenswissenschaften« zu engagieren. Außerdem schlägt sie vor, branchenorientierte, institutsübergreifende Strukturen zu bilden, um die Kundenbeziehungen zu focussieren und abgestimmter zu organisieren.

    Der zweite Untersuchungsgegenstand betraf Organisation und Struktur. Die dezentrale Struktur mit einer weitgehenden Selbstbestimmung der Institute wird grundsätzlich positiv eingeschätzt. Ebenso die parallel dazu aufgebauten, institutsübergreifenden Strukturen zur Abstimmung und Ausrichtung der einzelnen Angebote auf die Bedürfnisse des Marktes. Doch die Maßnahmen zu einer »deutlich mehr strategiegeleiteten Führung« mit einer regelmäßigen Evaluierung der Kompetenz- und Geschäftsfelder der Institute und einheitlich strukturierten Strategie- und Zukunftsplänen der Institute gehen der Kommission noch nicht weit genug. Sie regt an, das fachliche Controlling durch regelmäßige Kunden- und Mitarbeiterbefragungen zu ergänzen und internationale Experten einzubeziehen, vor allem aber, den FhG-weiten strategischen Planungsprozeß zur Abstimmung und Bündelung der Ressourcen zügig voranzutreiben.

    Zur Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen: Mit den Universitäten sind die Fraunhofer-Institute traditionell eng verbunden. Die Personalunion von Professuren und Führungspositionen und die gegenseitige Einbindung in Lehr- und Forschungsaufgaben bringt beiden Seiten großen Nutzen: Die Fraunhofer-Institute bekommen Zugang zur Grundlagenforschung und zu jungen Wissenschaftlern, die Hochschule Zugang zu einer wirtschaftsnahen Ausbildung. Die Vernetzung mit anderen Forschungorganisationen ist gut ausgebildet, wird aber zunehmend behindert durch eine Verzerrung des Wettbewerbs, der bei knapper werdenden Mitteln immer härter wird. Daher fordert die Kommission die Politik nachdrücklich auf, einen fairen Wettbewerb zwischen den Forschungsorganisationen mit stark unterschiedlichen Kostendeckungsmechanismen zu schaffen.

    Bei der Bewertung des Finanzierungsmodells bestätigt die Evaluierungskommission die Planungen der Fraunhofer-Gesellschaft. Sie hält die anvisierte Steigerung der Wirtschaftserträge auf mittelfristig 40 Prozent für sinnvoll und auch realistisch. Voraussetzung für dieses »wettbewerblich härtere Operieren am Markt« seien aber auch die notwendigen Freiräume und eine angemessene Vorlaufforschung. Da die Projektförderung von ehemals 40 Prozent auf 20 Prozent gesunken ist, wird als Konsequenz eine Anpassung der Grundfinanzierung auf 40 Prozent empfohlen.

    Wesentliches Hindernis für die Wettbewerbsfähigkeit sind die starren Vergütungsstrukturen. »Es bedarf der marktgerechten Vergütung der für den wirtschaftlichen Erfolg verantwortlichen Personen«, heißt es im Bericht. Deshalb müsse die Fraunhofer-Gesellschaft vom Besserstellungsverbot befreit werden. Nur so könne gesichert werden, daß sie im Wettbewerb um Führungskräfte mithalten könne. Neue flexible Vergütungssysteme mit erfolgsabhängigen Komponenten werden befürwortet. Auch das Anliegen nach Minderheitsbeteiligungen an gewinnorientierten Unternehmen unterstützt die Kommission, da so weitere Rückflüsse für die Vorlaufforschung zu erzielen sind.

    Letzter Prüfstein war ein Vergleich mit anderen Vertragsforschungsorganisationen. Im Unterschied zu allen anderen ist die Fraunhofer-Gesellschaft durch ein hohes Maß an Dezentralität und Eigenständigkeit der Institute charakterisiert. Diese Stärken gilt es nach Ansicht der Kommission zu erhalten und gleichzeitig die Strategieentwicklung und das Marketing institutsübergreifend zu organisieren. Die Fraunhofer-Gesellschaft kann aber als einzige ihren Führungskräften keine wirtschaftsorientierte Vergütung anbieten - ein gravierender Wettbewerbsnachteil. Insgesamt begrüßt die Kommission den intensiven Austausch mit den anderen Vertragsforschungsorganisationen und empfiehlt die Fortführung der internationalen Aktivitäten.

    Die Kommission empfiehlt der Politik, die vorhandenen Hemmnisse dringend zu beseitigen, dann könne das Potential der Fraunhofer-Gesellschaft zur Stärkung der Innovationsfähigkeit der deutschen Industrie noch besser genutzt werden. Weil die Fraunhofer-Gesellschaft mit einer Reihe sich rasch verändernder Umfeldfaktoren konfrontiert ist, empfiehlt die Kommission dem Vorstand, eine hohe Umsetzungsgeschwindigkeit der strategischen Entscheidungen zu erreichen. Denn in Zukunft werde der flexible und schnelle Auf- und Abbau von Kapazitäten, von Verbünden und anderen Kooperationsformen noch wichtiger sein.

    Die Kommission weißt »ausdrücklich auf die Notwendigkeit hin, das gesamte System der öffentlich geförderten Forschung in Deutschland zu überprüfen. Die Missionen der verschiedenen Forschungseinrichtungen sowie ihr Zusammenwirken untereinander sind reformbedürftig und derzeitige Einzeloptimierungen von Teilen des Systems erscheinen volkswirtschaftlich nur bedingt nützlich.«

    Der Erfolg der Fraunhofer-Gesellschaft lasse sich an den stetig gesteigerten Wirtschaftserträgen von derzeit 35 Prozent des Betriebshaushaltes von etwa 1,1 Mrd DM messen. »Mit ihrer klaren Mission ist die Fraunhofer-Gesellschaft unverzichtbares Element der deutschen Forschungslandschaft«, stellt der Bericht unmißverständlich fest. Eine bessere Referenz hätte die Fraunhofer-Gesellschaft zwei Monate vor ihrem 50jährigen Bestehen gar nicht bekommen können. Die Fraunhofer-Gesellschaft hofft, daß die Politik möglichst schnell die Empfehlungen umsetzt, sie selbst ist schon eifrig dabei, aus den Anregungen konkrete Maßnahmen abzuleiten. »Das gute Zeugnis spornt uns an«, betont Präsident Warnecke, »den eingeschlagenen Weg der Flexibilisierung und Vernetzung noch stringenter zu verfolgen.«

    Fraunhofer-Gesellschaft
    Franz Miller
    Presse und Öffentlichkeitsarbeit
    Leonrodstraße 54
    D-80636 München
    Telefon +49 (0) 89/12 05-5 33
    Telefax +49 (0) 89/12 05-3 17
    email: miller@zv.fhg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.fhg.de/german/presse


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).