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Wissenschaft
Von der VolkswagenStiftung initiiertes interdisziplinäres Symposium zum "Bild in der Wissenschaft" vom 15. bis 17. Dezember 2004 in Berlin bringt Natur- und Kulturwissenschaftler miteinander ins Gespräch
Bilder machen Geschichte. Aber so eindringlich, blitzschnell und weltumspannend wie heute - man denke allein an einige Motive aus dem Irak-Krieg, die sich jedem eingebrannt haben dürften - haben sie sich früher nicht verbreitet und vor allem: ihre Wirkung gezeigt. Neue Medien stärken damit ganz enorm die Bedeutung, die Bildern zukommt. Was aber genau ist ein Bild? Und vor allem: Bildet es eigentlich die Wirklichkeit ab - oder ist es nur als Konstrukt zu verstehen? Sicher ist: Bilder wirken auf uns unmittelbar, und obgleich vielfach künstlich erzeugt, akzeptieren wir sie nur allzu gern als Abbild des Realen.
In den Natur- wie in den Kulturwissenschaften spielen Bilder von jeher eine zentrale Rolle. Modelle wie das eines Atoms oder Moleküls beeinflussen unsere Denkstrukturen und prägen unsere Vorstellung von der Wirklichkeit. Heute jedoch stellt sich die Frage durch die Entwicklung des computergenerierten Bildes neu. Als Verbildlichung eines Datensatzes ist es kein schlichtes Abbild; es ist vielmehr ein Konstrukt, das aber durchaus "wahr" ("richtig") oder "falsch" ("fehlerhaft") sein kann: Nur wenn das Bild den Tumor an der "richtigen" Stelle zeigt, kann die Operation gelingen.
Es ist an der Zeit, sich dieser Fragen und Betrachtungen anzunehmen. Vom 15. bis 17. Dezember 2004 veranstalten das Kunsthistorische Institut der Freien Universität Berlin und die VolkswagenStiftung im Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart Berlin das interdisziplinäre Symposium "Das Bild in der Wissenschaft". International renommierte Natur- und Geisteswissenschaftler, vor allem Kunsthistoriker, kommen zusammen, um über ihre jeweiligen Bildbegriffe, über Nutzung, Verständnis und Interpretation der Bilder in den bildgeleiteten Wissenschaften zu diskutieren. Konzipiert wurde die - von der VolkswagenStiftung mit 51.500 Euro geförderte - Veranstaltung von den Kunsthistorikern Professor Dr. Werner Busch, Freie Universität Berlin, und Professor Dr. Horst Bredekamp, Humboldt-Universität Berlin.
Wir laden interessierte Journalistinnen und Journalisten herzlich zu dem Symposium ein. Es findet statt im Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Invalidenstraße 50 - 51, 10557 Berlin. Themen und Referenten entnehmen Sie bitte dem Programm auf den Seiten 3 und 4 der Pressemitteilung. Bitte melden Sie Ihre Teilnahme vorher an bei Professor Dr. Werner Busch unter wbusch@zedat.fu-berlin.de oder telefonisch unter 0 30/8 38 - 5 38 49 bzw. - 5 38 64. Über diesen Kontakt können Sie im Vorfeld auch Interviewwünsche mit einzelnen Teilnehmern koordinieren.
Veranstaltungsort
Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart Berlin
Invalidenstraße 50 - 51
10557 Berlin-Tiergarten
Veranstaltungsbeginn
Mittwoch, 15. Dezember 2004, 19 Uhr, Festvortrag und Empfang
Kontakt Veranstaltung
Freie Universität Berlin
Kunsthistorisches Institut
Professor Dr. Werner Busch
Koserstraße 20
14195 Berlin
Telefon: 0 30/8 38 - 5 38 49 oder - 5 38 64
E-Mail: wbusch@zedat.fu-berlin.de
Kontakt während des Symposiums
Christian Berger
Mobiltelefon: 01 79/7 33 99 61
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Besonders möchten wir Sie auf den Auftakt der Veranstaltung aufmerksam machen: Die Künstlerin Suzanne Anker von der New Yorker School of Visual Arts kombiniert ihren Festvortrag am Mittwochabend mit einer ungewöhnlichen Performance zu bioethischen Aspekten des Rahmenthemas.
Am Donnerstag, dem 16. Dezember, und Freitag, dem 17. Dezember, stehen dann unter anderem folgende Fragen im Zentrum der Veranstaltung: Wie sehr prägen kulturell bedingte Sehgewohnheiten und ästhetische Konventionen die Wahrnehmung und Lesart von Bildern? Welche Sehgewohnheiten haben Naturwissenschaftler heute? Inwieweit sind die technischen Möglichkeiten moderner Visualisierungsverfahren in den Naturwissenschaften durch die Traditionen bildhafter Darstellungen und durch ikonografische Typen beeinflusst? Und was bedeutet es, wenn Naturwissenschaftlern zunehmend bewusst wird, dass zwischen der "Wirklichkeit" und dem "Bild", das wir uns von ihr machen, eine unübersteigbare Kluft liegt - was bedeutet, dass wir uns gerade keine "Abbilder" von ihr machen können?
Übereinstimmung besteht darin, dass Naturwissenschaftler aufgefordert sind, ihren Bildgebrauch zu reflektieren. Insbesondere darüber diskutieren in der Startsektion "Sehen - Sichtbarmachen - Verbildlichen" unter der Moderation von Professor Dr. Gerd Kempermann von der Charité die Professoren Wolf Singer vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main, Christian Griesinger vom Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie und Professor Dr. Christoph Sensen von der Universität Calgary, Kanada. Anschließend versuchen Kulturwissenschaftler, diese naturwissenschaftlichen "Illustrationen" anhand ihres Methodenarsenals zu analysieren und historisch einzuordnen. In einer weiteren Sektion unter dem Titel "Fiktive und reale Monster" geht es um den Prozess biologischer Normbildung auf der Basis bildgestützter Verfahren. Der Wissenschaftshistoriker Professor Dr. Michael Hagner von der ETH Zürich leitet hier die Diskussion. Weitere Themenkomplexe: das Bild in der Neurobiologie und der Nanotechnologie.
Die vorläufigen Resultate und den aktuellen Status des Bildes in der Wissenschaft erörtern im Schlusspanel am Freitagmittag der Generalsekretär der VolkswagenStiftung, Dr. Wilhelm Krull, der Darmstädter Philosoph Professor Dr. Alfred Nordmann, der Göttinger Chemiker Professor Dr. Christian Griesinger - sowie die beiden Kunsthistoriker Professor Dr. Horst Bredekamp, Berlin, und Professorin Dr. Barbara Stafford von der Universität Chicago.
Mit einer Veranstaltung zum Thema "Das Bild in der Gesellschaft", die derzeit gemeinsam von der VolkswagenStiftung und dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) Karlsruhe geplant wird, findet die Diskussion voraussichtlich im Frühsommer 2005 ihre Fortsetzung.
Interdisziplinäres Symposium
"Das Bild in der Wissenschaft"
15. bis 17. Dezember 2004 im
Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart Berlin
Programm
Mittwoch, 15. Dezember
19:00
Festvortrag Suzanne Anker, School of Visual Arts, New York;
anschließend Empfang
Donnerstag, 16. Dezember
9:00
Begrüßung: Wilhelm Krull, VolkswagenStiftung;
Werner Busch, Freie Universität Berlin, Kunstgeschichte
SEKTION 1: SEHEN - SICHTBARMACHEN - VERBILDLICHEN
Funktionen des Bildes in den Naturwissenschaften - generelle Probleme
9:15 - 10:30
Diskussionsleiter: Gerd Kempermann,
Humboldt-Universität Berlin, Neurologische Klinik der Charité;
Redner: Wolf Singer, MPI für Hirnforschung, Frankfurt/Main,
Christian Griesinger, MPI für biophysikalische Chemie, Göttingen, Christoph Sensen, University of Calgary, Faculty of Medicine
SEKTION 2: FREILEGUNG DES UNSICHTBAREN
Instrumentelle Sichtbarmachung
11:00 - 12:30
Diskussionsleiter: Alfred Nordmann, TU Darmstadt, Philosophie;
Redner: Othmar Marti, Universität Ulm, Experimentelle Physik, Karl Clausberg, Universität Lüneburg, Kunst- und Bildwissenschaften, Raphael Rosenberg, Universität Freiburg, Kunstgeschichte
SEKTION 3: DIE FÜLLE DER LEERE
Die Entdeckung des Vakuums als ästhetische Möglichkeit
15:00 - 16:30
Diskussionsleiter: Werner Busch, FU Berlin, Kunstgeschichte
Redner: Hartmut Hecht, Berlin-Brandenburg. Akademie der
Wissenschaften, Leibniz-Projekt, Mathematik, Friedrich Vollhardt,
LMU München, Germanistik, Philipp Weiss und Thomas Fink,
Arbeitsgruppe "Lichtgefüge", FU Berlin, Kunstgeschichte
SEKTION 4: OBER- UND UNTERFLÄCHEN
Bild und Fläche in der Neurobiologie
17:00 - 18:30
Diskussionsleiter: Horst Bredekamp, HU Berlin, Kunstgeschichte;
Redner: David Poeppel, University of Maryland, Neurolinguistik,
Wolfgang Heckl, LMU München, Geo- and Environmental Sciences, Peter Geimer, ETH Zürich, Wissenschaftsgeschichte, Kunstgeschichte
Freitag, 17. Dezember
SEKTION 5: FIKTIVE UND REALE MONSTER
Bildgestützte Verfahren biologischer Normbildung
10:00 - 11:30
Diskussionsleiter: Michael Hagner, ETH Zürich, Wissenschaftsgeschichte
Redner: Klaus Schwamborn, Institut Pasteur Paris, Mikrobiologie, Peter Becker, Europäisches Hochschulinstitut, Florenz, Dept. of History and Civilization, Angela Fischel, Hermann von Helmholtz-Zentrum für KulturTechnik, Berlin, Kunstgeschichte
SEKTION 6: NANOTECHNOLOGIE, KOLORIT, PERSPEKTIVE
Die Erscheinung der Bilder aus dem Nanobereich
12:00 - 13:30
Diskussionsleiter: Gottfried Boehm, Universität Basel, Kunstgeschichte;
Redner: Jörg Kotthaus, LMU München, Experimentelle Physik, Center for Nanotechnology, Jochen Hennig, Hermann von Helmholtz-Zentrum für KulturTechnik, Berlin, Physik, Karl Schawelka, Bauhaus-Universität Weimar, Kunstgeschichte
SCHLUSSPANEL: NEUE HERAUSFORDERUNGEN
13:30
Horst Bredekamp, HU Berlin, Kunstgeschichte, Christian
Griesinger, MPI für biophysikalische Chemie, Göttingen,
Wilhem Krull, VolkswagenStiftung, Alfred Nordmann, TU
Darmstadt, Philosophie, Barbara Stafford, University of Chicago, Kunstgeschichte
Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse04/24112004.pdf
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Kontakt VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Christian Jung
Telefon: 05 11/83 81 - 380
E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de
http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse04/24112004.pdf
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Musik / Theater
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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